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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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drastischen Worten Matuschka von dem Ereignis sprach. Der Mann beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Knien ab.
    Â»Trifft es zu, ich meine, was die Reimers von sich gegeben hat?«
    Â»Sie sollten nicht auf unqualifizierte Gerüchte hören.«
    Â»Was war wirklich los?«, forderte Matuschka Christoph auf, zu berichten.
    Â»Ich glaube nicht, dass wir in dieser Runde Einzelheiten diskutieren sollten.«
    Â»Weshalb sind Sie dann hier?« Matuschka zog eine Augenbraue fragend in die Höhe.
    Christoph lächelte. Auf Matuschka wirkte es wohl irritierend, weil es arrogant aussah.
    Â»Sie sind kein Einheimischer?«
    Â»Doch«, behauptete der Mann. »Ich wohne hier.«
    Â»Zugereist«, stellte Christoph fest.
    Â»Wenn Sie so wollen … Aber was hat das zu besagen? Ohne frisches Blut wäre das Dorf ausgetrocknet. Die können doch froh und dankbar sein, dass Leute wie wir hierherziehen, die alten Katen renovieren und Kaufkraft hierherbringen.«
    Â»Sie stammen woher?«
    Â»Wir hatten eine Metzgereikette am Niederrhein. Die haben wir an einen Discounter verkauft. Dann sind wir hierhergezogen, da wir oft in St. Peter-Ording waren.« Er faltete die Hände. »Manchmal macht man Fehler im Leben. Niemand ist perfekt. Man wählt den falschen Wohnort, baut das falsche Haus.«
    Â»Heiratet die falsche Frau«, setzte Große Jäger die Aufzählung fort.
    Matuschka warf seiner Frau einen schnellen Blick zu, dann fauchte er den Oberkommissar an. »Ist das Ihr Problem?«
    Â»Haben Sie selbst geschlachtet, oder waren Sie nur der Kaufmann?«, lenkte Christoph das Gespräch in andere Bahnen.
    Â»Zuerst habe ich noch selbst im Betrieb mitgearbeitet.«
    Das konnte eine Erklärung dafür sein, wie ungerührt Matuschka vom »Zerkleinern« gesprochen hatte.
    Â»Was ist nun mit Witte?«, fragte er.
    Â»Unsere Kollegen sind noch vor Ort. Sie dürfen gern beim Durchsehen des Inhalts des Fermenters behilflich sein«, mischte sich Große Jäger ein.
    Â»Das ist wohl ein Scherz. Es reicht schon, dass die ganze Scheiße fürchterlich stinkt. Wenn die Bauern Jauche fahren, können Sie das Fenster nicht öffnen.«
    Â»Die Landwirtschaft war vor Ihnen da«, sagte Christoph lakonisch.
    Â»Ist das ein Grund, so gedankenlos auf die anderen Bewohner einzuwirken? Sie sollten mit Wychzek sprechen. Der ist auch ein Opfer und hat sich nach der Pensionierung hier niedergelassen. Wychzek ist Ingenieur. Der kann Ihnen erklären, dass der Gestank nicht sein muss. Das ist alles eine Frage des guten Willens.«
    Â»Es gibt Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und den Alteingesessenen?«
    Â»Sie können mit diesem Volk nicht vernünftig reden.«
    Â»Aber Heinrich …«, wandte seine Frau zaghaft ein.
    Matuschka schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
    Â»Du verstehst das nicht. Deine Anbiederung ist manchmal nicht zu ertragen.«
    Â»Ich bin nur höflich und nett zu den Nachbarn. Schließlich müssen wir mit denen auskommen.«
    Â»Quatsch. Die legen einem aus purem Neid Steine in den Weg, wo sie nur können. Wir müssen nicht nur den Gestank ertragen, nein! Wir können uns auch nicht so einrichten, wie wir es gern möchten. Unsere Ausbauwünsche sind abgeschmettert worden. Das sieht der Bebauungsplan nicht vor. Dieser lausige Anbau«, dabei zeigte er auf den Winkel, »ist alles, was man uns genehmigt hat. Dabei hätten wir ganz andere Vorstellungen.« Er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Daran liegt es nicht. Aber die Leute blockieren aus Sturheit alles, was ihnen nicht in den Kram passt.«
    Â»Michael Witte …«
    Â»Der Tote«, fuhr Matuschka dazwischen.
    Â»Ich spreche vom Bürgermeister des Ortes, Herrn Witte.«
    Â»Der hat das alles nicht begriffen. Der hatte nicht genug in der Birne. Den haben Leute wie Reimers doch vorgeschickt, den Bürgermeister zu spielen. Unsere Ausbaupläne hat Witte blockiert, aber die bescheuerten Windenergieanlagen, die wollte er rundum aufstellen.«
    Â»Das stimmt nicht, Heinrich«, widersprach Else Matuschka. »Witte ist gegen Windmühlen. Die Bauern wollen das.«
    Â»Und deshalb gab es Streit im Ort?«
    Â»Streit? Das kann konstruktiv sein. Aber von Streitkultur haben die Leute hier noch nichts gehört. Hier standen sich zwei Meinungen gegenüber. Die Alten, die nie in die Welt gesehen

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