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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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»Es ist absurd. Die einfache Frage lautet – wozu? Dieses Vorhaben beinhaltet Schwierigkeiten, Aufwand, Kosten und ein Risiko … und ich frage erneut, wozu?«
    Einer der Treuhänder sagte leise: »Ich habe meinen Sohn in Frankreich verloren. Ich würde gerne etwas für die Jungs tun, die zurückgekehrt sind und Hilfe bei der Genesung brauchen.«
    Der Sitzungspräsident verschränkte die Hände über seiner Weste. »Was ist mit dem Pflegepersonal, Miss MacIntyre?Es werden doch sicherlich erfahrene Pflegeschwestern sowie zusätzliche Haushaltskräfte benötigt.«
    »Das stimmt. Ich habe mich erkundigt, und es gibt eine vor kurzem in Pension gegangene Oberschwester in Kincaid, die gerne die Leitung übernehmen würde. Sie meint, es gäbe genug erfahrene Krankenschwestern im Distrikt und einige Frauen mit guten Kenntnissen in erster Hilfe und Pflege, die angestellt werden könnten. Andere könnten ausgebildet werden, und es gibt viele Männer und Frauen in der näheren Umgebung, die helfen wollen, viele auf freiwilliger, unbezahlter Basis. Wir haben genügend Arbeiterunterkünfte auf dem Grundstück, die als Behausung für das Personal verwendet werden können. Was den finanziellen Aspekt angeht, so hat Hock Lee die entsprechenden Zahlen für Sie vorbereitet. Ich kann mir keine bessere Verwendung für einen Teil des Geldes aus dem Treuhandvermögen meiner Eltern vorstellen.«
    »Sie scheinen ja alles in Betracht gezogen zu haben«, sagte der Sitzungspräsident mit einem leichten Zwinkern.
    Charles Dashford wirbelte zu ihm herum. »Rawlings! Sie werden doch nicht etwa diesem Plan zustimmen? Wir haben die Aufgabe, die Interessen des Besitzes zu vertreten. Wer kann sagen, in welchen Zustand er verfallen wird oder welche Diebstähle und Schäden auftreten werden. Das Haus ist voll wertvoller Antiquitäten, wie Sie sich erinnern mögen. Nein, ich kann dem keinesfalls zustimmen.«
    Hock Lee legte eine mitfühlende Hand auf Kates Arm. Er hatte sie gewarnt, dass Dashford den Vorschlag blockieren würde. Aber sie schien ganz ruhig zu bleiben.
    »Nun ja, Mr. Dashford, wie traurig wäre die Welt, wenn alle wie Sie dächten. Meine Eltern waren Wohltäter und Philanthropen. Sie wissen von der Arbeit meiner Mutter für die unterprivilegierten Kinder eines Waisenhauses. Ich glaube, dass mein Vater meinen Plan billigen würde, die von meiner Mutter begonnenen guten Taten fortzusetzen. Ist es nicht so, Hock Lee?«
    Hock Lee nickte. Er sagte nichts. Kate machte ihre Sache ausgezeichnet.
    »Das war vor langer Zeit. Hirngespinste, meine Liebe«, widersprach Dashford.
    »Ich schlage vor, dass wir zur Abstimmung kommen«, sagte der Sitzungspräsident.
    Kate sah sich am Tisch um und versuchte festzustellen, wer ihren Plan befürworten würde. Hock Lee, wahrscheinlich der Sitzungspräsident und der Treuhänder, dessen Sohn gefallen war. Der Rest wirkte unsicher. Hock Lee hatte ihr erklärt, dass Charles Dashford es meist schaffte, den Ausschuss auf seine Seite zu bringen. Die meisten würden wie er stimmen, um sicherzugehen, anstatt ihren Hut für eine junge Frau und ein finanzielles Risiko in den Ring zu werfen.
    Kate erhob sich. »Meine Herren, bevor Sie abstimmen, würde ich gerne noch ein Wort allein mit Mr. Dashford sprechen.«
    Charles Dashford seufzte. »Kate, ich glaube nicht, dass das nötig ist.«
    Sie lächelte ihn zuckersüß an. »Nur einen kleinen Augenblick, um zu sehen, ob ich Sie nicht doch noch umstimmen kann.«
    Widerstrebend erhob er sich, und als auch Hector aufstehen wollte, wandte sich Kate an ihn. »Wenn es dir nichts ausmacht, Hector, würde ich lieber allein mit deinem Vater sprechen.« Hector hob die Augenbrauen und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
    Kate legte ihren Muff auf den Tisch, nahm ihre kleine Handtasche und rauschte aus dem Sitzungszimmer.
    Charles Dashford schloss die Tür hinter ihnen. »Also wirklich, Kate, damit verschwenden wir nur Zeit. Du hast nicht zu bestimmen, was mit Zanana geschieht, du bist immer noch ein junges Mädchen.«
    Sie sah ihn an und sprach mit leiser Stimme, jedes Lächeln war aus ihrem Gesicht gewichen. »Ich spüre, dass es das Richtige ist. Eine moralisch richtige Sache, die ich für meinen leiblichen Vater, für meinen Pflegevater Harold und all jene jungen Männer tun möchte, die in diesem schrecklichen Krieg an Leib und Seele verletzt wurden. Viele von ihnen werden vielleicht nie wieder ganz genesen. Ihre Körper schon, aber nicht ihr Geist und ihre

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