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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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war zuverlässig und vertrauenswürdig. Kate spürte, dass sie sich auf Männer wie Curtis Lonigan niemals verlassen oder ihnen vertrauen könnte.
    Sie verloren sechs zu null. Curtis war wütend und beschloss bei Tee und Gurkenschnittchen, sein Interesse an Kate abflauen zu lassen. Auch Kate kam zu einem Entschluss und verließ die Tennisparty vorzeitig.
    In den nächsten Tagen kam sie all ihren Verpflichtungen nach, lehnte aber jede neue Einladung höflich ab und ließ sich am Telefon verleugnen.
    »Fühlst du dich nicht wohl, meine Liebe?«, wollte Hock Lee wissen, als er davon erfuhr, dass Kate nicht mehr an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnahm und stattdessen in den Gärten spazieren ging oder den steilen Weg hinab zur Mosman Bay einschlug, um Bleistiftskizzen von den Booten im Wasser zu machen.
    »Mir geht es gut, Hock Lee. Und ich habe diese Zeit sehr genossen. Ich kann dir nicht genug für all das danken, was du für mich getan hast, aber ich werde bald nach Hause zurückkehren.«
    Hock Lee legte ihr den Arm um die Schultern und unterbrach ihre kleine Rede. »Stopp. Das hört sich ja an, als sei alles zu Ende. Als hättest du nur deine Pflicht getan. Ich kann mir vorstellen, dass dich der ganze Wirbel etwas mitgenommen hat. Ruh dich ein paar Tage aus. Was hältst du davon, wenn wir zur Erholung mit dem Zug nach Katoomba in die Blue Mountains fahren – da warst du noch nicht –, und dann kehrst du erfrischt zurück. Es gibt immer noch eine Menge Leute, die du kennen lernen solltest, weißt du.«
    »Hock Lee! Genug!«, rief Kate verzweifelt. »Ich will keine Leute mehr kennen lernen, zu keiner Veranstaltung mehr gehen und nichts mehr sehen.« Sie holte tief Luft und bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Die vergangenen Wochen waren aufregend und interessant, eine wahre Offenbarung für jemanden wie mich. Und wenn der Plan darin bestand, das Leben und die Welt außerhalb von Zanana kennen zu lernen, so habe ich ihn erfüllt. Wenn der Plan aber vorsah, dass ich dieses Leben der Abgeschiedenheit von Zanana vorziehen würde, dann ist das Experiment gescheitert. Und wenn geplant war, dass ich einen heiratsfähigen Junggesellen finden und mich mit ihm verloben würde, dann ist das ebenfalls gescheitert.«
    »Hat es denn irgendetwas gebracht?«, fragte Hock Lee leise.
    »Allerdings. Ich habe erkannt, dass ich für ein einfaches und ruhiges Leben bestimmt bin. In Zanana. Ich ziehe die Natur der Gesellschaft dieser Menschen vor. Ich muss nicht von einem Ort zum anderen rauschen und dauernd in Bewegung sein, und ich brauche keinen großen Freundeskreis. Ich fühle mich in meiner eigenen Gesellschaft wohl. Aber am wohlsten fühle ich mich in der Gesellschaft von Ben Johnson. Er ist ein ganz besonderer Mensch, und ich möchte den Rest meines Lebens mit ihm verbringen.«
    »Weiß Ben davon?«
    »Nein. Aber er wird sich schon damit einverstanden erklären, wenn er erkennt, was ich wirklich will.«
    Hock Lee sah sie nachdenklich an. »Hm, ich verstehe. Kate, Ben ist nicht mehr in Zanana. Gladys und ich wollten dir das später sagen.«
    Kate starrte ihren Patenonkel mit entsetztem Erstaunen an. »Was meinst du damit? Es geht ihm doch gut, oder?«
    »Aber ja. Doch auch er hatte das Gefühl, das tun zu müssen, was du tust – hinauszugehen und zu sehen, was auf der anderen Seite des Flusses und hinter den Mauern von Zanana liegt.«
    »Warum hat er mir nichts davon gesagt?«
    »Er hat mich gebeten, es dir zu sagen. Das bedeutet nicht das Ende eurer Freundschaft. Er hofft, dass du es dir gut gehen lässt, und er wird dir schreiben und dich wissen lassen, wie er vorankommt.«
    Tränen rollten über Kates Wangen, und sie wischte sie ärgerlich weg. »Ich dachte, er … hätte mich gern.«
    Hock Lee nahm Kate in die Arme und wiegte sie. »Kate, Liebste, ich glaube, er hat dich sehr gern. Das ist auch der Grund, warum er fort musste.«
    »Was soll das heißen?«, schniefte Kate. »Und wo ist er hin?«
    »Nach Melbourne. Er arbeitet und lernt bei einem bekannten Botaniker, einem Schüler von Guilfoyle, der den dortigen Botanischen Garten gestaltet hat. Ben scheint es ernst zu sein mit der Landschaftsgestaltung und dem Gartenbau. Er hat eine natürliche Veranlagung dazu, besitzt aber keine richtige Ausbildung.«
    Kate biss sich auf die Lippen. »Ja, wir haben über seine Idee gesprochen, Gärten und Parks so zu gestalten, dass sich die Menschen der Natur nahe fühlen.« Kate wandte sich ab. »Ich hoffe, er ist glücklich. Es

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