Das Dornenhaus
ein Theater wegen ihres Aussehens machte. »Also gut, Eden Davenport, dann lass uns mal sehen, was du mit meinem Zanana vorhast«, sagte sie zu sich selbst, als sie aus der Redaktion stapfte und ein Taxi herbeiwinkte.
Eden begrüßte sie mit einem warmherzigen Lächeln und einem freundlichen Händedruck. Sie lehnte sein Angebot einer Tasse Kaffee ab. Er hob die Hände in gespielter Bestürzung. »Kommen Sie, ich habe eine sehr schicke Espressomaschine, die echten italienischen Kaffee produziert.«
»Na gut«, seufzte sie, ließ sich auf einem beigefarbenen Ledersofa nieder und schaute sich in seinem Büro um. Es war aufgeräumt, modern gestaltet und in verschiedenen Schattierungen von Creme und Beige gehalten. Diverse Topfpflanzen in Aluminiumtöpfen waren über den Raum verteilt, und große gerahmte Nahaufnahmen von einer Blume, einem Farnwedel und einem Baumstumpf brachten als einzige Dekorationsobjekte sanfte Farben in den Raum. Eine Auswahl ausländischer Zeitschriften über Landschaftsgärtnerei und Architektur lag ordentlich ausgebreitet auf dem aus Stahl und Glas gefertigten Couchtisch.
»Sein Geschmack neigt deutlich der Moderne zu«, dachte sie. »Sentimentalität und die Vergangenheit scheinen hier keinen Platz zu haben. Trotzdem wirklich attraktiv. Er hat auf jeden Fall Stil.«
Eden reichte ihr einen hohen weißen Becher mit aromatisch duftendem Kaffee und setzte sich neben sie. »Jetzt lassen Sie mich Ihnen erklären, auf welcher Grundlage meine Pläne für Hacienda entstanden sind. Die Firma hat einen Antrag auf Umwandlung in Bauland gestellt und eine Option erworben, Zanana zu kaufen, wenn der Antrag angenommen wird.«
»Und wenn nicht?«, unterbrach sie.
»Dann war alles umsonst, und die Option verfällt automatisch.«
»Reden Sie weiter. Der Kaffee ist übrigens wirklich gut.«
»Hacienda hat mir gesagt, die Sache wäre eine, wie soll ich sagen, sensible Angelegenheit. Sie wollten, dass ich eine Bebauung entwerfe, die angenehm für das Auge ist, praktisch und erschwinglich – für sie und für potenzielle Käufer – und sich in die Umgebung einfügt. Ungewöhnlich war, dass sie die Entwürfe haben wollten, bevor der Stadtrat zusammentritt. Sie meinten, das sei vielleicht förderlich für ihr Anliegen.«
»Sie sind zu bescheiden. Sie wollen damit doch sagen, dass der Stadtrat, wenn er Ihre Modelle und Entwürfe vor Augen hat, so begeistert und beeindruckt sein wird, dass er dem Antrag zustimmen wird.«
Eden betrachtete Odette eindringlich, während er zu entscheiden suchte, ob sie das spaßig gemeint hatte. Ihr Gesichtsausdruck blieb unverbindlich. »Vielleicht war das Haciendas Intention. Die Leute von Hacienda kamen zu mir, weil sie meine Arbeit kannten. Sie gilt als ziemlich innovativ, selbst wenn das unbescheiden klingen mag. Vielleicht sollten wir uns erst mal ansehen, worüber wir hier sprechen.«
Odette stellte ihren Becher auf den Couchtisch und folgte Eden in sein Arbeitszimmer. Es war ähnlich wie der Empfangsbereich gehalten, nur dass hier ein großer Tisch mit Stapeln von Papier und aufgerollten Plänen stand. An diesem Tisch war eine silberfarbene Klemmlampe angebracht. Daneben stand ein in Leder gerahmtes Foto von einem Mann in Armeeuniform mit dem typischen auf einer Seite hochgeschlagenen Schlapphut, der mit ernstem Gesicht in die Kamera blickte. Es war der einzige persönliche Gegenstand im ganzen Büro.
In einer Ecke des Raumes stand ein weiterer weißer Tisch, auf dem sich ein maßstabsgerechtes Modell der Gärten von Zanana befand. Odette hatte zunächst den Eindruck, eine Puppenhauslandschaft vor sich zu haben.
Edens Ton wurde professionell. »Hier ist der Fluss und der Gesamtgrundriss des Geländes. Wie Sie sehen können, sind es Flachbauten im Ranchhaus-Stil, vom Charakter her aber eher australisch mit umlaufenden Veranden und einfachen abgerundeten Dächern. Ich habe so viele Bäume und Büsche wie möglich stehen lassen, um das Vorhandene zu nutzen. Ich halte nichts davon, alles einzuebnen und dann neu zu bepflanzen. Umsichtige Planung kann das Beste von dem, was vorhanden ist, mit dem Besten von dem, was zu bauen ist, verbinden. Das ist ein ziemlich neues Konzept, es sieht eine lockere Bebauung vor mit dazwischen liegenden Rasenflächen, Fahrradwegen, Spielplätzen und so weiter.«
»Also, wenn man schon Vorortsiedlungen bauen muss, dann ist das hier hübscher und innovativer als die meisten von ihnen«, gab sie widerstrebend zu. »Es ist nur schade, dass es
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