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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mutter des Kleinen?
    – Die sind sehr gut gegen mich. Was ich hier gebracht hatte, kam von ihnen.
    – Ich wünsche herzlich, den Leuten dafür danken zu können, sagte Max Huber.
    – Wie heißt denn das Dorf in den Bäumen?
    – Ngala.
    – Giebt es in dem Dorfe auch einen Häuptling? fragte John Cort.
    – Ja.
    – Hast Du ihn schon gesehen?
    – Nein, das nicht. Ich habe aber gehört, daß sie ihn Mselo-Tala-Tala nannten.
    – Das sind Worte der Eingebornen! rief Khamis.
    – Und was bedeuten sie?
    – Der »Vater Spiegel«, antwortete der Foreloper.
    So bezeichnen die Congolesen in der That einen Mann, der eine Brille trägt.
Fußnote
    1 In den unteren Quaternärschichten Sumatras hat M. E. Dubois, ein holländischer Militärarzt in Batavia, einen Schädel, einen Oberschenkelknochen und einen Zahn in gut erhaltenem Zustande gefunden. Der Rauminhalt der Schädelhöhle war bedeutend größer als bei den größten Gorillas, doch kleiner als beim Menschen. Dieses Wesen scheint also thatsächlich ein Mittelglied zwischen dem Anthropoïden und dem Menschen gebildet zu haben. Um den wissenschaftlichen Werth dieser Entdeckung noch weiter zu ergründen und klarzulegen, spricht man jetzt von einer Forschungsreise, die ein junger amerikanischer Gelehrter, der Doctor Walters, nach Java unternehmen soll, und zu der der Milliardär Vanderbilt die nöthigen Geldmittel zur Verfügung gestellt hat.
Vierzehntes Capitel.
Die Wagddis.
    Seine Majestät Mselo-Tala-Tala, König des Stammes der Wagddis, Beherrscher des Dorfes in den Lüften… war das nicht genug, die geheimsten Wünsche Max Huber’s zu erfüllen? Hatte seine überschwängliche französische Phantasie ihm nicht alles vorgegaukelt, was er hier verwirklicht fand, alle diese Geheimnisse des Waldes von Ubanghi, neue Volkstypen, unbekannte Wohnstätten, eine ganz außergewöhnliche Welt, von der niemand eine Ahnung hatte? Nun, jetzt war ihm doch wohl nach Wunsch gedient.
    Er war auch der erste, sich selbst zu loben wegen seiner richtig eingetroffenen Ahnungen, und er hörte damit erst auf, als John Cort zu ihm sagte:
    »Ja, ja, lieber Freund, Du bist wie jeder Dichter mit einem Seherblick begabt und hast deshalb alles vorher errathen…
    – Richtig, lieber John, doch welcher Art die Wagddis, die Halbmenschen, auch sein mögen, hab’ ich doch nicht die geringste Lust, mein Leben in ihrer Hauptstadt zu beschließen.
    – Aber, liebster Max, wir müssen doch eine Zeit lang hier bleiben, um diese Rasse vom ethnologischen und anthropologischen Standpunkt aus zu studieren und später darüber einen dickleibigen Quartband zu veröffentlichen, der alle Akademien der beiden Welten in Aufruhr versetzen wird.
    – Jawohl, erwiderte Max Huber, wir wollen gern beobachten, vergleichen, alle die Frage der Anthropomorphie berührenden Dinge ausspähen, doch nur unter zwei Bedingungen…
    – Deren erste wäre…?
    – Daß man uns, und das erwarte ich ja, volle Freiheit gewährt, im Dorfe hin-und herzugehen.
    – Und die zweite?
    – Daß uns, wenn wir uns hier unbehindert bewegt haben, gestattet wird, fortzugehen, sobald es uns paßt.
    – An wen sollen wir uns aber deshalb wenden?
    – An Seine Majestät den Vater Spiegel, antwortete Max Huber. Doch, das giebt mir die Frage ein: Warum mögen ihn seine Unterthanen wohl so nennen?
    – Und noch dazu in congolesischer Sprache? setzte John Cort hinzu.
    – Sollte Seine Majestät vielleicht kurz oder weitsichtig sein, und deshalb eine Brille tragen? fuhr Max Huber fort.
    – Dabei entsteht wieder die Frage, woher diese Brille stammen möge, bemerkte John Cort.
    – Mag das sein, woher es will, meinte Max Huber, wenn wir erst imstande sind, mit diesem Souverän zu verhandeln, ob er nun unsere Sprache versteht oder wir die seinige gelernt haben, jedenfalls machen wir ihm dann den Vorschlag, ein Schutz-und Trutzbündniß mit Amerika und Frankreich abzuschließen, er aber wird darauf nicht umhin können, uns das Großkreuz des Wagddischen Hausordens zu verleihen.«
    Max Huber sprach sich recht zuversichtlich aus, indem er darauf rechnete, daß sie sich hier würden frei umher bewegen und das Dorf nach Belieben verlassen können. Wenn aber Khamis, John Cort und er in der Factorei nicht wieder erschienen, wer könnte da auf den Gedanken kommen, sie im Dorfe Ngala im Herzen des großen Waldes zu suchen? Kam überhaupt niemand von der Karawane zurück, so konnte das nur dahin gedeutet werden, daß diese im Gebiete des oberen Ubanghi mit Mann und

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