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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Gedanken.
    »Tja, das ist doch nur Publicity, nehme ich an. Das bedeutet gar nichts.«
    »Was meinen Sie damit, Mick?«
    »Baupläne werden im Allgemeinen erst vorgelegt, wenn die Bebauung genehmigt worden ist. Hacienda will damit nur den Eindruck erwecken, dass sie etwas sehr Ansprechendes planen. Aber das bedeutet nichts, sie unterliegen keiner rechtlichen Verpflichtung, das auch auszuführen. Das Bauunternehmen kann die Pläne verwerfen, nachdem der Antrag genehmigt worden ist, und mit etwas völlig anderem kommen.«
    »Tatsächlich? Glauben Sie, Davenport weiß das?«
    »Na, er muss zumindest wissen, dass es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, aber im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass niemand so einen Auftrag vergibt, wenn er die ganze Arbeit später nicht nützen will.«
    »Außer man möchte einen guten Eindruck machen und den Stadtrat beeinflussen.«
    »Genau. Darüber hinaus könnte Hacienda, wenn der Antrag genehmigt ist, seine Option verkaufen, und der Käufer könnte mit dem Bauland dann machen, was er will.«
    Odette stieß einen leisen Pfiff aus. »Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Stadtrat entscheiden, wenn der Antrag zur Debatte steht?«
    »Schwer zu sagen. Das ›Rettet Zanana‹-Komitee hat sich stark engagiert und bestimmt einige der Stadträte auf seine Seite gezogen. Es wird zweifellos eine interessante Sitzung werden. Sie steht für nächsten Donnerstag auf der Tagesordnung.«
    Odette wusste, dass sie darüber auf jeden Fall berichten musste. Sie plante als Fortsetzung ihrer Reportage eine Reihe von Artikeln für die Morgenzeitung. Da die Sache jetzt das Interesse von Funk und Fernsehen erregt hatte, konnte die wöchentlich erscheinende
Women’s Gazette
nicht mehr als Erste davon berichten. Aber Odette spürte, dass am Ende eine gute Hintergrundgeschichte für die
Gazette
dabei rausspringen würde.
    Wie diese Geschichte aussehen würde, wusste sie noch nicht. Verwirrende Fakten, Bilder, Gefühle und Möglichkeiten wirbelten ihr durch den Kopf. Noch nie war sie an einer Geschichte gefühlsmäßig so stark beteiligt gewesen. Sie bemühte sich stets um Objektivität und hatte oft gemerkt, dass sie ihre Gefühle im Zaum halten musste, um sich nicht durch eine emotionale Reaktion auf die Person, die sie interviewte, beeinflussen zu lassen. Erst einmal zuvor hatte sie einen Artikel mit so viel persönlicher Betroffenheit geschrieben – ihre Geschichte über Zac und die Zigeunerkönigin Cerina.
    Fitz’ Zynismus und seine herausfordernden Fragen hatten sie gelehrt, eine Geschichte immer von zwei Seiten zu betrachten. Vernebelte ihre Bindung an Zanana die Fakten? War sie Eden Davenport gegenüber ungerecht?
    Sie wünschte, sie könnte mit Zac darüber reden. Während der Jahre im Ausland waren ihre verwirrten Gefühle zur Ruhe gekommen, und jetzt, wo er international berühmt war und in Fernsehshows auftrat, wo seine Musik ständig im Radio gespielt wurde und seine Platten Verkaufshits geworden waren, hatte sie sich an seine Rolle als Troubadour des Volkes gewöhnt. Er konnte nie nur einem einzigen Menschen gehören. Aber sie vermisste seine Weisheit und erwischte sich oft bei dem Gedanken, was Zac wohl zu diesem und jenem sagen würde.
    Es war schmerzlich gewesen, Zac loszulassen, als sein Stern aufstieg. Aber sie erkannte, wie außergewöhnlich er war und dass sie nach wie vor miteinander verbunden waren. Sie würden nie ein gemeinsames Leben haben, doch er würde stets ein Teil des ihren sein. Das körperliche Verlangen war abgeklungen, die Wunde in ihrem Herzen verheilt, und wenn sie jetzt an ihn dachte, strömten Wärme und Ruhe durch ihren Körper. Oft spürte sie seine Nähe und wusste, dass er an sie dachte, was ihr ein Gefühl von Sicherheit gab. Sie musste ihren eigenen Weg gehen, aber auf irgendeine Weise würde Zac stets für sie da sein.
    Eines Abends trottete Odette durch die Straßen der Innenstadt, tief in Gedanken über die Verworrenheit der Zanana-Geschichte. »Was soll ich jetzt als Nächstes tun, Zac?«, fragte sie laut. Und wie zur Antwort blitzte plötzlich eine Erinnerung auf. Der alte Wally Simpson. Sie hatte ihn seit einem kurzen Besuch im Veteranenheim vor ihrem Auslandsaufenthalt nicht mehr gesehen.
    Natürlich! Wally war nach dem Krieg ein paar Jahre in Zanana gewesen. Sie hatten darüber gesprochen, aber nie sehr ausführlich. Hoffentlich war Wally geistig noch rege und gesund genug, sich zu erinnern und mit ihr zu reden. Er konnte ihr sicher Antworten

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