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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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er las, drehte er sich eine Zigarette und zündete sie an.
    Der Artikel war reißerisch und schlampig. »Brutal wie in den Siebzigern«, las Matti. »Nur durch glückliche Umstände kam niemand zu Schaden. Die Büros der Firma bieten ein Bild des Schreckens.« Dann mühte sich der Redakteur, seinen Lesern zu erklären, wer die Revolutionären Zellen waren: »Feierabendterroristen, so blutrünstig wie die Baader-Meinhof-Bande, die in den Siebzigerjahren den beliebten Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und Generalbundesanwalt Siegfried Buback feige ermordete.« Und BILD empfahl: »Gnadenlose Jagd auf diese Verbrecher und ihre Sympathisanten.«
    Er schaltete das Radio ein: »… ist ein Bekennerschreiben eines Kommandos Heinrich Meier versandt worden, in dem es heißt …« Der RBB brachte immerhin zwei kurze Zitate aus dem Schreiben. Und: »Auf Befragen erklärte die Polizei, bei ihr sei eine Sendung eingetroffen, die angeblich vom Kommando Hermann Meier stammt und eine leere Plastiktüte enthalten soll. Die Tüte werde derzeit kriminaltechnisch untersucht. Für den Mittag hat die Polizei eine Pressekonferenz angekündigt.« Matti schnippte die Zigarette durchs Fenster und schaltete das Radio aus.
    Er überlegte kurz und entschied sich, nach Zehlendorf zu fahren. Er gurkte eine Weile durch die Gegend, bis er in der Breisgauer Straße zwei Altglascontainer entdeckte, einer für helle, der andere für dunkle Flaschen. Er stoppte den Wagen genau davor, so dicht, dass er gerade die Tür aufbekam und niemand sehen konnte, was er tat. Er zog sich die Gummihandschuhe an, holte den Umschlag und schob ihn unter den Container für die dunklen Flaschen.
    Zurück in der Wohnung, entdeckte Matti, dass Twiggy ein neues Schließsystem und einen Spion in die Tür eingebaut hatte. Stahlbolzen sicherten den Rahmen, und sie würden künftig zwei Schlösser öffnen müssen. Außerdem hatte er im Flur einen Bewegungsmelder mit einer Sirene gekoppelt. »Im Treppenhaus hängt auch so ein Ding, an der Decke, da kommt keiner ran, ist auch gegen Sabotage gesichert«, sagte er. »Wenn jemand auftaucht, blinken rote Lampen im Flur und in der Küche.« Er deutete auf die Wand der Küchenoberzeile, darüber hing kaum sichtbar eine kleine LED . »Wenn so ein Ding leuchtet, kann man es nicht übersehen. In meinem Zimmer habe ich noch eine installiert. Der Witz aber ist eine winzige Kamera im Treppenhaus, die niemand erkennt, der nicht von ihr weiß. Sie ist per WLAN mit meinem PC gekoppelt, der läuft ab sofort durch. Und ich werde so oft zu Hause sein, wie es geht. Und wenn nicht, muss jemand anders den Bildschirm im Auge behalten. Wir sollten genug Zeit haben« – ein Blick zur Küchenfensterbank – »uns vorzubereiten.«
    Normalerweise hätte Matti gemotzt, weil sie ihn nicht einbezogen hatten in die Planung. Aber es waren keine normalen Zeiten, und was Twiggy in der Nacht geleistet hatte, war großartig. Matti legte die Faust auf die Tischplatte und streckte den Daumen hoch.
    Matti beschrieb Dornröschen, wo er den Umschlag versteckt hatte, und sie mailte es Entenmann.
    »Jetzt können wir nur noch beten«, sagte Twiggy, auf dessen Schoß Robbi saß.
    »Das ist eine mir unbekannte Tätigkeit. Wie geht das?«, fragte Matti. Er stand auf und verschwand ins Bett.
    Aus dem Beten wurde sowieso nichts. Am Abend aßen sie zusammen. Matti hatte seine Schicht getauscht, Twiggy verzichtete auf nächtliche Unternehmungen, Dornröschen war kaputt von der Arbeit gekommen und hatte auch noch eingekauft. Brot, Käse, Rotwein und sogar Thunfischfutter für Robbi. Keinem war etwas aufgefallen, kein Auto mit einem seltsamen Typen am Steuer, keine auffällig unauffälligen Verfolger, nichts.
    »Ob Schaleis es schon weiß?«, fragte Matti.
    »Keine Ahnung.« Dornröschen gähnte ausgiebig. »Ob Entenmann schon aus der Haft entlassen ist? So eine kriminaltechnische Untersuchung kann dauern. Außerdem ist es denkbar, dass die Bullen die ganze Aktion nur für einen Trick vom Erpelschwarm halten und er weiter im Knast bleibt.«
    »Meinetwegen kann er dort verrotten«, sagte Twiggy.
    Dornröschen winkte ab. »Der Erpel wird kalkulieren, was ihm am meisten nützt. Er ist als Detektiv unten durch, wenn er einen Kunden verrät. Klare Sache. Dann kann er seinen Laden dichtmachen, zumal bei solchen Kunden. Ich nehme an, er bedient nur Typen und Firmen, die die Diskretion mehr lieben als alles andere. Könnte also sein, dass der Schaleis gar nichts weiß. Aber

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