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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Veranstaltungen für Waisenkinder. In seriösen Zeitungen brachten Experten Beweise für die architektonische Bedeutsamkeit des Hauses und der Außengebäude vor, für die Einmaligkeit der Gärten, der Grotte und des versunkenen Gartens mit dem Schwimmbecken und den Badepavillons.
    Es war alles faszinierend zu lesen, aber Odette fragte sich doch, wie viel das alles dazu beitragen konnte, die Umwandlung in Bauland aufzuhalten. Der Besitzer und das große Geld würden vermutlich die lautere Stimme haben. Solche Proteste hatten nach Odettes Erfahrung wenig Chancen. Doch ihr Instinkt als Reporterin, einer guten Geschichte auf der Spur zu sein, veranlasste sie, weiter in den Akten zu wühlen und sich Notizen zu machen.
    Eine hübsche kleine Abhandlung der Gartenbau- und Gärtnereigesellschaft von Kincaid, verfasst in Zusammenarbeit mit dem Rosenzüchterverein, verbreitete sich in fast lyrischer Weise über den Rosengarten von Zanana und die Notwendigkeit, ihn zu erhalten. Verschiedene der seltenen alten Rosenstöcke blühten immer noch und bildeten eine konkurrenzlose Sammlung, die auf die frühesten Tage des Jahrhunderts zurückging. Diese Rosen waren Teil eines großartigen, intakten edwardianischen Gartens, der auf jeden Fall gerettet werden sollte, wenn auch alles andere verloren ging. Ein örtlicher Angelclub wies zusammen mit einer Gruppe von Vogelliebhabern in beredsamer Weise darauf hin, dass unbedingt die Mangroven erhalten bleiben müssten, die das Flussufer säumten.
    Es schien, als sei Kincaid aus einem langen Schlaf erwacht. Die Leute hatten etwas gefunden, um das es sich zu kämpfen lohnte.
    Odette war wieder bei Elaine eingezogen und schob das Vorhaben hinaus, sich etwas Eigenes zu suchen. Außerdem war Elaine für sie wie eine große Schwester. Eines Morgens saß Odette in der Frühstücksecke und aß ihren Toast, während sie weitere Dokumente über Zanana durchlas, die aus dem Archiv der Stadtverwaltung stammten.
    »Du bist ja allmählich ganz besessen von dieser Geschichte«, gähnte Elaine und hob die Teekanne an, um zu sehen, ob Odette sie wie gewöhnlich leer getrunken hatte. Sie hatte. Elaine füllte den Wasserkessel. »Hast du schon die Morgenzeitung gesehen?«
    »Nein. Ich werde sie im Büro lesen. Man nennt das Recherche, nach guten Stoffen suchen. Außerdem hattest du die Zeitung.« Odette stopfte sich das letzte Stück von ihrem Toast in den Mund.
    »Dein Freund Zac nimmt den größten Teil des Feuilletons im heutigen
Daily Telegraph
ein. Offenbar ist er groß rausgekommen.«
    Odette schaute auf, mit noch halb vollem Mund. »Was?«
    »Ist er in einem Film aufgetreten? Einer Dokumentation über das Friedenstal?«
    »Ja, ist er … aber das ist ewig her. Er dachte, das Projekt sei gestorben. Was ist passiert?«
    Elaine lächelte, als sie die Zeitung von der Bank nahm. Diese Nachricht hatte Odettes Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart gelenkt. »Scheinbar sind alle ganz wild auf ihn und seine Musik, seit der Film in Amerika gelaufen ist.«
    Sie schlug die Seite drei der Zeitung auf, mit Zacs Foto unter der Schlagzeile in Balkenlettern: Australischer Troubadour ein Welthit.
    »Lass mich sehen! Lass mich das sehen!«
    Elaine wedelte mit der Zeitung über dem Tisch, und Odette schnappte danach, um rasch den Artikel zu lesen. »Sie nennen ihn einen Dichterphilosophen, dessen Botschaft und dessen Musik bald Millionen erreichen werden. Guter Gott!«
    »Wo ist Zac?«, fragte Elaine anzüglich.
    »Ich weiß es nicht. Das weiß ich nie«, seufzte Odette. »Wir sind sporadisch in Verbindung geblieben, während ich fort war. Er könnte überall sein.«
    Elaine stellte den Kessel ab und setzte sich Odette gegenüber. »Würde er dir nicht erzählen, wenn so was passiert oder wenn er ans andere Ende der Welt fliegen würde?«
    »Nein«, sagte Odette nur.
    Elaine schüttelte den Kopf. »Ich will ja nicht neugierig sein, aber das scheint mir eine ziemlich merkwürdige Geschichte zu sein zwischen dir und diesem Kerl. Ich dachte, er sei die Liebe deines Lebens.«
    »Ach, Elaine, das ist schwer zu erklären. Er war meine erste und einzige wirkliche Liebe – körperlich, gefühlsmäßig und geistig. Ich habe so viel von ihm gelernt. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch, ganz außergewöhnlich. Aber er wird sich nie den Erwartungen anpassen, die von der Gesellschaft, den Frauen, den so genannten Normen diktiert werden. Deswegen bin ich weggegangen.«
    »Klingt so, als würde er seinen eigenen Weg gehen wollen.

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