Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Holografie immer näher heran, während er weitersprach. »Es ist eine Kulturmesse: Präsentiert wird das Beste und Neueste, was die Menschheit an Musik und bildender Kunst zu bieten hat.«
»Ist das denn nicht ein Widerspruch in sich?«, wagte jemand einen neuerlichen Zwischenruf. Amüsiertes Pfeifen lief wie eine Welle durch die Mitglieder der Zusammenkunft, um über das Wasser des Flusses zu treiben.
»Offenkundig empfinden das die Menschen nicht so«, meinte Beskodnebwyl trocken, als sich das Gelächter gelegt hatte. »Auf dieser Zusammenkunft werden auch Beiträge der örtlichen Thranx-Gruppe, die den südlichen Kontinent bewohnt, gezeigt.« Er beugte sich vor, streckte seinen Thorax, seine Antennen bebten vor kaum noch zu unterdrückender Gefühle. »Es handelt sich um eine durch und durch interkulturelle, speziesübergreifende Veranstaltung - die erste ihrer Art auf Dawn. Zusätzlich zu den ortsansässigen Künstlern steuern eine Zahl wichtiger Kunstschaffender von nahe gelegenen besiedelten Welten, sowohl Menschen wie Thranx, der Ausstellung Exponate bei. Für eine so junge Kolonie verspricht diese Kunstmesse eine Renommee einbringende und wichtige Veranstaltung zu werden, ein entscheidender Punkt für deren weitere Entwicklung.« Er ließ sich wieder in seine vorherige Körperhaltung zurücksinken, machte eine Pause und eine Geste, um seinen Worten zusätzlich Gewicht zu verleihen.
»Auch wir Bwyl wollen, dass dieser entscheidende Entwicklungspunkt eintritt, und zwar in einer Art und Weise, die einen tiefen und lang anhaltenden Eindruck auf wahrnehmungs- und empfindungsfähige Geschöpfe überall im Universum macht! Wir hoffen, dass ihr - die S!k und die Abra - euch mit uns zusammentut, damit wir uns mit einem eigenen Beitrag auf der Kunstmesse exponieren können.«
»Und wie soll dieser Beitrag aussehen?« Der älteste der anwesenden Abra ließ seine Antennen fragend vibrieren.
Beskodnebwyl zögerte keinen Moment, auch sein Tonfall änderte sich nicht um eine Nuance. »Wir haben vor, die Veranstaltung zu sprengen, und indem wir das tun, stellen wir sicher, dass die Beziehungen zwischen Thranx und Menschen auch weiterhin auf einer erträglichen Ebene bleiben. Weil wir nämlich so viele Aussteller und Besucher töten wie möglich! Wir handeln, wie es einstmals die Beschützer taten, und hoffen gerade deshalb, unsere Sache allen Bürgern des Großen Stocks so bestechend klar vor Augen zu führen, dass sie keine andere Wahl haben, als die Richtigkeit unserer Doktrin zu begreifen.« Er brachte gebärdenreich Erfolgsgewissheit ersten Grades zum Ausdruck.
»Natürlich werden die Menschen auf unsere Aktion sofort reagieren. Sobald sich die Nachricht darüber verbreitet, dass wir in den Anschlag involviert sind, werden sie das Messegelände stürmen, um uns zu töten, so schnell sie dazu in der Lage sind. Mit etwas Glück werden einige von uns entkommen, um unsere Sache weiterhin voranzutreiben. Diejenigen von uns, denen nicht vergönnt sein wird, den Weg zurückzufinden, sollten wissen, dass sie ihre Essenz hingegeben haben, um den Großen Stock zu bewahren, ebenso wie unsere Vorfahren es getan haben im Verlauf der Tausende von Schlachten, die in den alten Zeiten geschlagen wurden! Doch in dieser Schlacht zu fallen ist sogar edler, denn sie wird geschlagen im Namen der Unversehrtheit des Großen Stocks selbst!« Er war bei den letzten Worten mit voller Absicht in das ungeschliffenere, rauere und direktere Niederthranx abgerutscht.
»Männliche und Weibliche der S!k und Abra: Wollt ihr in diesem großartigen und edlen Unterfangen, diesem Projekt von großer Bedeutsamkeit, den Platz an der Seite der Bwyl einnehmen?«
Lebhaftes Disputieren folgte, erregt, nur keineswegs einmütig. Klar blieben bei den Disputanten beträchtliche Unterschiede in den vorgetragenen Meinungen bestehen. Nachdem Beskodnebwyl eine offensive Vorgehensweise der diplomatischen vorgezogen hatte, gab es keinen Platz für Unentschlossenheit. Er hatte auch gar nicht vor, Raum dafür zu lassen.
»Wie habt ihr vor, dieses Projekt umzusetzen?« Velhurmeabra von den Abra war augenscheinlich bestürzt über den Plan, den die Bwyl der Zusammenkunft unterbreitet hatten, und scheute sich nicht, das auch zu zeigen. »Treffen denn die Menschen vor Ort keinerlei Vorkehrungen, um solche Vorfälle zu vermeiden? Gibt es keine Wachen?«
»Warum sollten sie das tun?«, antwortete Beskodnebwyl geradeheraus mit einer Gegenfrage. »Es handelt sich um ein
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