Das Dornenhaus
hatte – »Ohne Liebe«. Er sang mit geschlossenen Augen und voller Leidenschaft, und die Antwort auf alle Fragen, alle Probleme der Menschen und der Welt wurden auf einen einfachen Nenner gebracht – dass es ohne Liebe, zu den Menschen und zu dieser Welt, keine Hoffnung gab.
Der Artikel, den Odette schrieb, erläuterte Zacs Ansichten über verschiedene Themen, von der Notwendigkeit, sorgsam mit unserer Umwelt umzugehen, über die Verständigung zwischen den Kulturen bis hin zur Sicherung unserer Zukunft. »Diese Dinge mögen heute als nebensächlich betrachtet werden, aber in zwanzig Jahren werden sie von großer Bedeutung sein«, wurde er am Ende des Artikels zitiert. Der zuständige Redakteur hatte als Titel Stimme in der Wildnis oder Stimme der Zukunft? gewählt.
»Scheint ein ziemlicher Idealist zu sein, aber was er sagt, ergibt einen Sinn«, bemerkte der Nachrichtenredakteur grummelnd. »Guter Artikel.«
Odette vertiefte sich wieder in die Geschichte von Zanana. Irgendwie kam es ihr jetzt dringlicher vor, wichtiger – sie ging mit mehr Leidenschaft an die Sache heran. Und sie wusste auch, warum. Zanana zu retten unterschied sich wenig von der Rettung des Regenwaldes. Zac und sie teilten dieselbe Leidenschaft.
Bei Hacienda Homes, der Baugesellschaft, stellte man sich stur, also beschloss sie, sich an den beratenden Architekten zu wenden, einen Mr. Eden Davenport. Er rief sie zurück und schien auf ihre Anfrage weder misstrauisch noch beunruhigt zu reagieren. Er hatte eine freundliche, angenehme Stimme. Ein wenig verunsichert suchte Odette nach einem plausiblen Grund, warum die
Women’s Gazette
an seinen Plänen für Zanana interessiert war.
»Ich arbeite an einem historischen Artikel über große alte Villen, und soweit ich informiert bin, kennen Sie Zanana recht gut und arbeiten momentan an gewissen Entwürfen?« Sie ließ die Frage in der Luft hängen.
Am anderen Ende entstand eine kurze Pause. »Ich bin nicht sicher, ob die Firma, für die ich arbeite, die Pläne in diesem Stadium schon an die Öffentlichkeit bringen will«, erwiderte er vorsichtig.
Odette wusste, dass sie im Spiel war. »Garantiert nicht«, dachte sie ärgerlich, fragte aber mit freundlicher Stimme: »Handelt es sich um eine Renovierung des Hauses?«
»Meine Pläne betreffen das Grundstück, nicht das Haus. Soviel ich weiß, ist es in gutem Zustand und gehört nicht zum Gesamtkonzept.«
»Sie haben es sich nicht angesehen?«
»Äh … nein, ich habe nach Plänen und Zeichnungen gearbeitet.«
Odette hätte ihn am liebsten angeschrien, fragte aber ruhig: »Könnten Sie mir etwas über das Konzept erzählen?«
»Hören Sie, Miss Barber, ich weiß nicht, ob ich berechtigt bin, mit Ihnen darüber zu sprechen. Hacienda hat eine Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, vielleicht sollten Sie sich mit der in Verbindung setzen.«
»Verstehe.« Sie machte sich Notizen, wusste aber bereits, dass die Firma nichts preisgeben würde.
Odette war klar, dass sie so nicht weiterkam. »Lassen Sie mich ganz offen mit Ihnen sein, Mr. Davenport. Wussten Sie, dass es eine Bürgerinitiative gibt, die gegen die Umwandlung von Zanana in Bauland protestiert?«
Er klang vollkommen überrascht. »Nein, das wusste ich nicht. Welche Einwände haben sie dagegen?«
»Zahlreiche. Vor allem aber wollen sie nicht, dass ein historisches und wunderschönes Wahrzeichen zerstört und der Besitz mit billigen Sozialwohnungsblöcken bebaut wird«, erwiderte sie rasch.
»Ach, Blödsinn! Das denken die also? Hören Sie, das ist doch die alte Geschichte. Konservative, altmodische Weltverbesserer protestieren doch immer gegen jede Art von Veränderung. Wie kann man etwas verdammen, was man nicht gesehen hat? Das ist doch lächerlich.«
»Lächerlich?«, fragte Odette mit deutlich hörbarer Skepsis.
»Entschuldigen Sie, Miss Barber, ich weiß nicht, hinter was für einer Geschichte Sie her sind, aber ich kann Ihnen nicht helfen. Ich arbeite für alle möglichen Kunden und Firmen aufgrund von allgemeinen Angaben. Die Kunden kennen meinen Stil und engagieren mich auf dieser Basis. Wenn die Anwohner von Kincaid Einwände gegen Veränderungen in Zanana haben, sagen Sie ihnen, sie sollen sich an den Stadtrat wenden, an Hacienda Homes oder die Besitzer. Meine Arbeit ist so gut wie abgeschlossen. Guten Tag.«
Die Leitung war tot, und Odette legte den Hörer auf. Seine Tirade hatte mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet worden waren. Sie beschloss, dass es Zeit
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