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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verwenden, das bewies die Feuerstätte bei dem ersten Nachtlager und ebenso die Fackel, die der Führer durch die Finsterniß des Waldes getragen hatte. Da tauchte auch der Gedanke auf, daß die am Waldessaume früher beobachteten, beweglichen Fackeln von diesen seltsamen Bewohnern des großen Waldes angezündet gewesen sein möchten.
    In Wahrheit darf man glauben, daß gewisse Vierhänder sich des Feuers bedienen. So berichtet z. B. Emir Pascha, daß in den Waldungen von Msokgonien in warmen Sommernächten große Banden von Schimpansen ihr Unwesen treiben, daß sie brennende Fackeln benutzen und damit Raubzüge durch die Pflanzungen unternehmen.
    Im vorliegenden Falle verdient es ferner Beachtung, daß diese Wesen von unbekannter Art bezüglich der Haltung und des Ganges dem Menschen völlig gleich erschienen. Kein anderer Vierhänder wäre würdiger des Namens »Orang« gewesen, der ja genau mit »Waldmensch« zu übersetzen ist.
    »Und obendrein können sie sprechen, bemerkte John Cort, als die drei Männer ihre vorläufigen Wahrnehmungen bezüglich der Insassen dieses Dorfes in den Lüften austauschten.
    – Na schön, rief Max Huber, wenn sie sprechen können, müssen sie auch Wörter haben, allerlei ausdrücken zu können, und ich wäre gar nicht böse, davon die zu kennen, mit denen man »Ich sterbe vor Hunger!« sagen kann.«
    Von den drei Gefangenen erschien Khamis der am meisten betroffene zu sein. Ihm wollte es nicht in den Kopf. – der anthropologischen Erörterungen überhaupt abhold war – daß diese Thiere keine Affen wären. Es wären Affen, die aufrecht gehen, sprechen und Feuer anzünden könnten, die in wirklichen Dörfern wohnten, doch schließlich immer nichts als Affen. Er empfand es schon als etwas ganz außerordentliches, daß der Wald derartige Wesen beherberge, Geschöpfe, von denen er noch nie etwas gehört hatte.
    Seine Würde als Eingeborner des Schwarzen Erdtheils litt darunter, daß diese Thiere »ihrer natürlichen Begabung nach seinen eigenen Landsleuten so nahe ständen«.
    Es giebt Gefangene, die sich ruhig in ihr Schicksal begeben, und andere, die das nicht thun. John Cort und der Foreloper, vorzüglich aber der ungeduldige Max Huber, gehörten zu der ersten Art nicht. Außer der Unbehaglichkeit, in dieser Hütte eingesperrt zu sein und nichts von der Außenwelt sehen zu können, beunruhigte sie nicht wenig die Unsicherheit bezüglich der Zukunft, die Ungewißheit des Ausgangs dieses Abenteuers. Dazu quälte sie obendrein der Hunger, denn seit fünfzehn Stunden hatten sie keinen Bissen gegessen.
    Einen Umstand gab es jedoch, auf den sie eine, wenn auch schwache Hoffnung gründen konnten, nämlich den, daß ja der Schützling Llangas in diesem Dorfe, wahrscheinlich seiner Heimat, bei seiner Familie wohnte, vorausgesetzt, daß es das, was man eine Familie nennt, bei den Waldmenschen von Ubanghi überhaupt gäbe.
    »Da nun, wie John Cort sagte, der Kleine aus dem Strudel gerettet worden ist, dürfen wir dasselbe wohl auch bezüglich Llangas annehmen. Die beiden werden sich nicht getrennt haben, und wenn Llanga hört, daß drei Männer ins Dorf eingebracht worden sind, wie sollte er nicht darauf kommen, daß wir diese wären?… Uns hat man bis jetzt kein Uebel angethan, und wahrscheinlich dem Llanga doch auch nicht.
    – Wer weiß? Der Schützling ist heil und gesund, meinte Max Huber, doch ob sein Beschützer und Pfleger auch?… Es liegt kein Beweis dafür vor, daß der arme Llanga nicht im Rio ertrunken wäre.«
    In der That gab es dafür keinen.
    In diesem Augenblick aber öffnete sich die von zwei kräftigen Burschen bewachte Thür der Hütte, in der der junge Eingeborne erschien.
    »Llanga!… Llanga! riefen die beiden jungen Männer wie aus einem Munde.
    – Guter Freund Max… lieber Freund John! antwortete Llanga, der diesen in die Arme fiel.
    – Seit wann bist Du hier? fragte der Foreloper.
    – Seit gestern Morgen.
    – Und wie bist Du hierher gekommen?
    – Sie haben mich durch den Wald getragen.
    – Nun, die Dich getragen haben, müssen schneller gegangen sein, als wir, Llanga.
    – Ja, sehr schnell.
    – Wer hat Dich denn getragen?
    – Einer von denen, die mich, die auch Sie alle gerettet hatten.
    – Menschen? Wirklich Männer?
    – Ja wohl, Menschen… nein, keine Affen.«
    Der junge Eingeborne blieb immer bei seiner Anschauung. Jedenfalls waren es aber Zugehörige einer untergeordneten Rasse, die gegenüber der Menschheit das Prädicat »minderwerthig«

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