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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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zwischendurch für eine kurze Pause hierher. Dann möchte er nicht gestört werden.«
    Â»Nun ist genug«, sagte Große Jäger streng. »Holen Sie Ihren Vater an die Tür, sonst wecken wir ihn. Aber fix. Wir haben nicht alle Zeit der Welt.«
    Lena Witte zog den Kopf zwischen die Schulterblätter ein, murmelte »Moment« und verschwand. Sie hörten, wie die junge Frau die Treppe hinaufging und an eine Tür klopfte.
    Â»Papa?«, rief sie halblaut.
    Â»Da bewegen wir Himmel und Erde, und der Elektromeister liegt zu Hause und schlummert«, sagte Große Jäger. »Aber, zum Teufel, wem gehört der Finger? Ich möchte wetten, Witte hat seinen mit ins Bett genommen.«
    Erneut hörten sie das zaghafte »Papa?«.
    Dann knarrte eine Tür. Kurz darauf kam Lena die Treppe herunter und kehrte zu den Beamten zurück.
    Â»Haben Sie den Chef des Hauses wach bekommen?«, fragte Große Jäger.
    Sie blickte ihn ratlos an und breitete die Hände aus.
    Â»Er ist nicht da.«
    Â»Irgendwo muss er doch sein.«
    Â»Bestimmt ist er beim Kunden.«
    Christoph zeigte auf den Caddy. »Zu Fuß?«
    Erst jetzt schien Lena Witte den Firmenwagen wahrgenommen zu haben.
    Â»Ach nee.« Sie musterte Christoph. »Dann weiß ich auch nicht.«
    Â»Ist er in einem anderen Raum? Keller? Werkstatt?«
    Sie blickte über den Hof. »Die Werkstatt ist zu. Und einen Keller haben wir nicht.«
    Â»Irgendwo muss Ihr Vater doch sein.« Große Jäger wurde ungeduldig. »Schließlich steht sein Auto vor der Tür. Das war vorhin noch nicht der Fall.«
    Â»Sie waren schon einmal da?«
    Christoph ging nicht auf die Frage ein. »Wo ist Ihr Vater?«
    Â»Ich weiß es nicht«, gestand sie kleinlaut ein.
    Â»Und der Passat?«
    Lena Witte schluckte heftig. »Mit dem war ich unterwegs. Ich nehme manchmal Papas Auto. Ich arbeite in St. Peter bei der Sparkasse. Dort kommt man von uns aus schlecht hin. Wenn Papa das Auto nicht braucht, fahre ich damit.«
    Â»Das hat er Ihnen heute Morgen genehmigt?«
    Sie senkte den Blick und starrte auf ihre Fußspitzen.
    Â»Da habe ich ihn nicht gesehen. Das kommt öfter vor. Ich meine, wenn er früh los ist. In der Woche, so den Tag über, ist er immer mit dem Werkstattwagen unterwegs.«
    Â»Wann ist Ihr Vater gestern Abend nach Hause gekommen?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Â»Keine Ahnung. Er war gestern in Kiel. Ich war abends noch bei Freunden in Uelvesbüll.«
    Â»Wie sind Sie dorthin gekommen?«
    Â»Geert, das ist einer aus dem Freundeskreis, hat mich abgeholt. Und wieder zurückgebracht. Das war gegen halb zwölf. Da war hier schon alles dunkel.«
    Â»Und der Passat stand vor der Tür?«
    Â»Ja.« Es klang erstaunt.
    Â»War Ihr Vater schon zu Hause, bevor Sie wegfuhren?«
    Lena Witte sah Christoph eine Weile an. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Hab nicht drauf geachtet. Ich glaube aber nicht.« Sie streckte den Kopf vor. »Was soll das eigentlich? Ich verstehe das nicht.«
    Â»Frau Witte«, begann Christoph vorsichtig und berichtete von dem vagen Verdacht, dass man im Fermenter des Bauern Reimers einen Finger mit einem Ring gefunden hatte, von dem Dorfbewohner behaupteten, er könne Michel Witte gehören.
    Â»Das ist doch absurd«, wies Lena Witte diese Vermutung zurück. »Nie und nimmer. Und wo ist meine Mutter?«
    Â»Die ist vorsichtshalber zur ärztlichen Behandlung ins Klinikum nach Tönning gebracht worden.«
    Â»Dann werde ich sofort hinfahren«, entschied die junge Frau und wollte sich an den Beamten vorbeidrängeln.
    Große Jäger breitete die Arme aus und versperrte ihr den Weg.
    Â»Moment. Warten Sie damit noch einen Augenblick. Die Ärzte kümmern sich um Ihre Mutter. Sie ist in Tönning in den besten Händen.«
    Christoph räusperte sich. »Ich möchte Ihnen den Ring zeigen, den wir gefunden haben.« Er navigierte auf seinem Smartphone zu dem Bild, das ihnen Jürgensen geschickt hatte, und zeigte es Lena Witte. »Kennen Sie diesen Ring?«
    Â»Klar. Sicher. Das ist der meiner Mutter. Hundertpro.«
    Die junge Frau hatte den Ring als den ihrer Mutter identifiziert. Der war gleich dem des Vaters. Es war eine weitere Bestätigung, dass die bisherigen Vermutungen der Polizei richtig sein konnten.
    Â»Bei Reimers haben Sie den gefunden? Wie kommt der da hin?«
    Â»Das

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