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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Dashford in Sydneys imposanter Macquarie Street abgehalten, einer Straße von Macht und Prestige. Das dreistöckige Sandsteingebäude stand gegenüber dem Botanischen Garten, und im Gegensatz zu den freundlichen, verwitterten hellen Sandsteinblöcken war das Innere dunkel und wirkte kalt und unfreundlich.
    Die Absätze von Kates Schuhen klapperten auf den schwarzweißen Marmorfliesen des Foyers, als sie rasch die Treppe emporstieg. Die großen Holztüren trugen in frisch gemalten Goldbuchstaben die Aufschrift »Charles Dashford und Sohn – Anwälte«. Kate und Hock Lee warfen sich fragende Blicke zu. Er drückte ihren Arm, gab seinem weichen Filzhut mit dem Spazierstock einen verwegenen Schubs und öffnete die Tür.
    Sie wurden von einem schüchternen jungen Anwaltsgehilfen in das Sitzungszimmer geführt. Das leise Gemurmel um den Mahagonitisch verstummte, und es gab ein Rascheln und Stühlerücken, als sich die Treuhänder erhoben, um Kate zu begrüßen.
    Hock Lee übernahm es, die Anwesenden einander vorzustellen, stockte aber, als er sah, wie Hector Dashford Kate mit einem offenen und bewundernden Lächeln betrachtete. »Hector kennst du natürlich. Äh … wirst du bei der Sitzung dabei sein?«, fragte Hock Lee. Er klang nicht gerade erfreut über die Anwesenheit einer Person, die nicht zum Ausschuss gehörte.
    »Hector macht sich mit den Angelegenheiten unserer Kanzlei vertraut«, erklärte Charles Dashford glatt. »Er kann bei dieser Sitzung natürlich nicht mit abstimmen.«
    »Ich dachte, die Vermögensverwaltung von Zanana sei nicht eine Angelegenheit Ihrer Kanzlei, sondern die gemeinsame Aufgabe aller hier Anwesenden«, sagte Kate milde, als ihr Hock Lee den Ledersessel an dem langen ovalen Tisch zurechtrückte.
    »Aber gewiss, meine Liebe. Hector macht sich mit allen Aspekten meiner Geschäftsinteressen vertraut, und Zanana ist Teil meines … Portefeuilles«, sagte Charles Dashford mit einem angespannten Lächeln.
    »Es macht dir doch nichts aus, dass ich hier bin, Kate?«, fragte Hector und lächelte immer noch zuvorkommend.
    »Im Moment nicht. Ich glaube sogar, dass dich interessieren wird, was ich vorzuschlagen habe.«
    Ein ältlicher Bankier mit einem dicken Schnurrbart und einem altmodischen Gehrock fuhr mit den Fingern über seine seidenen Rockaufschläge. »Vielleicht sollten wir die Sitzung eröffnen und anfangen. Miss MacIntyre, Sie stehen als Erste auf der Tagesordnung.«
    Der Schriftführer verlas rasch die Tagesordnung und erteilte dann Kate das Wort.
    Sie zögerte einen Augenblick und schaute sich die zehn ausdruckslosen Gesichter um den Tisch herum an. Hector lächelte immer noch nachsichtig in ihre Richtung. Sie beachtete ihn nicht und begann zu sprechen.
    »Meine Herren … ich frage mich, ob Sie wissen, was ›Zanana‹ bedeutet?« Sie unterbrach sich und lächelte innerlich, als sie alle etwas verdutzt schauten. Dann fuhr sie fort: »Es bedeutet Ort des Schutzes und der Zuflucht, Ort des Friedens und der Ruhe. Ein Ort, an dem die geistigen Kräfte erneuert werden können. Ein Ort des Heilens. Für Geist, Seele … und Körper. Also scheint es mir nur passend, dass Zanana, zumindest vorübergehend, zu einem Ort wird, an dem Männer, die aus dem Krieg zurückgekehrt sind, sich erholen können.«
    »Ein Hospital!«, entfuhr es Charles Dashford entsetzt.
    »Eher ein Heim für genesungsbedürftige Soldaten. Eine Zwischenstation zwischen dem Krankenhaus und der Rückkehr in ihr eigenes Heim. Es erscheint mir bedauernswert, dass in diesen schwierigen Zeiten ein so großes Haus leer steht, während die Krankenhäuser überfüllt sind mit Männern, die keiner dringenden medizinischen Versorgung bedürfen, aber einer überwachten Rekonvaleszenz. Es würde nicht allzu viel Geld kosten, für die Einrichtung zu sorgen. Hock Lee und ich haben eine vorläufige Auflistung der Kosten erstellt. Das städtische Krankenhaus hat sich einverstanden erklärt, uns Betten und die notwendige Grundausstattung zur Verfügung zu stellen. Und wie Sie wissen, vorsorgt sich der Besitz selbst – die Molkerei und die Farm sind sehr produktiv.«
    Charles Dashford polterte laut los. »Mein liebes Mädchen, das ist unmöglich. Ein kindischer Einfall. Natürlich gut gemeint, aber …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Hock Lee meldete sich zu Wort. »Was haben Sie denn dagegen einzuwenden, Charles?«
    Dashford sah sich am Tisch um und wurde leicht unsicher, da er nicht die übliche Unterstützung spürte.

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