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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Christoph bei.
    Â»Komm, wir machen uns auf den Weg.«
    Der erwachte Jagdeifer ließ ihn sogar das morgendliche Heißgetränk vergessen.
    Christoph folgte dem für Ortsfremde verwirrenden Verlauf der Einbahnstraßen und hatte wenig später Glück, dass er in der engen Straße am Husumer Markt einen Parkplatz fand. Gegenüber lag das Ensemble der Bürgerhäuser, die den zentralen Platz umschlossen. In den Geschäften war noch nicht die übliche rege Betriebsamkeit ausgebrochen, die klassizistische Marienkirche erhob sich am östlichen Rand, und rund um die Tine, Husums Wahrzeichen, hatten Marktbeschicker ihre Stände aufgebaut. Es war Donnerstag.
    Sie suchten die Geschäftsstelle der Husumer Nachrichten auf, die in einem schmucken Gebäude am Markt untergebracht war. Eine Mitarbeiterin hörte sich die Bitte der Beamten an und führte sie zum Leiter des Verlagshauses.
    Herr Christiansen war ein freundlicher Mann, dem sie erneut ihre Bitte vortrugen.
    Â»Selbstverständlich können wir Ihnen in diesem Punkt weiterhelfen«, entschied er und verschaffte sich die erbetenen Informationen. Nach wenigen Minuten verließen sie das Büro der Zeitung und kehrten zum Volvo zurück.
    Â»Donnerwetter«, freute sich Große Jäger. »Da passt ein Stein zum anderen.«
    Â»Es sieht gut aus«, stimmte Christoph zu. Er war ebenfalls optimistisch, auch wenn er nicht zu den überschwänglichen Reaktionen neigte, die dem Oberkommissar eigen waren.
    Die Fahrt durch die Köge war Christoph mittlerweile mehr als vertraut, so oft wie sie die Strecke in den letzten Tagen zurückgelegt hatten.
    Auf dem Reimers’schen Hof herrschte das schon gewohnte geschäftige Treiben. Es wirkte, als hätte sich das Team eingespielt und würde routiniert das Auspumpen des Fermenters weiter verfolgen.
    Â»Seid ihr auch schon aufgestanden?«, begrüßte sie Klaus Jürgensen. »Landpolizist müsste man sein. Dann könnte man morgens spät aus den Federn kriechen.«
    Â»Irrtum, Klaus«, korrigierte ihn Große Jäger. »Hast du schon einmal davon gehört, dass man im ländlichen Bereich mit den Hühnern aufsteht? Morgens, wenn der Hahn kräht?«
    Â»Das mag auf die Menschen zutreffen, aber sicher nicht auf dich.«
    Â»Zweiter Irrtum.« Große Jäger grinste. »Du hast noch nie darüber nachgedacht, wer den Hahn weckt?«
    Jetzt lachte auch Jürgensen. »Willst du mir erzählen, dass du das bist?«
    Der Oberkommissar nickte und versuchte dabei, ernsthaft auszusehen. Es misslang.
    Â»Okay«, sagte Jürgensen. »Wenn du aus der Kneipe nach Hause kommst, weckst du den Hahn, um dich anschließend aufs Ohr zu legen.« Dann räusperte er sich, was in ein dreimaliges Niesen überging.
    Große Jäger klopfte ihm auf die Schulter.
    Â»Du wirst allmählich alt, Klaus. Früher hast du mehr als drei Mal geschafft.«
    Jürgensen wurde ernst.
    Â»Es ist schwierig, hier fündig zu werden. Das Zeug, das wir abpumpen, stinkt nicht nur fürchterlich, es ist auch nur mühsam zu kontrollieren. Ich schätze, wir werden heute fertig werden. Mit der bisherigen Ausbeute bin ich unzufrieden. Wir haben nur wenige Fragmente gefunden. Die Messer und die Transportschnecken haben ganze Arbeit geleistet. Heute Morgen haben wir einen Backenzahn entdeckt, in dem eine Amalgamfüllung steckte. Das werden wir mit dem Zahnstatus von Wittes Zahnarzt abgleichen müssen. Weitere Fundstücke sind das Ende eines Schnürsenkels, also jenes Stückes, um das eine Kunstmanschette gepresst wurde, damit man es durch die Löcher im Schuh ziehen kann. Gestern waren wir ein wenig erfolgreicher und haben vermutlich Knochenfragmente entdeckt, zumindest in einer Größe, die zu erkennen war. Der Rechtsmediziner wird es besser zuordnen können. Ich kann nur außerhalb des Protokolls raten.«
    Â»Und zu welchem Ergebnis kommt der Flensburger Quincy?«, fragte Große Jäger.
    Jürgensen zögerte.
    Â»Ein Stück stabiler Plattenknochen. Es könnte ein Fragment der Schädeldecke sein. Ein abgesplittertes Gelenk. Ellenbogen? Knie? Und ein kräftiger drei Zentimeter langer Röhrenknochen. Oberarm oder Oberschenkel.«
    Â»Können wir die sehen?«, fragte Christoph.
    Â»Ich kann euch nur den Zahn und das Stück Schnürsenkel zeigen. Ach ja, und den Schädelknochen. Die anderen

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