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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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betreten neben Aslaks Lager. Und wenn er sich anfangs geärgert hatte, daß Folke so brüsk abgelehnt hatte, was bei ihm zu Hause Brauch war, so war er doch aufrichtig genug, um bei Auds Frage endlich zu verstehen, daß Folke nicht nur Schiffsheil besaß. Kein Wunder, war er doch der Sohn von Frau Aasa. Mit Ehrfurcht dachte er an Mutter Aasa. Sie hatte mehr Heil im kleinen Finger als sein König vom Kopf bis zu den Füßen; das hatte er damals schon an ihren zierlichen Schuhen gesehen.
    Während Frodi und Aud den Verletzten nicht zu verlassen wagten, suchte Folke sich vor dem Haus zwei Stöckchen, die er scharf anspitzte. Im Licht eines neuen, jetzt von Frodi gehaltenen Spans begann er, die verkohlten Hautteile von Aslaks Gesicht zu zupfen.
    Aslak war schon halb in einen erschöpften Schlaf gesunken, aber ein wenig konnte er wohl fühlen, daß jemand sich an ihm zu schaffen machte. »Was machst du?« hauchte er mit geschlossenen Augen.
    »Totes muß weg«, sagte Folke, »unter Totem gedeiht nichts Lebendiges.«
    »Das glaube ich dir«, murmelte Aslak, »unter Alfs Händen wird nie etwas Lebendiges gedeihen. Der Mann ist ein Geschöpf Utgards.« Dann überkam ihn ein quälender Hustenanfall.
    Folke überlief es kalt. Eine solch schlechte Meinung hatte er von Alf nicht gehabt. Aber ein Mann wie Aslak sagte nichts Unbesonnenes. Außerdem kannte er Alf länger.
    »Ich bin fertig«, stellte Aud an der Feuerstelle fest und rührte behutsam in einem Tiegelchen, während sie auf Folkes weitere Anweisungen wartete.
    Als Folke dann soweit war, ließ sich nicht nur Aud unterrichten, wie sie in den nächsten Stunden mit einem Leinentuch die Wunden von Aslak abtupfen mußte, sondern auch Bjarke und Frodi lauschten aufmerksam. »Du darfst das Tuch auch liegenlassen, wenn die Wunde nicht mehr näßt. Aber niemals antrocknen lassen«, mahnte Folke. »Und es wäre gut, wenn du das Leinwasser nach einiger Zeit erneuern könntest.«
    Aud nickte. »Der Preis ist gering für das, was ihr beide für Visby getan habt.«
    Wenn sie gar nicht erst gekommen wären, wäre der Preis noch geringer gewesen. Aber Folke hatte keine Lust darauf hinzuweisen. Was geschehen war, war geschehen. Mit Frodi hinter sich verließ er das Haus.
    Als Folke und Frodi am Strand anlangten, waren die zwei Katen niedergebrannt, aber die dritte endgültig außer Gefahr. Ulf umkreiste das Gebäude und hielt die Brandwache. Also hatte Hjalti eingesehen, daß es besser war, das Dorf nicht allzusehr zu schädigen, dachte Folke erleichtert. Offenbar war das nicht alles, was Hjalti veranlaßt hatte. Bei ihm stand mürrisch Alf und scharrte mit dem Fuß im Sand. Als Folke nahe genug war, um hören zu können, was gesprochen wurde, sagte Alf gerade trotzig: »Ich mochte nicht warten, bis wir wieder in Norwegen sind. Eine Wassertauche ist keine Kleinigkeit.«
    »Es hätte nicht viel gefehlt, und Aslak wäre ein toter Mann gewesen. Das ist auch keine Kleinigkeit«, entgegnete Hjalti ernst.
    »Nein«, stimmte Alf ihm mit funkelnden Augen zu, »mit Kleinigkeiten geben wir uns nicht ab, wir beide. Aber ich habe das Recht auf große Taten. Ich bin schließlich ein Verwandter von Geirmund. Tadeln mußt du ihn. Wer ist er denn schon?«
    Hjalti brauste auf. »Was das betrifft«, sagte er so laut, daß es jeder am Strand hören mußte, »so mußt du erst jemand werden, den man rühmen kann. Aslak aber ist es bereits. Von Aslak dem Glutbezwinger wird man ab jetzt in ganz Norwegen an den Herdfeuern singen, und wenn man in diesem Zusammenhang deinen Namen nicht nennt, so kannst du froh sein!«
    Hjaltis Abschied von Geirmunds und vielleicht auch seinen eigenen Träumen schien Folke das mindeste zu sein, was als Kaufpreis für Aslaks Haut entrichtet werden konnte. Aber er war erleichtert, daß Hjalti sich endlich offen auf Aslaks Seite geschlagen hatte. Folke blieb stehen und sah Hjalti entgegen, der Alf stehenließ und auf ihn zukam. »So viel hält sein Verwandter wohl von ihm auch nicht, daß er ihm ein gutes Schwert mitgegeben hätte!« flüsterte Frodi in Folkes Ohr. Folke nickte und dachte an den minderwertigen Sax, den Alf auf dem Schiff verloren hatte. Wahrscheinlich war es Alfs wunder Punkt, daß die Verwandtschaft, deren er sich ständig rühmte, gar nicht so eng war. Und möglicherweise war Geirmund von ihr wesentlich weniger begeistert als Alf.
    In der Zwischenzeit war Hjalti herangekommen. Er ließ sich in wenigen Worten berichten, was Folke unternommen hatte, und nickte dann

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