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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Nur so auf gut Glück, falls ich Sie überreden könnte, mir zuzuhören. Sie wissen, wie schwer es ist, hier in der Gegend einen anständigen Tisch in einem netten Lokal zu bekommen.«
    Ich frage mich, ob der je Fehler macht, dachte Odette. Sie zuckte die Schultern. »Nein, weiß ich nicht. Im ›Schmierlöffel‹ kriegt man immer einen Tisch. Entschuldigen Sie mich kurz, ich muss meine Handtasche holen.«
    An ihrem Schreibtisch nahm sie ihre Jacke von der Stuhllehne, griff nach der Puderdose und zog rasch ihre Lippen nach. Wieder klingelte das Telefon.
    »Miss Barber? Hier Mr. O’Toole, 007 und drei viertel«, gluckste er.
    »Hallo, Mr. Bond, haben Sie schon Glück gehabt?«, lachte sie.
    »Ja und nein. Ich habe herausgefunden, dass Hacienda Homes nicht gerade den Ruf hat, geschmackvolle Bauten zu errichten, um es mal so zu sagen. Vor einigen Jahren gab es ziemlichen Ärger wegen schlecht ausgeführter Arbeiten, missachteter Bauvorschriften und nicht eingehaltener Bestimmungen. Seltsamerweise wurde alles außergerichtlich geregelt. Als ich nach Haciendas neuem Antrag suchte, fehlten die gesamten Unterlagen. Was nicht in Ordnung ist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Höchst eigentümlich.«
    »Was ist mit dem alten Freund Ihres Vaters?«
    »Ja, ich habe den alten George besucht. Zum Glück hatte er seinen guten Tag. Sagte, er würde sich an die Haushälterin erinnern, Mrs. Butterworth. Sagte, sie sei eine tolle Frau gewesen.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Er kann sich nur daran erinnern, dass ihm jemand gesagt hat, sie sei aus Zanana weggezogen, als das Haus geschlossen wurde.«
    Mrs. Butterworth. Der Zeitungsausschnitt. Das musste dieselbe sein. »Er erinnert sich wohl nicht, wohin sie gezogen ist?«
    »Doch. Nach Norden. In einen kleinen Ort namens Bangalow.«
    »Sie sind ein Schatz, Mr. O’Toole! Ich muss los, auf mich wartet jemand. Tausend Dank. Ich ruf Sie wieder an – ich glaube, wir zwei sind ein prima Team, O’Toole.«

Kapitel zwanzig
    Zanana 1923
    K ate ging unruhig im indischen Haus auf und ab und befühlte immer wieder die geschnitzten Bettpfosten, die winzigen Spiegel an den mit Samt ausgeschlagenen Wänden, das kunstvolle Muster der Farbglasfenster. Sie erhoffte sich Antworten von den Schatten und dem Geist ihrer Mutter, dessen Anwesenheit sie hier so deutlich spürte.
    Es war ein aufreibendes Jahr gewesen, und eine endgültige Lösung war noch immer nicht in Sicht.
    Das große Haus war geschlossen und alle Veteranen entlassen worden, um Kosten zu sparen. Kate machte Pläne für die Renovierung, um es in ein Kinderheim zu verwandeln, und stellte Überlegungen an, wie das zu finanzieren wäre. Aber dieser Traum rückte in immer weitere Ferne, da sich die Finanzsituation ständig verschlechterte.
    Kate und Ben wohnten nach wie vor in dem renovierten alten Torhaus am Ende der Auffahrt. Es war nur ein kleines, aber wohnliches Cottage, gebaut aus Hawkesbury-Sandstein, mit einem eigenen Garten und einem Gartenzaun. Kate gefiel das gemütliche Häuschen, und sie fanden es beide viel romantischer als die große Villa. Sie fühlten sich sehr wohl in ihrem Cottage, wenn sie abends in den bequemen, chintzbezogenen Sesseln vor dem offenen Feuer saßen. An solchen Abenden konnten die Probleme des Besitzes vorübergehend beiseite geschoben werden.
    Aber sie kamen zurück wie ein nicht enden wollender Alptraum, und dann kam ein noch schwererer Schlag, als sie aus China die entsetzliche, niederschmetternde Nachricht von Hock Lees Tod erhielten.
    Ein Brief war aus China gekommen, adressiert in einer ihr unbekannten Handschrift, und Kate hatte eine schreckliche Vorahnung, was er enthalten würde. Sie trug ihn mehrere Stunden mit sich herum und öffnete ihn schließlich in der Abgeschiedenheit des Rosengartens.
    Der Brief kam von einem Anwalt, der seine Kanzlei im englischen Bezirk der Internationalen Zone von Shanghai hatte. Er schrieb im Namen der gramgebeugten Schwestern und teilte ihr wenig mehr als die nackten Fakten mit – Hock Lee sei, kurz nachdem er seine Schwestern in ihrer luxuriösen Wohnung in Shanghai untergebracht hatte, an Gelbfieber gestorben. Er hatte sich die Krankheit zugezogen, als er den Heimatort seiner Vorfahren besuchte, weit entfernt von der Stadt und den modernen medizinischen Einrichtungen. Er hatte diese Reise aus Pflichtgefühl angetreten, um das Grab seiner Eltern zu besuchen, die in ihren Heimatort zurückgekehrt und dort gestorben waren.
    Hock Lee war neben seinen

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