Das Dornenhaus
spross üppig das junge Grün, dicke Rosenknospen, neue Ranken und wucherndes Unkraut machten sich auf der fetten Erde im warmen Sonnenschein den Platz streitig.
Mrs. Butterworth, deren verschwitztes Gesicht von einem Baumwollhut beschattet wurde, richtete sich auf und begutachtete die Fortschritte, die sie beim Unkrautzupfen gemacht hatte.
»Das ist ja Schwerstarbeit. Schau dir den Berg Unkraut an, den ich ausgerupft habe, und trotzdem habe ich erst einen kleinen Teil des Beetes geschafft. Der reinste Dschungel.«
»Es ist Frühjahr, da muss alles wachsen«, sagte Kate, die neben dem Beet eifrig Sträucher beschnitt.
»Ich frage mich, wie das Frühjahr wohl in England ist … sanfter Regen und gedämpfte Farben, und alles wächst langsam. Hier geht alles mit einem Schlag vom Winter in den Sommer über und umgekehrt genauso, ohne diese langen Übergangszeiten, von denen man liest.«
»Ja, wo sich die Blätter im Herbst verfärben und im Frühjahr Knospen an den kahlen Zweigen erblühen … tja, wir müssen uns wohl mit dem australischen Frühling zufrieden geben. Wenigstens haben wir keine zweiunddreißig Grad im Schatten, Mum«, lachte Kate.
Gladys Butterworth drehte sich um und lächelte das neben ihr arbeitende Mädchen an. Kate war fünfzehn und atemberaubend schön. Mrs. Butterworth wurde nie müde, ihre goldhaarige Schönheit zu bewundern. Kate hatte das helle Haar und die Haut ihrer Mutter, war aber viel robuster, als es Catherine MacIntyre gewesen war. Kates Wangen waren rosig, ihre saphirblauen Augen funkelten, und ihre schlanke Gestalt strahlte Lebenskraft aus.
»Dad wird ein ordentliches Freudenfeuer anzünden können, wenn wir hier fertig sind.«
»Ich glaube nicht, dass wir das hier schaffen werden, Kate. Man kann das Grünzeug regelrecht wachsen hören! Ich wünschte, wir hätten mehr Hilfe, aber alle gesunden Männer haben sich zum Kriegsdienst gemeldet, und das ist wichtiger.«
»Streng dich nicht zu sehr an, Mum. Wir können nicht alles machen. Die Gärten können warten, bis der Krieg zu Ende ist.«
»Kommt nicht in Frage. Solange ich hier bin, wird Zanana nicht verkommen. Das habe ich deinen Eltern versprochen, und deine Mutter liebte diesen Rosengarten. Ich kümmere mich um dich, und ich kümmere mich um ihre Rosen. Die wird es noch geben, wenn ich längst nicht mehr bin.«
Kate legte ihre Gartenschere weg und umarmte ihre Pflegemutter. »Du wirst noch lange Zeit bei uns sein. Aber geh’s etwas ruhiger an. Wenn ich volljährig bin, kannst du dich zurücklehnen und nur noch Anweisungen geben. Ich werde jede Menge Leute für Zanana einstellen, und wir werden viele Feste geben, und alle Räume werden geöffnet und benutzt werden. Du wirst schon sehen.«
Mrs. Butterworth lächelte das Mädchen an, das sie großgezogen und das ihr und Harold so viel Freude gebracht hatte. Kate war ein glückliches und zufriedenes Kind gewesen und hatte ihnen kaum Schwierigkeiten gemacht. Aber sie besaß einen starken Willen. Wenn Kate sich auf die Unterlippe biss und das Kinn vorreckte, wussten sie, dass sie mit sanfter Bestimmtheit ihren Willen durchsetzen würde.
»Du erinnerst mich an deinen Vater. Du hast die Entschlossenheit der MacIntyres und träumst große Träume.«
»Ich dachte, ich wäre mehr wie die einzige Mutter, die ich je gekannt habe.« Kate bemerkte plötzlich, wie grau Mrs. Butterworths Haar geworden war. »Wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ihr beide für mich und Zanana gesorgt habt.«
Mr. Butterworth schob rumpelnd eine Schubkarre mit einer Hacke und einem Spaten den Weg hinab. »Na, macht ihr Mädels Pause? Wie wär’s mit einer Tasse Tee?«
Beim Tee in der Küche unterhielten sich Harold und Gladys, wie so oft dieser Tage, über den Krieg. Kate aß einen Mohrenkopf und leckte tief in Gedanken versunken die Schokolade und die Vanillecreme vom Biskuit.
»Verdammt schade um Wheelers Sohn. Und von dem Bruder gibt es auch keine Nachricht. Es ist nicht recht, dass ein Mann beide Söhne in den Krieg schicken muss«, sagte Harold.
»Warum sind wir in diesem Krieg, Harold? Er ist so weit von uns weg.«
»Ich kann’s dir auch nicht genau sagen, aber wir sind im Krieg, weil wir ein Teil des Empire sind – das weißt du.«
»Mutter England scheint mir so fern«, schniefte Mrs. Butterworth. »Ich hoffe nur, dass es schnell vorbei ist.«
»Wollen wir’s hoffen. Tja, ich geh wohl besser wieder an die Arbeit, wo’s uns doch so an Arbeitskräften mangelt.« Harold
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