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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gürtel hingen, und nach den Federn, die seinen Kopf schmückten, ließ sich vermuthen, daß er der Anführer der Krieger sei. Schon sein grimmiger Gesichtsausdruck, seine befehlerischen Bewegungen und seine natürliche Derbheit ließen ihn zum Befehlshaber geschaffen erscheinen.
    Als Folge dieser Fluchtversuche hatten die beiden Freunde erwartet, daß sie nun Seiner Majestät vorgeführt werden würden und sie endlich diesen König zu sehen bekämen, den seine Unterthanen so eifersuchtig in der königlichen Wohnung verborgen hielten. Ihre Hoffnung sollte getäuscht werden. Offenbar war Raggi mit weitestgehender Vollmacht ausgestattet, und es schien rathsamer, ihn nicht durch Wiederholung solcher Versuche zu reizen. Die Aussichten auf ein Entkommen waren also sehr beschränkt, wenn nicht etwa die Wagddis beim Angriffe auf ein Nachbardorf selbst angegriffen wurden, denn dann konnte es ja bei einem feindlichen Einfalle möglich werden, Ngala unbemerkt zu verlassen. Doch nachher… was dann?…
    Das Dorf wurde jedoch in den ersten Wochen in keiner Weise bedroht, außer durch gewisse Thiere, die Khamis und seinen Gefährten in dem großen Walde noch nicht vor Augen gekommen waren. Wenn die Wagddis in der Hauptsache auch in Ngala lebten oder wenigstens für die Nacht hierher zurückkehrten, so besaßen sie doch einige Hütten am Ufer des Rio. Man hätte fast von einem kleinen Flußhafen, dem Anlegeplatz für die Fischerfahrzeuge, reden können, und diese Fahrzeuge hatten sie nicht selten gegen Flußpferde, Manatis und die in den afrikanischen Gewässern so häufigen Krokodile zu vertheidigen.
    Eines Tages, es war am 9. April, erhob sich da ein lauter Lärm; wüstes Geschrei schallte vom Rio heraus. Handelte es sich um einen Angriff, den Wesen ihresgleichen gegen die Wagddis unternahmen? Dank seiner Lage war das Dorf ja gegen einen plötzlichen Ueberfall gesichert. Bedachte man aber, daß vielleicht an die das Bauwerk tragenden Stämme Feuer gelegt würde, so mußte dessen Zerstörung das Werk weniger Stunden sein. Es war ja nicht unmöglich, daß die Urmenschen gegen ihre Nachbarn zu diesem Mittel gegriffen hätten, und daß diese es jetzt versuchten, es gegen sie anzuwenden.
     

    Die Krieger entwickelten großen Muth. (S. 202.)
     
    Auf die ersten Schreie hin stürmten Raggi und etwa dreißig Krieger nach der Treppe hin, die sie mit affenartiger Geschwindigkeit hinunterkletterten. Von Lo-Maï geführt, kamen John Cort, Max Huber und Khamis nach der Stelle, von der aus der Wasserlauf zu überblicken war.
     

    »Alle Wetter, was bedeutet denn das?…« rief Max Huber. (S. 205.)
     
    Es handelte sich wirklich um einen Ueberfall der am Flusse stehenden Hütten. Eine ganze Herde, nicht von Flußpferden, sondern von Cheropotamen oder vielmehr von Potamocheren, das heißt von eigentlichen Flußschweinen, war aus dem Hochwald hervorgebrochen, und die Thiere traten alles, wohin sie kamen, unter ihren Füßen nieder.
    Diese Potamocheren, die die Boeren Bosh-wark und die Engländer Bushpigs nennen, kommen in der Gegend des Caps der Guten Hoffnung, in Guinea, am Congo, auch in Kamerun vor und richten oft recht empfindlichen Schaden an. Kleiner als das europäische Wildschwein, haben sie feinere Borsten, eine bräunliche, ins orangefarbene spielende Haut, spitze, mit einem Haarbüschel versehene Ohren, eine schwarze, mit weißen Borsten durchsetzte Mähne, die sich über das ganze Rückgrat hinzieht, einen stark entwickelten Rüssel und – was die männlichen Thiere betrifft – zwischen Nase und Auge eine Hautausstülpung, die von einem Knochenhöcker getragen wird. Diese Schweine sind immer zu fürchten, im vorliegenden Falle waren sie es umsomehr, als sie in starker Ueberzahl auftraten.
    Man hätte ihrer wohl hundert zählen können, die gegen das linke Ufer des Rio angestürmt kamen. Vor dem Dazwischentreten Raggi’s und seiner Leute waren auch schon die meisten Hütten umgeworfen worden.
    Durch die Zweige der äußersten Bäume konnten John Cort, Max Huber, Khamis und Llanga dem Kampfe zusehen. Er war nur kurz, doch nicht gefahrlos. Die Krieger entwickelten dabei großen Muth. Sie bedienten sich mehr der Spieße und Aexte als der Pfeile und der Bogen, und drangen auf die Angreifer mit gleichem Ungestüm ein, wie die Thiere auf sie. So entwickelte sich ein Handgemenge – wenn dieser Ausdruck hier statthaft ist – wobei die Wagddis mit den Aexten dreinschlugen und den Vierfüßlern die Speere in die Seite rannten.
    Nach kaum

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