Das Dornenhaus
genau wie Harold, fünf Jahre jünger gemacht hatte. Charles Dashfords Sohn Hector hatte sich ebenfalls anwerben lassen und war gleich mit der Brigade mitmarschiert. Bis sie Sydney erreichten, würden diese Männer, die bis dahin einander fremd waren, zu einer Bruderschaft zusammengewachsen sein, für immer vereint durch die unvergesslichen Bande von Vaterlandsliebe und Kameradschaft.
Beim Abendessen in Zanana wurde an jenem Abend wenig gesprochen. Als Kate das Geschirr abräumte und es zu Mrs. Butterworth an den Spülstein brachte, sah sie, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen. Sie stellte das Geschirr ab und legte ihr den Arm um die Schultern. »Wein doch nicht, Mum. Vielleicht kann Hock Lee es ihm ausreden.«
»Dafür ist es zu spät, Kate. Nein, jetzt ist nichts mehr zu machen.«
Später am Abend, als sie im Bett lagen, nahm Harold seine Frau in die Arme und umschloss die tröstliche Weichheit ihres drallen, molligen Körpers, der in ein bauschiges, züchtiges Nachthemd gehüllt war.
»Bist du sicher, das du das Richtige tust, Harold?«, fragte Gladys.
»Ich muss es tun. Könnte mir nicht mehr in die Augen sehen, wenn ich nicht mitginge und meine Pflicht erfüllen würde. Ich mach mir Sorgen, dich und Kate hier allein wirtschaften zu lassen, obwohl der alte Sid ja hier sein wird. Er war ganz gebrochen, dass man ihn nicht nehmen wollte. Aber Hock Lee hat versprochen, ein Auge auf euch zu haben und euch Hilfe zu schicken, wenn ihr sie braucht.«
Mrs. Butterworth legte ihren Kopf an die Schulter ihres Mannes. »Wir kommen schon zurecht, mein Herz. Aber ich werd mir die ganze Zeit Sorgen um dich machen.«
»Keine Bange. Mir wird schon nichts passieren. Ich bin wieder da, bevor du es merkst.«
Mrs. Butterworth sagte nichts, und ein Schauder lief ihr über den Rücken. Schüchtern begann Harold Butterworth die Stoffmassen des Nachthemdes hochzuschieben, um seine Frau auf die einzige Weise zu trösten, die er kannte.
Es blieb nichts mehr zu sagen.
Kapitel zehn
Amberville 1959
I m Gemeindesaal der St.-Johns-Kirche drängten sich die Menschen. Wenn der Ortsverein des Roten Kreuzes einen Basar veranstaltete, schien sich die ganze Stadt zum Erscheinen verpflichtet zu fühlen.
Auf Böcken liegende Tischplatten füllten den Raum, überhäuft mit allen möglichen Waren, von selbst gebackenen Kuchen, Marmeladen und Chutneys bis hin zu Kartons mit Sämlingen, Topfpflanzen und frisch geerntetem Gemüse. Es gab Berge von handgestrickten Babyausstattungen, Decken und Schühchen, bezogenen Kleiderbügeln, Patchworkdecken, Teewärmern in Form von Koalabären und Küken – alles Beweise für die handarbeitlichen Fähigkeiten der Damen der Gemeinde.
Aus Scheunen, Garagen, Speichern, Kellern, Schuppen und von den hintersten Borden der Küchenschränke war jede Menge Nippes zusammengetragen worden. Einige Gegenstände, die als gut verkäuflich betrachtet wurden, hatte man auffällig platziert, andere einfach in Kartons geworfen, zum Durchstöbern für entschlossene Schnäppchenjäger.
Am anderen Ende des Saales wurden Tee, Kekse, Milchbrötchen und Gebäck verkauft, ein Sammelpunkt für alle, die Neuigkeiten über die Veranstaltung und ein bisschen Klatsch austauschen wollten. Die Damen vom Roten Kreuz waren im Saal verteilt, überwachten alles, nahmen Preisangleichungen vor und überredeten Freunde, etwas zu kaufen oder für einen guten Zweck zu spenden.
Odette und Horrie sollten für den
Clarion
über die Spendenaktion berichten. Seit ihrem Artikel über die Zigeuner bekam Odette regelmäßige Aufträge, wenn Mr. Fitz sie auch weiterhin kritisch mit seinem Blaustift durchging und mit scharfer Zunge Bemerkungen machte.
Odette notierte sich aufgeschnappte Bruchstücke der Unterhaltungen zwischen den Damen, die von Komplimenten bis hin zu abfälligen Bemerkungen von erstaunlicher Schärfe reichten. Das alles konnte sie zu einer amüsanten Geschichte verweben. Sie entdeckte Tante Harriet, die schon wieder auf sie zukam, vermutlich, um darauf zu bestehen, dass noch ein Foto von einer Gruppe ihrer Damen gemacht wurde. Zum ersten Mal schien sie stolz darauf, dass Odette bei der Zeitung arbeitete.
Odette stahl sich rasch weg, um Tante Harriets Raubvogelblick auszuweichen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit den in Kartons gestapelten Gegenständen auf dem Boden zu, wobei ihr einer mit der Aufschrift Verschiedenes plötzlich ins Auge fiel. Die Ballerina ihrer Mutter … die gläserne Puderdose … Untersetzer und
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