Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
während die Männer ihn um seine Besitztümer erleichtern«, sagte Odette.
    »Das ist kein Diebstahl. Wir lassen immer etwas im Austausch zurück, und wenn es nur ein wenig Weisheit und Phantasie ist … für diejenigen, die zuhören wollen und das zu schätzen wissen. Was nun die Pferde angeht, von denen wurden einige hier verkauft. Gute, lebhafte, muntere Tiere, als sie verkauft wurden. Sie scheinen jedoch innerhalb eines Tages … ermüdet zu sein. Es sind immer noch gute Pferde, gut für den Preis, der für sie bezahlt wurde. Wenn der Käufer dachte, er bekäme mehr …« Mateo hob seine Arme mit einem philosophischen Schulterzucken.
    Zac erklärte es später Odette. »Damit ein Pferd beim Verkauf lebhaft wirkt, kann man ihm Brennnesseln unter den Schweif tun. Man kann auch einen Tag lang oder länger vor ihm mit einem Eimer Steine rasseln, so dass es dann allein beim Anblick des Eimers schon wild wird. Rosmarin wird zerdrückt und dem Pferd ins Maul gestopft, damit sein Atem frisch riecht. Und es gibt zahllose Kräutermixturen, die man einem kranken Pferd füttern kann, damit es leichter atmet und klaräugig und gesund wirkt.«
    »Aber ist das nicht Betrug?«
    »Es werden keine Versprechungen gemacht oder gegeben. Was meinst du – sollte es nicht dem Käufer überlassen sein, sich in Acht zu nehmen?«
    Odette stellte Mateo weitere Fragen. »Und jetzt will derjenige, der die Pferde gekauft hat, sein Geld zurück?«
    »Wir haben nie herausgefunden, was er will. Er verkaufte die Pferde zu einem viel höheren Preis weiter, und als der neue Besitzer kam und sich bei ihm beschwerte, schob er die Schuld auf uns. Wobei er verschwieg, dass er uns sehr wenig bezahlt hatte. Er betrank sich im Hotel, regte sich darüber auf, dass er betrogen wurde, und überredete seine Saufkumpane, mit hierher zu kommen. Sie beschimpften uns aufs übelste. Es war sehr unerfreulich. Cerina hat sie weggeschickt, aber sie haben gedroht, wiederzukommen und uns aus der Stadt zu jagen.«
    »Was haben Sie zu ihnen gesagt, Cerina?«
    Sie wand ihre Hände in einer kreisenden Bewegung. »Ich sagte nur, dass ein Unglück sie befallen würde, wenn sie noch näher kämen.« Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, während sie das sagte, aber Noyla unterdrückte ein Kichern.
    »Sie sahen sehr verängstigt aus, obwohl sie betrunken waren«, sagte sie. »Ich glaube, sie dachten, Cerina würde sie auf der Stelle verhexen und in Steine oder so was verwandeln.«
    »Was werdet ihr tun?«
    »Wir ziehen auf jeden Fall bei Sonnenaufgang weiter, daher …« Wieder das ausdrucksvolle Zucken der Schultern und Heben der Hände.
    »Wir werden uns wiedersehen, Odette.« Die Königin erhob sich und legte ihre Hand auf Odettes rotbraune Locken. Odette senkte traurig den Kopf, weil sie ahnte, dass es lange dauern würde, bis sie ihre Zigeunerfreunde wiedersah.
    Bevor sie in gedrückter Stimmung aufbrachen, umarmte Odette Noyla und Delia.
    Horrie schwieg, als sie zum Auto zurückgingen, aber als er seine Kameratasche in den Kofferraum stellte, meinte er: »Komisches Völkchen, aber irgendwie interessant. Besonders die Frauen.«
    Odette lächelte, sagte aber nichts. Trotz Horries schnoddriger Bemerkung war ihr klar, dass die Zigeuner, besonders die Königin, großen Eindruck auf ihn gemacht hatten. Sie waren nicht die dreckige, zudringliche, unredliche Bande, die er erwartet hatte. Stattdessen hatte er etwas über ein stolzes Volk erfahren, das entschlossen war, sein Erbe und seine seit Jahrhunderten überlieferten Überzeugungen zu bewahren.
     
    Am Abend wartete Odette, bis Zac seine Arbeit in der Schmiede beendet hatte, und begleitete ihn zu dem kleinen Haus, in dem er ein Zimmer gemietet hatte.
    »Ich wasche mich schnell und ziehe mich um, bevor wir zu den anderen ins Lager gehen«, sagte er.
    »Fehlt es dir, zusammen mit der Familie unterwegs zu sein? Fühlst du dich in dem kleinen Zimmer nicht eingesperrt?«, fragte Odette.
    »Ja, schon. Aber gelegentlich müssen wir uns anpassen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Einmal bin ich über ein Jahr mit meiner Mutter in einer Stadt geblieben. Ich bin jeden Tag zur Schule gegangen. Die längste Zeit, die ich an einem Stück die Schule besucht habe.«
    »Warum bist du ausgerechnet hier geblieben? Es muss doch noch bessere Möglichkeiten geben.«
    »Ich mag die großen Städte nicht, ich arbeite gern mit Pferden und bin ein guter Schmiedegesell, die Familie kommt regelmäßig hier vorbei und … du bist hier.«
    Odette

Weitere Kostenlose Bücher