Das Dornenhaus
Ben und Kate.
»Wasser ist ein Symbol der Reinheit und der Geduld. Wassertropfen können einen Stein aushöhlen, daher symbolisiert es die Tiefe und Dauerhaftigkeit eurer Liebe«, erklärte er.
Nun nahm er aus dem Korb einen kleinen dornigen Zweig, dessen unteres Ende in ein feuchtes Tuch gewickelt war. Er gab ihn Ben. »Diese Rose sollt ihr pflanzen und wachsen und erblühen sehen, genau wie euer gemeinsames Leben blühen wird.«
Noch einmal griff er in den Korb und holte einen Samtbeutel heraus. Aus ihm ließ er cremefarbene Perlen in Kates Hand gleiten. Sie hielt sie staunend hoch. Es war eine Kette aus kleinen, perfekt geformten Perlen, in deren Mitte eine prächtige goldgetönte Perle in der Größe von Hock Lees Daumenspitze hing.
Er legte die Kette um ihren Hals. »Das ist mein Hochzeitsgeschenk für dich. Sie gehörte deiner Mutter.«
Ben betrachtete die schimmernden Perlen auf Kates weißer Haut. »Sie sind wunderschön, Hock Lee, und sie stehen dir, Kate. Als wär die Kette für dich gemacht«, sagte er.
Kate berührte die Perlen zärtlich. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie sind so schön, Hock Lee.« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange.
»Und für dich, Ben, ein gemeinsames Andenken von Kates Vater und mir.« Er reichte Ben einen goldenen Siegelring, der mit einem Goldnugget geschmückt war. »Wir konnten es nicht über uns bringen, dieses Nugget zu verkaufen. Es ist von unerheblicher Größe, aber sieh dir seine Form mal genau an.«
Ben zog den Ring über den kleinen Finger und betrachtete ihn zusammen mit Kate. »Das ist ja eine Knospe«, entfuhr es ihm.
»Eine Rosenknospe! Eine richtige Rosenknospe. Wie ungewöhnlich«, rief Kate.
»Ich werde ihn immer in Ehren halten. Vielen Dank, Hock Lee.«
Hock Lee streckte die Hand aus und legte sie wie zu einer Segnung auf ihre Köpfe. Schweigend saßen sie einen Moment lang da, alle drei dachten an Catherine und Robert MacIntyre und spürten, wie ihnen ihre Liebe und ihre guten Wünsche zuflossen.
Hock Lee erhob sich steifbeinig. »Ich werde alt, auf dem Boden herumzukriechen ist nichts mehr für meine Knie. Kommt … es wird Zeit, zu euren Gästen zurückzukehren.«
An diesem Abend saß Gladys Butterworth im Bett, schrieb in ihr Tagebuch und berichtete, wie Kate und Ben ihre Rose nahe der Sonnenuhr eingepflanzt hatten – »nahe bei dir, lieber Harold« –, dann fügte sie eine kleine Zeichnung der Perlenkette und des Goldrings mit dem Rosenknospen-Nugget hinzu.
… es war ein fröhlicher Tag, der nur dadurch getrübt war, dass du nicht daran teilnehmen konntest, liebster Harold, aber wir spürten alle, dass du im Geiste bei uns warst, und ich dachte an dich, als wir auf unsere abwesenden Freunde anstießen. Ben und Kate sind so glücklich und so verliebt. Ich bete darum, dass in ihrem gemeinsamen Leben alles gut gehen wird …
Drei Wochen später kehrten Ben und Kate von ihrer Hochzeitsreise zurück, bezaubert von allem, was sie gesehen hatten. Bangalow hatte Kate gut gefallen, und sie hatten Freunde von Harold und Gladys kennen gelernt, Wally Simpsons kleines Häuschen gesehen, das, wie Kate sagte, zwar zugewachsen, aber reizend sei, und hatten Sid und Nettie in dem Haus besucht, in dem Ben geboren war.
Sie waren bis nach Murwillumbah gefahren und hatten sich an der Schönheit der Landschaft fern der üblichen Sehenswürdigkeiten erfreut. Sie hatten neben Wasserfällen und Flüssen gepicknickt, hatten gemächliche Tage am Strand verbracht und waren meilenweit durch herrliche Wälder gewandert.
Am meisten hatte es sie begeistert, durch den Regenwald zu streifen, der noch nicht den Holzfällern der Gegend zum Opfer gefallen war. Es gab nur noch wenige Flecken Regenwald entlang der Küste, das meiste war von Farmern abgeholzt worden wegen des nährstoffreichen Bodens, der hier über die Jahrhunderte entstanden war.
Ben und Kate hatten den Regenwald mit dem Postauto erreicht, das sie eines frühen Morgens nicht weit von ihrem Gästehaus in Lismore bestiegen. Man hatte ihnen gesagt, dass es eine lange Fahrt wäre und unterwegs Dutzende Male an Briefkästen entlang der Straße angehalten werden würde, also hatten sie einen Picknickkorb und Flaschen mit Limonade mitgenommen. Der Fahrer, Ned Clarkson, war ein jovialer, rundlicher Mann, der während des Krieges Ambulanzfahrer in Frankreich gewesen war. Sie teilten sich den großen Wagen mit drei Frauen, die alle auf dem Heimweg zu ihren am Weg gelegenen Farmen
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