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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und einen Wald von rot-weiß-blauen Fähnchen schwenkten. Was ihnen bevorstand, ob sie zurückkehren würden oder nicht, bekümmerte diese Männer jetzt kaum. Das hier würde das Abenteuer ihres Lebens werden, eine Sache der Vaterlandstreue und der Pflicht.
    Nahe der Tribüne kamen sie unter einem großen Blumenbogen hindurch, der über und über geschmückt war mit den Rosen aus Zanana. Er wurde von heimgekehrten Soldaten gehalten, die in Gallipoli und beim Dardanellen-Feldzug verwundet worden waren. Inzwischen war der Jubel ohrenbetäubend, und die Männer sangen mit lauter Stimme beim Marschieren. Als sie das Podium erreichten, blieben sie wie auf Kommando stehen.
    Der Bürgermeister, der Hauptmann der Buschbrigade und der ›kämpfende Pfarrer‹, der sich ihnen angeschlossen hatte und zum Sprecher der Männer geworden war, betraten das kleine Podium.
    Der Bürgermeister wünschte den Männern alles Gute und eine sichere Heimkehr und sagte, sie würden den von Herzen kommenden Dank und die guten Wünsche der Stadt und des ganzen Landes mit sich nehmen. Der Hauptmann, der nur ungern Reden hielt, dankte den Bewohnern von Zanana und der ganzen Stadt für ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft und sagte, an diese Zeit würden sie sich alle erinnern, wenn sie »da drüben wären und unter Beschuss ständen«.
    Dann war der kämpfende Pfarrer an der Reihe. Er war ein untersetzter, rotgesichtiger Mann, ein Farmer, der Gott gefunden hatte und es nicht unter seiner Würde fand, eine Auseinandersetzung oder einen Streit in seiner Gemeinde mit der Faust zu schlichten. Er hatte seinen Spitznamen bekommen, als ein Unruhestifter eine Schlägerei vom Zaun gebrochen hatte. Als der Pfarrer versuchte, die Angelegenheit friedlich beizulegen, war er als »störender Bibelschläger« beschimpft worden, worauf der Pfarrer entgegnet hatte, er sei durchaus ein Mann von Schlagfertigkeit, und den Unruhestifter prompt mit einem linken Haken niedergestreckt hatte.
    Er war nicht nur schnell mit den Fäusten, sondern auch ein guter Redner, und jetzt hielt er eine mitreißende Ansprache in der Hoffnung, weitere Männer für den Kampf für König und Vaterland zu rekrutieren. Er sprach von den heimtückischen und feigen Taten der Hunnen und der Bedrohung des Empire, rief die Söhne des Empire auf, dem Ruf zu folgen und in Scharen zu kommen. Mit einer dramatischen Geste zog er sein Jackett aus, rollte die Hemdsärmel hoch und rief: »Es ist Zeit, die Ärmel aufzukrempeln und an die Arbeit zu gehen. Ich bin dazu bereit. Ihr auch?« Damit deutete er auf die Menge, die in Applaus und Jubel ausbrach. Dann forderte er die Frauen mit sanften Worten auf, beiseite zu stehen und ihre Männer gehen zu lassen. »Um unserer Kinder, unseres Vaterlandes und unserer Freiheit willen.«
    Er senkte den Arm und gab der Buschbrigade ein Zeichen, die daraufhin »Vorwärts, christliche Soldaten« anstimmte. Stille senkte sich über die Menge, dann fiel sie in das Lied ein, wobei vielen die Tränen über die Wangen liefen.
    Als das Lied geendet hatte, traten mehrere Männer aus der Menge vor und reihten sich bei der Buschbrigade ein. Man klopfte ihnen herzlich auf den Rücken, und andere riefen: »Hier ist noch Platz für mehr!« Unter dem Jubel der Menge marschierten die Männer zur Oddfellows Hall, wo die Rekruten sich einschreiben mussten, nachdem sie eine flüchtige ärztliche Untersuchung bestanden hatten.
    Die Männer und Jungen kamen auch an Kate, Gladys und Nettie vorbei, die ihnen kräftig applaudierten. Gladys schnappte plötzlich nach Luft. Mit festem Schritt, erhobenem Kinn, gestrafften Schultern und in perfektem Gleichschritt marschierten mit schwingenden Armen Harold Butterworth und Sid Johnson vorbei.
    Kate jubelte und winkte. »Sehen sie nicht fabelhaft aus!« Dann begriff sie, warum sie dort marschierten. Sie drehte sich zu den Ehefrauen um. Beide standen stockstill, mit einem Ausdruck des Schocks und der Traurigkeit auf den erstarrten Gesichtern. Mrs. Butterworth biss sich auf die Lippen, und Nettie Johnson schüttelte den Kopf.
    »Ach, diese alten Dummköpfe«, seufzte Mrs. Butterworth.
    Die beiden Frauen hakten sich unter und drängten sich, gefolgt von der besorgten Kate, durch die sich auflösende Menge.
    Als die Buschbrigade aus Kincaid abmarschierte, war Harold aufgenommen worden und hatte den Befehl erhalten, sich ihr in zwei Wochen in Sydney anzuschließen. Sid Johnson war aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt worden, obwohl er sich,

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