Das Dornenhaus
auf, verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch, beugte sich vor, sah ihr in die Augen … und zwinkerte. »Sie können auf mich zählen, meine Liebe.« Mr. O’Toole senkte verschwörerisch die Stimme. »Ich werde ein bisschen herumschnüffeln und sehen, was ich herauskriegen kann. Ich meine mich zu erinnern, dass Hacienda Homes vor ein paar Jahren in eine unsaubere Angelegenheit verwickelt war. Ich werde mir die Unterlagen vornehmen.«
Odette schüttelte seine Hand. »Wunderbar. Übrigens, Sie sagten, Sie hätten einige Leute gekannt, die auf dem Besitz gearbeitet haben – wer sind diese Leute, leben sie noch? Da gab es früher einen Verwalter, aber der scheint weggezogen zu sein.«
»Davon weiß ich nichts. Ein Freund meines Vaters hat dort eine Weile gewohnt, bevor das Haus geschlossen wurde. Es war einige Jahre lang ein Genesungsheim für Kriegsveteranen.«
»Ja, das weiß ich. Ich habe vor vielen Jahren einen der Veteranen kennen gelernt. Lebt der Freund Ihres Vaters noch? Hat er noch Verbindung zu anderen Veteranen?«
»Mein Vater ist gestorben, aber George lebt immer noch. Ich werde ihn fragen, woran er sich erinnert. Und in der Zwischenzeit werde ich versuchen, so viel wie möglich über Hacienda Homes herauszufinden.«
Odette dankte ihm und ging. Jetzt hatte sie zwei Spitzel in der Stadtverwaltung – Mr. O’Toole und Mrs. Brambles Sohn. Den beiden würde es doch sicherlich gelingen, an irgendwelche Informationen heranzukommen.
Ein paar Tage später klingelte ihr Telefon. »Odette, hier ist jemand am Empfang, der Sie sprechen möchte.«
»Wer ist es?«
»Er will seinen Namen nicht nennen.« Die junge Frau am Empfang lächelte den Besucher offenbar an, denn ihre Stimme klang ein wenig kokett.
Odette ging den Flur hinunter und war verblüfft, einen Fremden am Empfang stehen zu sehen. Er dankte der jungen Frau und kam mit einem zurückhaltenden Lächeln und ausgestreckter Hand auf Odette zu.
Er war Anfang dreißig, groß, gutaussehend, hatte ein frisches, offenes Gesicht, hellbraunes Haar, gebräunte Haut und klare, haselnussfarbene Augen. Gekleidet war er in eine gut geschnittene beigefarbene Hose, ein weißes Hemd und ein dunkelbraunes Jackett mit schwachen olivfarbenen Streifen. Er wirkte tüchtig, freundlich und unbefangen.
»Ich bin Odette Barber. Entschuldigen Sie, aber kennen wir uns?« Sie schüttelte seine Hand.
»Eigentlich nicht. Zumindest nicht persönlich. Ich bin Eden Davenport. Ich habe der Dame am Empfang nicht gesagt, wer ich bin, weil ich befürchtete, dass Sie dann nicht mit mir sprechen wollten.« Er grinste entwaffnend.
»Oh.« Odette zog ihre Hand zurück und bewegte sich nicht. »Ich glaube nicht, dass wir noch etwas zu besprechen hätten – oder?«
»Nun ja, ich habe über unser Gespräch nachgedacht, und es hat mich ein bisschen beunruhigt. Wegen der Anwohner von Kincaid, die mit den Plänen für Zanana nicht einverstanden sind. Sie sagten, es gäbe da eine Bürgerinitiative. Ich habe mich gefragt, ob Sie mich mit denen in Verbindung bringen könnten, damit ich mit ihnen reden und vielleicht ihre Beunruhigung zerstreuen kann.«
»Ist das Ihre Idee oder die der Öffentlichkeitsabteilung?« Ganz schön glattzüngig, der Kerl, dachte Odette bei sich.
»Miss Barber, bitte, es ist nicht so, wie Sie denken.« Die typische zynische Journalistin, dachte er bei sich.
»Wie ist es dann? Wie sollte ein Gespräch mit der Bürgerinitiative von Kincaid zur Rettung von Zanana beitragen?«
»Weil Zanana nicht zerstört werden wird. Lassen Sie mich ihnen zumindest das Konzept meines Entwurfs erklären. Bevor das alles außer Kontrolle gerät. Das hat nichts mit Hacienda Homes zu tun, möchte ich hinzufügen. Man hat mich dort keineswegs dazu angestiftet, mit diesen Leuten zu sprechen. Ich muss gestehen, dass mein Ego ein bisschen angekratzt war. Es gefällt mir nicht, dass die Leute denken, ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit etwas so Kaltschnäuzigem und Unsensiblem wie der Zerstörung einer historischen Stätte wie Zanana.«
Odette betrachtete ihn. Er schien es aufrichtig zu meinen. Oder er war ein sehr guter Redner. Warum tat er das? Tja, es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
»Na gut. Kommen Sie mit in mein Büro.«
»Ich habe eine bessere Idee.« Er sah auf die Uhr. »Wie wär’s mit einem gemeinsamen Lunch?«
»Ich wette, Sie haben bereits irgendwo einen Tisch reserviert«, sagte sie hochmütig.
Er sah verlegen aus. »Das habe ich tatsächlich.
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