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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Christoph.
    Â»Klingt da Neid aus deinen Worten? Wirst du auch so freudig begrüßt, wenn du nach Hause kommst? Springt Anna dich auch an?«
    Â»Die Frage lasse ich unbeantwortet. Zumindest wedelt sie nicht mit dem Schwanz.«
    Christoph nahm einen leeren Kollegblock und begann, sich Notizen zu machen. Er brachte seine Erinnerungen zu Papier, versuchte sie zu strukturieren und verknüpfte einzelne Punkte miteinander. Dann strich er sie wieder und sortierte sie unter anderen Überschriften neu. Er füllte Seite um Seite, aber auch die zusammengeknüllten Blätter im Papierkorb wurden immer mehr. Zwischendurch brühte er sich einen Darjeeling auf und vergaß, den Kurzzeitmesser zu stellen. Als er an seinen Tee dachte, hatte er keine Ahnung, wie lange der mittlerweile gezogen hatte. Nach dem ersten Schluck verzog er das Gesicht.
    Â»Den kann man auch zum Imprägnieren von Holzpfosten nutzen«, sagte er zu sich selbst. Dann fuhr er in seiner Arbeit fort, bis sein Handy ihn aus den Gedanken riss.
    Â»Aus welcher Kneipe soll ich dich abholen?«, fragte Anna spitz. »Weißt du, wie spät es ist? Du kannst sicher nicht mehr fahren.«
    Er erklärte ihr, dass er noch im Büro sei und den heutigen Tag aufarbeite.
    Â»Hat das nicht Zeit bis morgen? Deine Täter laufen dir nicht davon.«
    Christoph versicherte ihr, sich in Kürze auf den Heimweg zu begeben. Er wollte nur noch eine Sache abschließen.
    Plötzlich stutzte er. Dann suchte er in seinen Notizen, fand andere Stellen, die er miteinander verglich, prüfte es noch einmal und holte einen Textmarker aus der Schublade. Er markierte sich eine Notiz, ergänzte sie um einen Kommentar in Rot und legte zufrieden die Papiere zur Seite.
    Da war sie, die Nadel im Heuhaufen, nach der die Polizei so oft suchte. Er glaubte, sie gefunden zu haben. Erfreut wählte er Große Jägers Telefonnummer. Dort sprang sofort der Anrufbeantworter an. Auch auf dem Handy war der Oberkommissar nicht erreichbar.
    Christoph beschloss, nach Hause zu fahren.

FÜNFUNDZWANZIG
    Hilke Hauck hatte irritiert geguckt, als Christoph sie in ihrem Büro aufsuchte und um einen Kaffee bat.
    Â»Bist du deines Tees überdrüssig?«
    Er hatte ausweichend geantwortet und vermieden zu erzählen, dass er unruhig geschlafen hatte. Immer wieder war er hochgeschreckt, weil ihn der Fall nicht losließ. War das wirklich die Lösung, die er gestern glaubte, gefunden zu haben? Zum Glück wurde er durch andere Aktivitäten abgelenkt, die ihn forderten.
    Die Tür flog auf und knallte gegen die Wand. Sie bekam einen kräftigen Stoß und fiel anschließend mit einem Krachen ins Schloss zurück. Christoph sah auf.
    Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, steuerte Große Jäger seinen Stuhl an, ließ sich darauf fallen, zog die Schublade hervor und versenkte seine Füße darin.
    Christoph hatte es aufgegeben, einen Morgengruß zu erwarten. Stattdessen fing er lauthals an zu lachen. Es dauerte nicht lange, bis der Oberkommissar über die Schulter »Is was?« brummte.
    Â»Willst du heute zur Bank und einen Kleinkredit aufnehmen?«, fragte Christoph.
    Als Antwort zeigte ihm Große Jäger über die Schulter, ohne sich dabei umzudrehen, den Stinkefinger.
    Große Jägers Haare standen unordentlich vom Kopf ab, wie frisch gewaschen. Dafür sprach auch der fehlende Fettschimmer, der sonst dem Haarschopf einen besonderen Glanz verlieh. Die Bartstoppeln wirkten wie ein halbwegs gepflegter Dreitagebart, aus der Jeans waren zwar noch nicht alle Flecken entfernt, die sich dort im Laufe der Jahre eingenistet hatten. Aber die Hose war eindeutig mit Seifenlauge in Berührung gekommen.
    Zum ersten Mal, seit er dem Oberkommissar begegnet war, trug Große Jäger ein unifarbenes Hemd. Es war in einem für Christophs Geschmack grauenvollen Flieder gefärbt. Aber – irgendwie vermisste Christoph doch das Holzfällerhemd.
    Â»Sag nichts«, drohte Große Jäger, der auch im Rücken Augen zu haben schien.
    Immerhin hatte er seine Lederweste mit dem Einschussloch behalten.
    Â»Du musst nichts erklären«, prustete Christoph. »Du kommst direkt aus Garding.«
    Statt einer Antwort streckte Große Jäger den Daumen in die Höhe.
    Bevor sich der Oberkommissar mit einem Kaffee versorgen konnte, überfiel ihn Christoph mit den Neuigkeiten.
    Gebannt hörte Große Jäger zu. Dann pflichtete er

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