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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Bullen haben deine Fingerabdrücke. Und achte darauf, dass du nicht verfolgt wirst.«
    Matti rutschte mit seinem Stuhl zur Seite und sagte: »Ja, Mutti.«
    Die Faust schoss in seine Richtung, aber er zuckte zurück, und sie verfehlte ihr Ziel. Er packte ihre Hand und schlug sie ein paar Mal sanft, bevor er sie losließ.
    Sie zog eine Grimasse und streckte ihm die Zunge heraus. Aber sie musste grinsen. »Also, das Programm ist klar, ja? Zuerst wird das Zeug verschickt« – sie deutete auf den Umschlag und die Einkaufstasche – »dann checken wir den lieber Heribert …«
    »Und dann spielen wir Lotto«, sagte Twiggy. »Weil wir da nämlich bessere Chancen hätten.«
    »Miesmacher«, erwiderte Dornröschen. »Ein bisschen revolutionären Optimismus, Genossen!«, verkündete sie pathetisch.
    Sie lachten.
    Robbi marschierte in die Küche, begutachtete seinen Fressnapf, sah, dass es wieder Trockenfutter gab, und begann zu jaulen. Twiggy sprang auf und öffnete eine Dose Katzenfutter, Thunfisch natürlich. Dornröschen verzog das Gesicht.
    Matti und Lily trafen sich zum Abendessen bei Good Friends . Sie fanden einen freien Tisch an der Seite zur Kantstraße, der zum Hauptsaal abgeschirmt war. An den beiden anderen Tischen saßen Chinesen vor monströsen Platten und Reisschalen. Als der Kellner am Tisch stand, bestellten beide die Pekingentenvorspeise und grünen Tee. Vom großen Saal drang Gemurmel und Geklapper zu ihnen, es war stickig. Der Geruch von heißem Öl verbreitete sich. Schwarz gekleidete Kellner eilten zu den Tischen und in die Küche. Menschen kamen und suchten einen freien Platz.
    »Wie geht’s voran?«, fragte sie.
    »Wir haben uns geeinigt mit dem Entenmann.«
    Sie blickte ihn skeptisch an. »Aha.«
    »Er kriegt, was er will, und wir auch.«
    »Mehr willst du nicht verraten?«
    »Er bekommt die Pads, mit denen wir seine Fingerabdrücke übertragen haben. Und wir schicken ein Bekennerschreiben los wegen des Bombenanschlags. Dafür hat er uns den Namen seines Auftraggebers genannt.«
    »Ihr seid verrückt.«
    »Alles anonym«, sagte er.
    »Aber der Entenmann weiß, mit wem er es zu tun hat.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und wenn er euch umbringt?«
    »Dann gibt’s was in der Zeitung und im Internet. Hab ich das nicht schon gesagt?«
    Sie winkte ab.
    Sie schwiegen lange.
    Nachdem das Essen und der Tee serviert worden waren und während Matti eine Entenbrustscheibe in einen kleinen Pfannkuchen rollte, blieb sie wie starr sitzen und beachtete ihr Essen nicht. »Was habt ihr jetzt vor?«, fragte sie endlich.
    »Wir haben den Namen, und dem rücken wir jetzt auf die Pelle.«
    »Könnt ihr nicht einfach aufhören? Wenn ihr Staub aufwirbelt, kriegen die euch noch wegen des Bombenanschlags dran.«
    Seltsame Logik, dachte Matti. Der Anschlag wäre umsonst gewesen, wenn sie jetzt nicht weitermachten. Und sie mussten weitermachen, wegen Konny und auch wegen Norbi.
    Sie aß einen Bissen, lustlos. »Ich kann dich nur bitten aufzuhören.«
    Er antwortete nicht.
    Sie redeten nicht mehr viel, bis er seine Schicht fortsetzte. Der Abschied war kühl. Er sah ihr nach, wie sie nach Hause lief im Schummerlicht der Laternen und Schaufenster. Sie blieb lange vor einer Auslage stehen, die Hände in den Hosentaschen.
    Er fuhr zwei bärtige Juden in schwarzen Anzügen aus schwerem Stoff und schwarzen Hüten nach Mitte, sie saßen auf der Rückbank, die Hände auf den Knien, und sagten kein Wort. Immerhin gaben sie ihm drei Euro Trinkgeld und verabschiedeten sich höflich. In Mitte las er eine Dame im Nerz und mit Hut auf, die er nach Dahlem brachte. Sie ließ sich das Rückgeld vorzählen und verschwand wortlos. Der Funk rief ihn in die Rheinbabenallee, wo ungeduldig – »Das hat ja gedauert!« – ein Geschäftsmann wartete, der schrecklich wichtig war und zum Hauptbahnhof gebracht werden wollte. Seine Finger trommelten auf dem Aktenkoffer, den er auf den Knien hielt, bis sie angekommen waren. Er hatte aber noch Zeit, auf das Restgeld zu warten, dann eilte er zum Eingang. Matti stellte sich in die Schlange und las Konfuzius. »Worte sollen den Menschen etwas sagen – das ist alles.«
    Am Morgen sah er an einem Kiosk in Zehlendorf die BILD -Titelseite: LINKSTERRORISTEN SCHLAGEN ZU !, stand da in roten Großbuchstaben. Er hielt an und kaufte das Blatt. »Aufhängen müsste man die. Alle!«, schimpfte der Kioskbesitzer und tippte mit seinem Finger auf die Überschrift. Matti fuhr ein Stück weiter und parkte am Rand. Bevor

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