Das Dorf in den Lüften
verdiente, eine besondere Rasse von Urgeschöpfen, vielleicht des Geschlechtes der Anthropopitheken, die der Stufenleiter des Thierreiches bisher fehlten.
Mit kurzen Worten erzählte nun Llanga seine Geschichte, wobei er wiederholt dem Franzosen und dem Amerikaner die Hand küßte, den beiden Freunden, die wie er aus dem Wasser gezogen worden waren, als die Stromschnelle sie verschlang, und die er nie wiederzusehen gefürchtet hatte.
Als das Floß an die Felsblöcke anprallte, waren er und Li-Mar in den Strudel geschleudert worden.
»Li-Maï? rief Max Huber.
– Ja, Li-Maï, so heißt er. Er hat seinen Namen, indem er auf sich zeigte, wiederholt vor mir ausgesprochen.
– Er hat also einen Namen? fragte John Cort.
– Unzweifelhaft, John!… Wenn man sprechen kann, ist es doch ganz natürlich, auch einen Namen zu haben..
– Und hat diese Sippe, diese Völkerschaft, oder was sie sonst sein mag, ebenfalls einen Namen? fragte John Cort.
– Ja… die Wagddis heißen sie, antwortete Llanga. Ich habe Li-Maï sie Wagddis nennen hören.«
Der congolesischen Sprache gehört dieses Wort nicht an. Doch, ob Wagddis oder nicht, jedenfalls hatten sich Eingeborne am linken Ufer des Rio Johausen befunden, als der Unfall sich ereignete. Die einen sprangen da auf die Barre, um Khamis, John Cort und Max Huber zu helfen, wozu sie sich ohne Zögern ins Wasser stürzten, die anderen retteten auf gleiche Weise Llanga und den kleinen Li-Maï. Llanga hatte bereits das Bewußtsein verloren gehabt; er erinnerte sich nicht mehr, was später geschehen wäre, und glaubte, seine Freunde müßten in dem tosenden Wasser umgekommen sein.
Als Llanga wieder zu sich kam, sah er sich in den Armen eines Wagddi, des Vaters Li-Maïs, während dieser in den Armen seiner »Ngora«, seiner Mutter, lag. Hier ließ sich nur annehmen, daß der Kleine, einige Tage, bevor Llanga ihn »auffischte«, sich im Walde verirrt haben mochte, und daß seine Eltern sich aufgemacht hatten, nach ihm zu suchen. Der Leser weiß, wie Llanga das Kind gerettet hatte, und daß dieses ohne seine muthige Hilfe umgekommen wäre.
Wohl verwahrt und gepflegt war Llanga dann nach dem Wagddidorfe gebracht worden. Li-Maï kam sehr bald wieder zu Kräften, da er nur vor Hunger und Erschöpfung krank gewesen war. Erst der Schützling Llanga’s, wurde er nun dessen Beschützer. Der Vater und die Mutter Li-Maï’s hatten sich gegen den jungen Eingebornen sehr dankbar erwiesen. Eine gewisse Dankbarkeit erkennt man ja auch an Thieren für diesen geleistete Dienste, und warum sollte sie nicht bei Wesen anzutreffen sein, die über diesen stehen?
Kurz, am heutigen Morgen war Llanga nach der Hütte hier geführt worden. Aus welchem Grunde, wußte jener zunächst natürlich nicht. Da vernahm er aber Stimmen, und bei aufmerksamerem Lauschen erkannte er die John Cort’s und Max Huber’s.
Das war es also, was seit dem unglücklichen Vorfalle auf dem Rio geschehen war.
»Gut, Llanga, gut! sagte Max Huber, doch wir sterben vor Hunger und bevor wir Deinen weiteren Bericht anhören… wenn es Dir bei Deinen ernsten Protectionen möglich wäre….
Llanga lief hinaus und kam sehr bald mit einigem Mundvorrath zurück, mit einem großen Stück gerösteten und gesalzenen Büffelfleisches, einem halben Dutzend Früchten der
Acacia adansonia,
gewöhnlich »Affenbrod« genannt, mit frischen Bananen und einer Art Kürbisflasche mit klarem Wasser, dem etwas Lutex-Milchsaft zugesetzt war, ein Saft, der aus einer Kautschukliane von der Art der
Landolphia africana
quillt.
Das Gespräch wurde jetzt selbstverständlich unterbrochen. John Cort, Max Huber und Khamis hatten ein so starkes Bedürfniß nach Nahrung, daß sie nicht im geringsten wählerisch waren. Von dem Büffelstücke, dem Brode und den Bananen ließen sie nur die Knochen und die häutigen Schalen übrig.
Darauf fragte John Cort den jungen Eingebornen, ob die Wagddis ein sehr volkreicher Stamm wären.
»O, es sind viele… sehr viele! Ich habe ihrer eine große Zahl in den Straßen und den Hütten gesehen, antwortete Llanga.
– Ebenso viele Leute, wie in den Dörfern von Burnu oder Baghirmi?
– Jawohl!
– Und sie begeben sich niemals auf die Erde hinunter?…
– O doch; um zu jagen, oder um Wurzeln und Früchte oder auch Wasser zu holen.
– Und sie sprechen auch?
– Gewiß, ich verstehe sie nur nicht. Und doch… zuweilen einzelne Wörter… Wörter, die mir bekannt sind… wie wenn Li-Maï spricht.
– Und der Vater, die
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