Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Einbruchdiebstählen, Sachbeschädigungen und Betrug, Bandenkriminalität und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz stellten eine große Herausforderung für die Frauen und Männer in der Kriminalpolizeistelle und ihre Ableger in Niebüll und Westerland dar.
    Er war über drei Stunden mit dem Aktenstudium beschäftigt gewesen und hatte mit seinen Mitarbeitern über andere Fälle gesprochen, als Hilke Hauck und Martje Sünnschien zurückkehrten. Die blonde Kommissarin machte einen erschöpften Eindruck. Mit einem Stoßseufzer ließ sie sich an Christophs Schreibtisch nieder.
    Hilke berichtete von ihren Besuchen bei Wittes Kunden.
    Â»Natürlich haben wir nicht alle angetroffen. Nur etwa die Hälfte war zu sprechen. Die Mehrheit waren ältere Leute ohne Kinder. In zwei Fällen gab es erwachsene oder fast erwachsene Kinder im Haushalt. Martje hat überhaupt keine Familie mit kleineren Kindern angetroffen, ich eine. Dort konnte man mir überhaupt nichts zu Wittes Verhalten gegenüber den Kleinen sagen. Der Mann hat sich nicht mit ihnen beschäftigt.« Dann ging ein Strahlen über ihr rundes Gesicht mit den Sommersprossen. »Ich bin aber auf zwei Kunden gestoßen, für die Witte öfter tätig war. Die Theodor-Mommsen-Schule in Garding und die Kindertagesstätte in Oldenswort. Es war nicht einfach, Ansprechpartner zu finden. Ich habe mit dem Schulleiter und dem Hausmeister gesprochen, weil Letzterer Wittes Kontaktperson war. Manche Schüler kannten Witte vom Ansehen. Er hat bei passender Gelegenheit schon mal ein oder zwei Minuten mitgekickt, wenn die Schüler während der Pause Ball spielten. Hier im ländlichen Bereich kennt man sich, sodass er auch in kleine Gespräche verwickelt wurde. Wenn ich es mit meinen eigenen Worten zusammenfasse, war Witte bei den Schülern beliebt. Er ist nie jemandem zu nahe gekommen. Es gab keine Auseinandersetzungen, Streit oder Aggressionen. Man mochte ihn wegen seiner sympathischen Art und Weise.«
    Â»Und die Kindertagesstätte in Oldenswort? Dort sind kleine Kinder.« Automatisch fiel Christoph der kleine Yannick Reimers und das Mädchen vom Porrendeich ein.
    Â»Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Leiterin ermittelt hatte und sie bei sich zu Hause aufsuchen konnte. Sie war sehr zurückhaltend, und es bedurfte einiger Überredungskünste, sozusagen von Frau zu Frau oder Mutter zu Mutter, bis sie damit herausrückte, dass man überlegt hatte, künftig einen anderen Elektriker zu beauftragen. Witte kam immer mit einem Sack voll Süßigkeiten in Oldenswort an. Das hatten die Kinder schnell spitzbekommen. Deshalb hatten die Erzieherinnen ihn gebeten, keine Süßigkeiten mehr zu verteilen. Das widersprach der Erziehungsarbeit in der Kita. Aber Witte hat sich nicht daran gehalten.«
    Â»War erkennbar, ob Witte die Süßigkeiten als Mittel zum Zweck einsetzte, um sich das Vertrauen der Kinder zu erschleichen? Hat er sich ihnen in auffälliger Weise genähert? Die Kinder kannten ihn. Für sie war er kein Fremder, sondern der gute Onkel, wenn er ihnen außerhalb der Kita begegnete.«
    Â»So sieht es nicht aus. Witte war wohl ein Kindernarr. Er hat schon mal Spielzeug oder ein Klettergerüst repariert, auch wenn das nicht seine Aufgabe war. Die Leiterin der Tagesstätte sagte, dass seine Augen immer ein besonderes Leuchten bekamen, wenn er dort arbeiten musste. Er hat ihr gesagt, dass Kinderlärm für ihn wie eine Symphonie wäre und er nicht verstehen könne, dass in manchen Orten Nachbarn gegen Kindereinrichtungen rechtlich zu Felde zogen. Sie wären für ihn nicht nur ein Geschenk Gottes, sondern unser aller Zukunft. Nie! – die Frau betonte es ausdrücklich – nie hat Witte sich auch nur einem Kind in einer Art und Weise genähert, die das Misstrauen der Erzieherinnen geweckt hätte. Nach allem was Martje und ich herausgefunden haben, steht fest, dass Witte außerordentlich kinderlieb, aber auch nicht im Entferntesten pädophil war.«
    Christoph ließ das Gehörte auf sich einwirken.
    Â»Und wenn du mich fragst – als Mutter –, so bin ich der festen Überzeugung, dass die Beobachtungen der Erzieherinnen, aber auch die der Leute von der Theodor-Mommsen-Schule keinen Zweifel an der Redlichkeit Wittes lassen.«
    Wie schnell bekam jemand einen schlechten Ruf, überlegte Christoph. Das

Weitere Kostenlose Bücher