Das Dornenhaus
mit kurzen Worten bei allen für ihre Gastfreundschaft, und die Männer stimmten einen fröhlichen Gesang an. Bald sangen alle mit.
Kate mischte sich mit einem Tablett voller Süßigkeiten unter die fröhlichen Gruppen. Viele der jungen Männer, manche nur zwei oder drei Jahre älter als sie, nahmen ihr das Versprechen ab, ihnen an die Front zu schreiben. Später stand sie in ihrem langen, weißen, mit Spitzen besetzten Baumwollnachthemd in ihrem Zimmer und schaute hinaus auf die im Mondlicht liegenden Gärten. Die Männer waren in Cottages, auf Feldbetten auf der Veranda, in Zelten und unter Planendächern auf dem Rasen untergebracht. Es war eine laue Nacht, und sie fragte sich, welche Schrecken und welche Gefahren diesen Männern wohl in den nächsten Monaten bevorstanden. Im Moment schien es alles nur ein ehrenvolles Abenteuer zu sein, und sie beneidete die Jungs unter ihnen. Sie wusste, dass viele Frauen und Mädchen als Krankenschwestern und Helferinnen dienten, aber mit fünfzehn und in ihrer Stellung war ein solches Abenteuer einfach nicht denkbar. Sie sprach ein kurzes Gebet für die Sicherheit der Männer, die in dieser Nacht so friedvoll in Zanana ruhten, und schlüpfte ins Bett.
Am nächsten Morgen war Kate bei Tagesanbruch auf den Beinen, und während die Männer der Buschbrigade sich gerade erst zu rühren begannen, kleidete sie sich rasch in einen langen Rock und eine sittsame Matrosenbluse und machte einen Morgenspaziergang durch den entfernteren Teil des Gartens. Kate war überrascht, Ben Johnson im Rosengarten ihrer Mutter zu finden. Er schnitt alle Rosenknopsen ab und legte sie sorgfältig in die Schubkarre.
»Was willst du mit den Rosen, Ben?«
»Ich bringe sie in die Stadt für die große Parade und die Kundgebung, die heute stattfinden. Sie haben mich dazu überredet, bei der Dekoration für die Parade zu helfen.«
Kate lachte. »Aber mit dem Pflücken von Blumen und dem Binden von Schleifen ist es nicht getan. Du kannst mir helfen, ein paar Banner aufzuspannen. Wir brauchen eine kleine Leiter und Hammer und Nägel. Ach, und vielleicht auch noch Schnur.«
Ben sah erfreut aus. »Ich bringe alles mit. Du sagst mir einfach, was ich tun soll, und ich mache es.«
Als Mrs. Butterworth sie dann in der Stadt fand, standen sie beide auf kleinen Leitern und hielten jeder ein Ende eines großen Spruchbandes. Sie hatten zwei Stunden damit verbracht, patriotische Banner und Plakate an Pfosten und Läden entlang der Hauptstraße zu befestigen. Sie hatten einen guten Arbeitsrhythmus gefunden, und beide fühlten sie sich wohl in der Gesellschaft des anderen. Kate winkte Mrs. Butterworth zu und deutete auf die Nägel in ihrem Mund.
»Schluck sie ja nicht runter, Kate. Und sei vorsichtig. Wir treffen uns im Park beim Teich, es gibt etwas Kühles zu trinken und ein Sandwich. Auch für dich, Ben.«
»Prima, Mrs. B. Keine Bange, ich pass schon auf.«
Sie lächelte den beiden zu und wusste, dass Kate bei Ben in guter Obhut war. Dann eilte Mrs. Butterworth davon, um den Damen des Roten Kreuzes zu helfen, die im Versammlungshaus Tische und Stühle aufgestellt hatten und Tee und Kekse servierten.
Am späten Vormittag säumten viele Menschen die Hauptstraße. Sie waren von überallher gekommen, aus der ganzen Umgebung, und es herrschte eine aufgeregte, festliche Atmosphäre. Kate ergatterte zusammen mit Mrs. Butterworth und Nettie Johnson einen Platz im Schatten unter der Markise der Bäckerei an der Hauptstraße.
»Von hier aus haben wir einen guten Blick. Da drüben ist das Podium, das sie für all die Reden aufgebaut haben«, sagte Mrs. Butterworth.
»Wo sind die Männer? Ich habe Sid und Ben schon seit Stunden nicht mehr gesehen«, meinte Nettie Johnson. »Deinen Harold auch nicht, Gladys.«
»Ich habe Ben beim Aufhängen der Banner geholfen, Mrs. Johnson. Dann haben wir Tee getrunken, und er ist losgegangen, um seinen Vater zu suchen. Sie müssen hier irgendwo sein«, erwiderte Kate und reckte den Hals, um die Straße hinunterzuschauen. »Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen. Und alle in so guter Stimmung.«
Plötzlich erschallten laute Rufe aus der Menge. »Sie kommen.«
Vor der Buschbrigade marschierte stolz die Dudelsackkapelle von Kincaid, und beim anrührenden Klang der Dudelsäcke begann die Menge zu jubeln.
Erfrischt und bewegt von dem herzlichen Willkommen, schritten die Männer flott aus und erwiderten das Winken der Kinder, die für diesen Anlass schulfrei bekommen hatten
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