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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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umklammernd, zog sich Kate langsam und schwerfällig die Treppe hinauf.
    Sie ließ sich auf dem Bett in ihrem ehemaligen Schlafzimmer nieder. All ihre persönlichen Dinge, die Bilder und alles, was dieses Zimmer zu dem ihren gemacht hatte, waren längst entfernt. Es war nur noch eine Hülle, aber immer noch voller Erinnerungen. Kate war entschlossen, das Kind hier zu gebären, an dem Ort, der ihm rechtmäßig zustand.
    In den folgenden Stunden, die sie nur verschwommen wahrnahm, rief Kate nach Mrs. Butterworth und nach der Mutter, die sie nie gekannt hatte. Ben war an ihrer Seite, streichelte ihre feuchte Stirn und flüsterte ihr beruhigende Worte zu.
    In den frühen Morgenstunden brachte Kate mit Hilfe von Doktor Hampson und der Hebamme einen kräftigen Jungen zur Welt. Nachdem er sich rasch davon vergewissert hatte, dass das Kind gesund war, übergab Doktor Hampson es der Hebamme und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kate und dem jetzt strahlenden Ben zu.
    »Ein prächtiger Bursche. Kräftig und gesund. Wie bald auch Sie wieder, meine Liebe.«
    Müdigkeit und Erleichterung erfüllten Doktor Hampson. Wenn doch nur Catherine sich einer so blühenden Gesundheit erfreut hätte, als sie Kate zur Welt brachte … wenn nur, wenn nur. Aber im Moment kam es nur auf die Freude in Kates Gesicht an, als die Hebamme ihr das Baby in die Arme legte.
    Gladys wurde per Telegramm von der Geburt unterrichtet und kam am folgenden Abend mit dem Zug aus Lismore. Als sie Zanana erreichte, war Kate bereits wieder bequem im Cottage untergebracht; die Wiege mit ihrem Sohn stand direkt neben dem Bett.
    Drei Wochen später wurde das Baby auf den Namen Alec getauft, und Gladys fuhr den Kleinen zur Feier des Tages in dem hochrädrigen Kinderwagen, in dem schon Kate gelegen hatte, durch die Gärten. Sie sprach mit ihm, während sie ihn schob, erzählte ihm von seinen Großeltern Robert und Catherine und von Zanana, bis sie den weißen Marmorengel erreichte. Dort hob sie den kleinen Alec aus dem Wagen und blieb mit ihm zwischen den Gräbern von Robert und Catherine stehen.
    »Hier, meine Lieben. Hier ist euer Enkelsohn. So ein sonniges Baby, mit Catherines blauen Augen und Ihrem dunklen Haar, Robert. Er ist ein echter MacIntyre, das ist gewiss.«
    Sie blieb noch eine Weile stehen, wiegte das Baby in den Armen und fragte sich, wie seine Zukunft wohl aussehen würde. »Du bist auf eine Welt gekommen, in der alles nicht mehr so rosig aussieht, aber eines ist sicher, kleiner Mann, du hast eine Familie, die dich liebt – und niemand liebt dich mehr als deine Oma Gladys.«
    Widerstrebend riss sich Gladys von der kleinen Familie los und kehrte nach Bangalow zurück, nachdem sie Ben und Kate das Versprechen abgenommen hatte, so bald wie möglich nachzukommen. So eng verbunden Ben und Kate auch immer gewesen waren, die Geburt ihres Sohnes Alec hatte ihrer Liebe ein tiefes Gefühl der Erfüllung und Reife hinzugefügt, was Gladys sehr glücklich machte.
    »Nettie ist außer sich, weil ich ihren Enkel als Erste in den Armen gehalten habe. Sie sind so erpicht darauf, ihn zu sehen. Wären da nicht Netties Arthritis und Sids schlimmer Rücken, dann wären sie auch mitgekommen«, sagte sie.
    Ben tätschelte ihren Arm. »Ich weiß. Ich habe Mum und Dad versprochen, dass wir noch innerhalb dieses Monats nach Bangalow kommen. Und dann werden wir die Taufe auch richtig feiern. Ich hätte ihn ja dort taufen lassen, aber Kate wollte, dass er in der Kirche getauft wird, die Zanana am nächsten liegt«, vertraute er ihr an.
    Sobald es Kate gut genug ging, packten sie die Koffer und einen großen Korb mit Babysachen, verstauten alles in dem alten Ford Modell T und fuhren los in Richtung Bangalow.
     
    Sid und Nettie warteten unruhig auf die Ankunft ihres Sohnes, ihres Enkels und der Schwiegertochter. Zusammen mit Gladys und Wally planten sie ein Familienfest, um Alecs Geburt zu feiern.
    »Sie sagten, sie würden wahrscheinlich Donnerstag oder Freitag hier eintreffen, also dachte ich mir, dass ein ordentliches Sonntagsessen das Beste wäre. Lamm oder Schwein, was meinst du?«, fragte Nettie.
    »Lamm, würde ich sagen. Mit Pfefferminzsoße, Kartoffeln, Kürbis und Wurzelgemüse. Oh, und Wally sagt, er hätte frische Erbsen aus dem Garten. Und ich backe einen Kuchen. Mit blauem Guss natürlich«, meinte Gladys.
    »Ich backe noch einen Blaubeerkuchen. Den hat Ben so gern, mit viel Schlagsahne. Hinter dem Schuppen wachsen jede Menge Blaubeeren.«
    Nachdem Wally beim

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