Das Dornenhaus
einen kleinen Teil Indiens direkt hier in Zanana.« Sie umarmte ihn. »Wir werden später ins Ausland reisen. Erst möchte ich mehr von meinem eigenen Land sehen.«
Kate trug das Hochzeitskleid ihrer Mutter aus cremefarbenem Satin mit einem weiten Rock und einer kleinen Schärpe. Der aus Spitzen gefertigte Hochzeitsschleier, der Kates schottischer Großmutter gehört hatte, wurde aus der mit Kampfer ausgelegten Truhe geholt und auf ihrem langen goldblonden Haar mit einem Reif aus rosafarbenen Moosröschen befestigt. Mrs. Butterworth hatte gemeint, Kate hätte ihr Haar mit professioneller Hilfe aufstecken sollen, aber als sie die offen herabfallenden goldenen Locken sah, seufzte sie und musste zugeben, dass Kate wie eine Märchenprinzessin aussah.
Mrs. Butterworth bedauerte es, dass Kate keine Freundinnen und keine Verwandten hatte, die ihr als Brautjungfern dienen konnten, aber Kate hatte fröhlich erklärt, sie hätte stattdessen eine Ehrengarde, bestehend aus den sechs Soldaten, die immer noch in Zanana lebten.
Für diese Männer, von denen keiner mehr enge Familienbande besaß und die Zanana als ihr Zuhause betrachteten, war es eine große Ehre. Sie bürsteten ihre alten Uniformen aus, putzten ihre Schuhe, polierten ihre Orden, marschierten zur Kirche und bildeten ein Spalier, drei auf jeder Seite. Sie salutierten zackig, als Kate, eingehüllt in Brüsseler Spitze wie ein ätherisches Wesen aus der von vier weißen Pferden gezogenen Kutsche stieg und an Hock Lees Arm zum Klang der Dudelsäcke die Kirche betrat.
Und später, als Kate und Ben aus der Kirche in den warmen Sonnenschein hinaustraten, zogen die sechs mit breitem Grinsen Beutel aus ihren Uniformjacken und bewarfen das Brautpaar mit Rosenblättern. Mrs. Butterworth hatte den ganzen Morgen kaum zu weinen aufgehört, und Nettie Johnson, selbst den Tränen nahe, reichte ihr immer wieder frische Taschentücher. Wie sehr sich Gladys wünschte, Harold wäre bei ihnen! Wie stolz wäre er auf seine wunderschöne Kate gewesen und wie froh, dass sie ein solches Glück gefunden zu haben schien. Zumindest würde Zanana jetzt wieder ein richtiges Zuhause werden.
Bevor sie von der Kirche abfuhren, stand Kate in der offenen Kutsche auf und warf den Hochzeitsstrauß aus Tuberosen, Niphetos-Rosen und duftenden Stephanotis-Rosen über ihre Schulter. Er wurde von der überraschten Gladys Butterworth aufgefangen.
Nettie und Gladys hatten zusammen mit dem Hilfskoch, der bei Bedarf engagiert wurde, ein üppiges Hochzeitsfrühstück vorbereitet, das unter einem Baldachin serviert wurde, den Wally auf der obersten Rasenfläche von Zanana aufgestellt hatte, so dass die Gäste über die terrassenförmig zum Fluss hin abfallenden Gärten schauen konnten. Es waren nicht viele Gäste geladen. Familien, die auf dem Besitz gearbeitet hatten, neue Kollegen von Ben, Hock Lee und seine Schwestern, Wally Simpson, Bens Eltern, die sechs Veteranen und Freunde und Bekannte aus dem Dorf. Charles Dashford und Mrs. Dashford senior waren ebenfalls da, und Kate war insgeheim froh, dass sich Hector und seine Frau auf Urlaub in Europa befanden.
Während der letzten Wochen hatte die Hochzeitsplanung Kate ganz in Anspruch genommen und die geschäftlichen Dinge in den Hintergrund gedrängt.
Nachdem die wenigen kurzen Reden gehalten worden waren und der Hochzeitskuchen angeschnitten war, nahm Hock Lee Kate und Ben beiseite und bat sie, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und mit ihm zum indischen Haus zu kommen.
Der süße vertraute Duft von Sandelholz schlug ihnen an der Tür entgegen. Kate schlüpfte aus ihren Satinschuhen, raffte ihr Hochzeitskleid und trat ein. Das Sonnenlicht brach sich im farbigen Glasmosaik der Scheiben und warf bunte Lichtpfützen auf den Marmorboden, die Ben lächelnd betrachtete.
»Dieses kleine Haus lag deiner Mutter sehr am Herzen, Kate, und auch deinem Vater, der es als Geschenk für sie gebaut hatte. Also scheint es mir passend, dass wir ein paar Augenblicke hier verbringen, um ihnen nahe zu sein«, begann Hock Lee.
»Ich spüre hier immer den Geist meiner Mutter«, sagte Kate leise mit Tränen in den Augen.
Ben griff nach ihrer Hand. »Kommt, setzen wir uns.« Ohne jede Förmlichkeit ließen sie sich im Kreis auf dem glatten weißen Boden nieder.
Hock Lee zog einen Korb zu sich heran, der nahe der Wand gestanden hatte. Er nahm ein kleines Kristallgefäß heraus und entfernte den Korken. Dann sprenkelte er Rosenwasser über die verschränkten Hände von
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