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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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wollte mehr als die Genugtuung, Alf endlich gezähmt zu sehen. Durch Alfs Versäumnis würde nicht nur Hjalti vor dem König als säumiger Schiffsführer dastehen, sondern ebenso er selber vor den Männern seiner Wache. Und das war für ihn weitaus schlimmer. »Ich bin sogar der Meinung, daß ihr versuchen solltet, den Schaden wiedergutzumachen«, sagte er streng und richtete sich dabei hauptsächlich an seine eigenen Männer.
    Ulf, inzwischen wieder anwesend und wie stets für neue Ideen begeisterungsfähig, trat bereitwillig vor. »Was meinst du, Aslak?«
    »Ihr solltet versuchen zu löschen. Damit könnten wir unseren guten Willen später einmal beweisen - wenn es nötig sein sollte.«
    Hjalti, der fieberhaft darüber nachgedacht hatte, wie er Geirmund auch gegen die zweifellos belastende Aussage von Alf seine Ergebenheit beweisen konnte, sprang seinem Wachführer sofort bei. »Macht es! Wer weiß, wozu es gut ist!«
    Folke hatte sich umgedreht. Die zuerst angezündete Hütte war bereits in sich zusammengesunken, und die Seitenwand der benachbarten Hütte loderte kräftig. Da würde nicht mehr viel zu retten sein.
    Aber Aslak verfolgte einen Plan, und wie immer in solchen Fällen, tat er es mit seinem ganzen Herzen und Verstand. »Doch«, beharrte er, »wir können die dritte Hütte retten. Man muß das Dach der mittleren zum Einstürzen bringen. Dann hat das Feuer nicht mehr genug Nahrung, um sich auf die letzte auszubreiten.«
    Das war richtig, aber es war gefährlich, sich dem Brandherd zu nähern. Die Männer nickten unschlüssig. Keiner wollte sich gefährden. Nur Aslak selber eilte auf das Haus zu. Dann suchte er den Boden ringsum ab. »Folke!« rief er und warf einen hastigen Blick auf die Flammen, die jederzeit auf die nächste Wand überzugreifen drohten, »ich glaube, mit einem langen Balken müßte es gehen!«
    Folke wußte sofort, was er meinte. Sie brauchten einen Baumstamm, um einen der Stützbalken des Hauses umzustoßen. Lag das Dach erst auf dem Boden, konnten die Flammen das letzte Haus nicht mehr erreichen. Er nickte und fing an wie ein Spürhund am Strand herumzulaufen. Nach einigem Zögern halfen ihnen auch die anderen. Alf hingegen blieb stehen und sah immer noch fasziniert in die Flammen. Aber weit und breit war kein längeres und dickeres Holz zu finden als angeschwemmte krumme Äste. Die Männer kamen bald wieder zusammen. Mittlerweile hatte das Feuer auf die Hinterwand des Hauses übergegriffen. Folke war wütend, und Aslak war es auch. Nur Alf freute sich unverhohlen. »Zu spät. Und du wagst es nicht, den Tragbalken wegzuziehen. «, sagte Alf lauernd.
    Entsetzt über Alfs Bösartigkeit, atmete Folke tief ein. Rauch kam ihm in die Lunge, und er mußte husten und hörte deshalb nicht, was Aslak erwiderte. Mit einem einzigen heimtückischen Satz hatte Alf sich nun die Macht verschafft, Aslak zu töten. Auf den Gesichtern der Männer lag Neugier, wie Aslak reagieren würde.
    »Tu es!« forderte Alf nochmals, »oder du wirst zum Neiding für jedermann.«
    Und Aslak erwarb sich aufs neue die Hochachtung aller Männer, als er in aller Ruhe sagte: »Ein Feigling, wer deiner Aufforderung nicht die Tat folgen lassen würde.« Mit zwei großen Sprüngen war er unten am Wasser, tauchte sein Wams, das er im Laufen ausgezogen hatte, ein und warf es sich wieder über. Dann hetzte er zum Haus hinauf und stürzte sich mitten hinein. In seinem Sog glühten und prasselten Funken auf.
    Folke ballte entsetzt die Hände. Es gab keine Möglichkeit, dem mutigen Aslak zu helfen. Er hätte es nicht getan, das wußte er ganz genau, und sein Haß auf Alf wuchs ins Unermeßliche. »Er ist ein besserer Mann als du«, rief er laut, und jeder wußte, wen er meinte.
    Die Männer nickten. Jetzt, wo es bewiesen war, war Aslak ein Held. Hätte er seine Vernunft siegen lassen, wie sonst, hätten sie ihm ihre Gefolgschaft aufgekündigt. So aber schrien und jubelten sie. Alf sah mißmutig drein, obwohl er seinen Gegner nun losgeworden war.
    Als das Dach in sich zusammenstürzte, wußte Folke, daß ein guter Mann gestorben war, wie so viele gute Männer für wenig sterben müssen. Damit Aslaks Tod wenigstens nicht ganz ohne Sinn blieb, rannte er nach oben und versuchte das Reet aus der Nähe des gefährdeten dritten Hauses zu kehren. Wenn das Heil, das in der Hausstütze wohnte, auch nicht dem eigenen Haus geholfen hatte, so konnte es doch noch dem benachbarten helfen. Die Menschen, die es wieder beziehen würden, würden es

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