Das Dornröschen-Projekt - Krimi
…«
»Danke für den Vertrauensbeweis.«
»Ich hab es dir doch erklärt. Es ist auch für dich das Beste.«
»Wie schön, dass du das so genau weißt.«
Klaus grinste, Matti sah es im Spiegel.
»Aber du kommst heute Abend?«, fragte sie.
»Ich versuche alles.«
Sie trennte das Gespräch.
Sie war unzufrieden. Das war klar. Er kam mal, mal kam er nicht, aus ihrer Sicht hing sie von seinen Launen ab. Früher hätte sie sich das nicht gefallen lassen. Nicht ein einziges Mal.
Der Feierabendverkehr rollte mächtig nach Mitte. Auf der Straße die endlose Kette der Autos, auf den breiten Bürgersteigen hetzten die Menschen mit Taschen und Regenschirmen zur U-Bahn oder quollen aus dem U-Bahnhof. Am Himmel hingen Regenwolken, nur hin und wieder blitzte die Sonne durch und erhellte das Grau der Stadt. Weit hinten spießte der Fernsehturm eine Wolke auf.
Beim letzten Mal hatten sie hier einen Reinfall erlebt, dachte Matti. Ein blödes Gefühl.
Aber es hatte gut angefangen. Twiggy zeigte gleich an, dass die Roma woanders zuschlugen, das Geld und den möglichen Ärger hatten sie gespart. Aber dann begann das Warten.
Hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. Hoffentlich muss der Daimler an der Ampel halten und rutscht nicht einfach durch. Hoffentlich kommt er überhaupt. Auf dem direkten Weg nach Hause musste der Typ aber hier vorbei. Wenn es heute nicht klappt, dann morgen. Oder übermorgen. Aber sie könnten doch mal Glück haben. Das hatte sich in letzter Zeit ziemlich verdünnisiert.
Klaus guckte immer mal wieder skeptisch in den Spiegel. »Ihr macht schon komische Sachen.« Aber dann steckte er sich eine Selbstgedrehte an und schwieg. Im Funk wurde drei zwo neun gerufen.
»Drei zwo neun, melden Sie sich. Ihr Fahrgast wartet.«
Klaus schaltete die Funke aus und das Radio ein. Er startete den CD -Spieler: Won’t get fooled again , das passte irgendwie.
Es nieselte. Matti konnte Twiggy und Dornröschen nicht sehen, aber das war das Einzige, das ihn nicht beunruhigte. Er betrachtete sein Handy, es zeigte den höchsten Empfangspegel, und der Akku war fast voll. Er stellte sich vor, wie Gaby ihren Kinderwagen durch die Gegend schob. Sie musste ein seltsames Bild abgeben, diese Mutter, die ihren Kinderwagen umherrollte, ohne Ziel, einfach so. Und das im Regen.
Seine Stimmung sackte bis zu den U-Bahn-Gleisen. Es war ein Elend, was sie trieben. Nichts gelang ihnen. Er malte sich aus, wie irgendwo da oben jemand saß und sich einen Ast ablachte über die drei Dilettanten und ihre noch armseligeren Helfer. Allein Gaby mit dem Kinderwagen! Wer sie kannte, kriegte sich nicht mehr ein. Wenn sich das herumsprach, hätte sie ihren Spitznamen weg: Mutter Gaby oder so.
»Scheiße!«, murmelte er.
Klaus guckte in den Spiegel und grinste. Er zog an seinem Ziegenbart. »Was ist Scheiße?«
»Alles.«
»Wenn’s nicht mehr ist.«
»Wie machst du das eigentlich mit Ülcan?«
»Was mache ich mit Ülcan?«
»Na, dass der nie mit dir meckert.«
»Weiß ich auch nicht. Er hat mich wahrscheinlich als Schwiegersohn auserwählt.«
Matti tippte sich an die Stirn.
»Nee, echt«, sagte Klaus.
Schweigen.
Mattis Augen verfolgten eine alte Frau mit Einkaufstasche und einer Regenmütze. Sie stand leicht gebeugt verloren am Fußgängerüberweg. Fast schien es, als könnte jeden Augenblick eine Fußgängerlawine sie überrollen. Dann sahen ihre Augen das Taxi, und sie winkte, um im selben Augenblick die Hand fallen zu lassen, weil sie den Fahrgast entdeckt hatte.
Daltrey kreischte.
Matti wäre gern ausgestiegen.
Das Handy klingelte. »Ist gerade los«, sagte Gaby. »Dann putzt mal schön.«
Bevor er sich bedanken konnte, hatte sie aufgelegt.
Er klingelte Twiggy an, und ein paar Minuten später sah er Eberhard Diepgen und Hanna-Granate Laurien mit der großen Brille, jeder einen Putzeimer und einen Fensterwischer in den Händen, zur Kreuzung laufen. Am zögerlichen Gang erkannte Matti ihre Unsicherheit. Sie trugen die alten Mäntel, die sie in Gabys Keller aufgetrieben hatten. Twiggy und Dornröschen stellten sich ans Ende des Mittelstreifens, hielten Ausschau nach dem Erpel-Daimler, und sobald die Autokolonne stoppte, betraten sie die Fahrbahn. Matti musste grinsen, als Dornröschen Geld einzusammeln begann. Doch dann spürte er seine Angst. Es musste klappen. Diese ganze Sache musste ein Ende finden, so schnell wie möglich. Sie hatten sich sogar gestritten.
Diepgen putzte gerade einem Fiat die Scheibe, als Matti sah, wie
Weitere Kostenlose Bücher