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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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wir sollten uns beeilen. Denn Schaleis wird sich fragen, was es für ihn bedeutet, dass sein Privat-Bond sich in diese Scheiße geritten hat.«
    Matti wiegte seinen Kopf. Seine Sache waren solche Spekulationen nicht. Das Leben lief meist anders als in den Verästelungen einer komplizierten Logik. Im Leben gibt es Gefühle und Fehler, und manchmal waren die ein und dasselbe. Vielleicht hatte den Erpel der Zorn gepackt, und er sann auf Rache. Matti würde es verstehen. »Und wenn der dem Schaleis alles gesteckt hat. In einer Version, bei der er selbst nicht so schlecht aussieht?«
    »Und was für eine Version soll das sein?«, fragte Twiggy kauend.
    Ja, was für eine Version sollte das sein? Matti überlegte, fand aber keine. Dafür eine andere: »Wenn ich der Erpel wäre, dann würde ich eine Bande Stasi-Killer anheuern und sie uns auf den Hals schicken. Bewaffnet mit Beweisen dafür, dass wir die Bombe gelegt haben.«
    Twiggy hörte auf zu kauen, Dornröschen erstarrte, und Robbi blieb im Türrahmen stehen. Matti trank einen Schluck Bier, aber der befreite ihn nicht von der Übelkeit, die vom Magen aufstieg.
    »Okay«, sagte Dornröschen endlich. »Das ist die wahrscheinlichste Lösung. Wenn der Erpel uns beseitigt, dann braucht er gegenüber Schaleis nicht mit der Wahrheit herauszurücken. Und so eine Aktion organisiert Entenmann über einen Anwalt aus dem Knast heraus.« Sie stand auf, ging zur Fensterbank, klappte sie hoch und legte die Makarows auf den Küchentisch. Sie zog das Magazin heraus und zog den Schlitten nach hinten, was die Patrone aus dem Lauf warf. Sie kullerte über den Tisch. Dornröschen ließ den Schlitten nach vorn schnalzen und drückte ab. Es klickte metallisch, als der Hahn nach vorn stieß. Sie schob das Magazin wieder in den Griff, lud durch, sicherte, holte das Magazin wieder heraus und drückte die Patrone vom Tisch hinein. Dann steckte sie das Magazin in die Pistole und legte die schwarz glänzende Waffe auf den Tisch. Matti tat es ihr nach.
    Es klappte alles noch, wie sie es bei dem irren Lehrgang gelernt hatten, der als Sommerurlaub getarnten vierwöchigen »Fortbildung« in einem Palästinenserlager im Jemen, wo sie durch den Sand robbten und herumballerten, um zu schauen, was man als Stadtguerilla draufhaben musste. Es war eher ein Schnupperkurs gewesen, der allerdings ausreichte, sie vom bewaffneten Kampf zu kurieren, neben ein paar anderen Ereignissen, zu denen die Ungeheuerlichkeit zählte, dass deutsche Genossen 1976 in einer gekaperten Passagiermaschine im ugandischen Entebbe Juden aussortierten. Auch wenn ihnen das erst mit einigen Jahren Verzögerung und nach unendlichen Diskussionen klar geworden war, zuerst Dornröschen natürlich.
    Twiggy saß unbeweglich, Robbi schlich um seine Waden und maunzte. »Wenn wir einfach abhauen?«
    Schweigen.
    »Wir werden die nie los, wenn wir nicht selbst was tun. Und wir haben mit dem Erpel und seinem Auftraggeber noch eine Rechnung offen, vergessen?« Dornröschen zog sich am Ohrläppchen. »Wegen Konny und überhaupt dieser Scheiße.« Sie gähnte. »Also, was machen wir? Wir machen etwas, und die anderen sollen reagieren. Wir lassen uns nicht mehr durch die Gegend hetzen. Es reicht. Was bilden diese Typen sich ein? Dass wir uns belauschen, verfolgen, bedrohen und ermorden lassen? Wir sind keine Hasen.«
    Matti erschrak bei diesem Ausbruch. So hatte er sie nie erlebt. Nicht einmal in den Jahren, als es hoch und hart herging.
    »Gut, was schlägst du vor?« Ihm ging alles auf die Nerven. Er wäre jetzt am liebsten mit Lily weit weggefahren, dorthin, wo es warm war und wo es keine Detektive gab, zumindest keine, die einen kannten und umbringen wollten. Dann hatte Matti eine Idee: »Wir machen es wirklich offensiv. Ich spiele einen Kunden, vertrete irgendeine Firma und fühle denen auf den Zahn. Wenn wir wissen, was die treiben, kommen wir vielleicht weiter.«
    Twiggy brummte etwas und sagte: »Da wirst du auch nicht mehr erfahren als im Internet. Ingenieurtechnik, Stahlbau, komplexe Anlagen und so ein Zeug. Alles und nichts.«
    »Und wenn ich denen unsere DVD -Kopie auf den Tisch lege?«
    »Bist du lebensmüde?«, fragte Twiggy.
    »Viel übler, als es ist, kann es nicht kommen.« Matti fühlte, wie die Ungeduld ihn trieb. Und die Angst. Dieser Irrsinn musste aufhören. Erst jetzt begriff er ganz, dass sie kaum einen Schritt weitergekommen waren und dass der Erpel sie, wenn es logisch zuging, umbringen musste, alle drei, möglichst bald.

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