Das Dornenhaus
nur endlos zu wiederholen. Dieselben Leute in noch extravaganteren oder freizügigeren Ensembles sagten dieselben Dinge zu einem wechselnden Kreis lächelnder, affektierter Gesichter, tanzten umeinander herum, flirteten, neckten sich und lachten unablässig. Es schien ein Leben von unbesonnener Leichtigkeit zu sein, ohne ernsthafte Gedanken an das Heute, ganz zu schweigen von Morgen oder den Jahren, die vor ihnen lagen.
Kate betrachtete sich im Spiegel der Kommode. Sie sah sich etwas verschwommen durch den zarten Schleier an dem bebänderten Hut, der auf ihrem hochgesteckten Haar saß. Wer war diese elegante Frau, und wohin würde sie heute gehen?
Sie nahm den Hut vom Kopf, ließ sich auf den Bettrand sinken, schlüpfte aus den Schuhen und wackelte mit den Zehen in den blasslila Seidenstrümpfen. Einen Moment lang konnte sie sich nicht erinnern, wohin sie heute sollte – ach ja, ein Wohltätigkeitspicknick und die Ruderregatta der besten Privatschulen, gefolgt von einem Essen in der Residenz von Lady Bradstow in Point Piper. Kates Begleiter für diesen Tag war der gut aussehende Adjutant des Gouverneurs, Himmel, wie hieß er noch gleich? Ah ja, Bradley Fortescue Stephens.
So viele Wochen, und ständig unterwegs. Kate seufzte. Wozu um alles in der Welt tat sie das nur? Zugegeben, manches davon hatte Spaß gemacht, und es war faszinierend gewesen, Einblick in die Häuser und das Leben der Reichen und Mächtigen zu bekommen. Aber für sie war kein Haus und kein Garten so schön wie Zanana. Sie hatte kein Interesse daran, für immer ein Teil dieser schwindelerregenden Welt zu sein, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass diese Menschen das ganz Jahr so lebten. Doch dem höflichen Geplauder der anderen jungen Frauen und ihrer Mütter hatte sie entnommen, dass der größte Teil des Jahres auf die Gesellschaftssaison und die jährlichen gesellschaftlichen Höhepunkte ausgerichtet war.
»Es muss schwer für Sie sein, meine Liebe«, meinte Lady Elizabeth Worthington, eine der Gesellschaftsgrößen, mitfühlend beim Lunch in Lady Bradstows Haus. »In die Gesellschaft eingeführt zu werden ist eine so diffizile Angelegenheit, wenn man es richtig machen will, und ohne die Hilfe Ihrer Mutter sind Sie wirklich im Nachteil. Mr. Hock Lee war zweifellos sehr brauchbar, aber er ist ja schließlich kein richtiges Mitglied unserer Kreise, nicht wahr?« Rasch plapperte sie weiter: »Ich meine, da ist wirklich die Hand einer Frau vonnöten, aber ich muss sagen, Sie sind außerordentlich beliebt und so hübsch, dass es schon gut gehen wird.«
Ein Streichquartett spielte ein weiteres Stück von Mozart. Lady Bradstow war berühmt für ihre Mozart-Lunchs während der Saison. So stilvoll, sagten alle.
Kate saß ruhig da, die Hände im Schoß verschränkt, aber sie hörte die Musik kaum. »Gut gehen wird?«, dachte sie. »Es geht mir gut. Es ging mir bereits gut, bevor ich diesen ganzen Zirkus hier in der Stadt mitzumachen begann. Und was ›die Hand einer Frau‹ anbelangt, da hat meine Mum bestimmt mindestens so viel für mich getan wie jede andere Mutter, und das in Dingen, auf die es wirklich ankommt.«
Sie versuchte, sich die rundliche, stets Schürzen tragende Mrs. Butterworth in diesem Salon vorzustellen, doch anstatt eines Gefühls der Peinlichkeit rief diese Vorstellung eine plötzliche Erkenntnis in ihr hervor. Mrs. Butterworth stand weit über dem schalen und oberflächlichen Leben dieser Leute. Sie konnte auf ein Leben der Hingabe, der Dienstbarkeit, der Treue und Liebe zurückblicken, nicht nur für Kate, sondern auch für Zanana und alles, wofür es stand.
Leichter Applaus kündete das Ende des Musikvortrags an. Kate kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Sie bedankte sich höflich und verabschiedete sich, konnte aber kaum das dringende Bedürfnis verheimlichen, aus dieser stickigen Atmosphäre zu entfliehen.
Aber bevor sie fliehen konnte, musste sie noch mehr seichtes Geplauder von Seiten eines der jungen Herren über sich ergehen lassen, der ebenfalls an dem Lunch teilgenommen hatte.
Während sie auf der Veranda die Ankunft ihres Taxis erwartete, ließ er sich über den Nachmittag aus. »So gediegen und stilvoll, finden Sie nicht? Eine glänzende Art, den Nachmittag zu verbringen.«
Das Taxi kam. Er hielt höflich die Tür für sie auf. »Sehe ich Sie morgen zum Tennis bei den Barlow-Jones?«
»Ja. Ich habe die Einladung angenommen. Tennis macht mir viel Spaß. Ich spiele oft … ach, es spielt keine
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