Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
auch völlig falsche Vermutung.
»Nicht besonders viele.« Sijnilarget spähte durch ein Gerät, das kein Mensch als solches erkannt hätte. »Obwohl diese Einrichtung für den glatten Ablauf der Messe so wichtig ist, ist sie nicht militärisch gesichert. Meiner Einschätzung nach benötigen wir weniger als zehn Zeiteinheiten, um uns Einlass zu verschaffen, ohne einen Alarm auszulösen. Zugegebenermaßen hatte ich nicht die Zeit, um menschliche Anlagen dieser Art eingehend zu studieren. Dennoch habe ich keine unüberwindlichen Hindemisse entdeckt. Alle Sicherheitssysteme empfindungsfähiger Spezies, die für Sauerstoffatmer entworfen sind so wie dieses, haben ein gewisses Grundmuster.«
Beskodnebwyl deutete mit einer Geste an, dass er verstanden hatte. »Reinzukommen ist der schwierigste Teil. Befinden wir uns erst in dem Gebäude, ist es ein Leichtes, die paar Sprengkörper zu platzieren und ihre Detonation zeitlich abzustimmen. Dass die gesamte Kommunikation ausfällt, wird das Chaos, das wir verursachen, noch vergrößern.«
»Es könnten sich drinnen auch noch menschliche Wächter aufhalten«, gab Tioparquevekk zu bedenken. »Oder womöglich auch Wartungspersonal, mit dem wir es dann zu tun hätten.«
Meuvonpehif ließ ihre Echthände vorschnellen, und ein leises krachendes Geräusch erklang, als Chitin auf Chitin schlug. »Kümmere dich darum, uns da reinzubringen! Wir anderen kümmern uns, falls notwendig, um die unglücklichen Menschen, die es wagen sollten, sich in unsere Angelegenheiten zu mischen!«
»Jeder, der Zeuge unserer Aktivitäten wird, muss zum Schweigen gebracht werden.« Sijnilarget fiel ganz bewusst ins Niederthranx, um die Infamie seiner Worte noch zu unterstreichen. »Niemand darf noch Gelegenheit haben, Alarm zu schlagen.«
»Wir wissen doch nicht einmal, ob wir in diesem weitgehend automatisch laufenden Betrieb überhaupt Menschen antreffen werden.« Beskodnebwyl schirmte immer noch Tioparquevekks Geräte mit seinem Körper vor allzu neugierigen Blicken ab. »Und kein Unbefugter darf diesen Bau betreten! Wie weit bist du?«
»Fast fertig.« Tioparquevekk beugte sich über seine Ausrüstung. »Ich habe die erforderlichen Strukturen analysiert und ermittelt. Alles, was ich noch machen muss, ist, diese Strukturen aufzuzeichnen und einen Testlauf zu starten, um sicherzustellen, dass an dem Tag, an dem wir losschlagen, alles funktioniert.« Er verfiel in Schweigen, arbeitete mit allen vier Händen und sechzehn Fingern.
»He!«
Beskodnebwyl, dessen Kenntnis der menschlichen Sprache recht umfangreich war, erkannte diesen Laut als anklagenden Ausruf. Allerdings wusste er aus seinen gewissenhaften Studien auch, dass es darauf ankam, mit welcher Betonung dieses Wort ausgestoßen wurde und ob es gereizt klang. Ihm fiel auf, dass in diesem Fall alle diese Merkmale erfüllt waren.
»Was macht ihr denn da?« Der Mensch, der die vier Thranx angesprochen hatte, befleißigte sich eines eher aggressiven denn neugierigen Tonfalls. Beskodnebwyl geriet nicht in Panik. Es waren nur zwei Zweibeiner, und sie trugen nicht die Kleidung eines der verschiedenen Servicebetriebe, die auf der Messe ihren Dienst versahen. Das bedeutete, dass sie ganz gewöhnliche Messeteilnehmer waren - nicht viel anders als er selbst und seine Begleiter. Hinter sich, das spürte er, hatte Tioparquevekk seine Arbeit vollendet und packte hastig seine Ausrüstung zusammen. Obwohl in ihnen die Angst hochstieg, arbeiteten die drei anderen Thranx ruhig und zügig weiter. Mit ihren vier Händen waren sie darin sehr geschickt.
Wenn dieser Mensch keine offizielle Funktion bekleidete, mit welchem Recht bellte er Beskodnebwyl und seine Gefährten derart anklagend an? Beskodnebwyl nahm eine abwehrende Haltung ein und machte einen Schritt nach vorn, um sich dem Menschen entgegenzustellen. Das Zweibein war langgliedrig, selbst für seine Art. Auch jetzt, hoch aufgerichtet auf seinen vier Echtbeinen, war Beskodnebwyls Kopf kaum auf Brusthöhe des Zweibeiners. Nichtsdestotrotz ließ der Thranx sich nicht einschüchtern. Die unmittelbare Nähe zu den schwerfälligen, schwankenden Säugern verursachte ihm Ekel und einen leichten Brechreiz, machte ihm aber keine Angst.
»Das werde ich Ihnen sagen, sobald Sie mir Ihren Dienstausweis gezeigt haben.«
Die beiden Menschen blickten verblüfft drein und blieben stehen. Der größere der beiden übernahm auch weiterhin das Reden. »Was denn für ‘nen Dienstausweis?«
»Der Ausweis, der Ihnen das
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