Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Wangen. Ich hatte so gehofft, die Zukunft, die ich im Spiegel sah, wäre nicht festgeschrieben. Nun wird das Schicksal seinen Lauf nehmen.
Rolana erstarrte. Sie sah sich in der Halle um. Wie klein kamen ihr die Gänge plötzlich vor. Viel zu klein für einen Drachen! Und der Rückweg war ihnen versperrt. Sie saßen in der Falle. Die Erkenntnis traf sie so hart, dass sie schwankte.
Astorin streckte fordernd die Hand aus. »Gib mir die Figur!«
Tränen traten nun auch in Rolanas Augen. Sie vermochte dem Befehl nicht zu widerstehen. Ihr Geist wand sich in Pein, aber sie streckte den Arm aus und ließ es zu, dass er die Figur nahm. Auch Inthan öffnete die Hand und gab ihm den silbernen Drachen.
Astorin stieß einen Triumphschrei aus. Er kniete sich auf die Kristallplatte und legte die Figuren vor sich. Dann zog er bedächtig die restlichen Drachen aus seinem Umhang: den roten Drachen und den blauen. Dem kupfernen folgte der neue weiße und zuletzt der schwarze Drache. Er schob die Figuren zu einem Kreis zusammen, den er mit seinen Händen umschlossen hielt. Dann begann er die Formeln zu sprechen.
Vielleicht funktioniert es nicht, solange der Kristall gesprungen ist.
Für einen Moment teilte Rolana die Hoffnung des alten Mannes, doch dann sah sie, wie sich die Figuren zusammenzufügen begannen. Es war ihr, als müsste ihr Herz zerspringen. Tief in den düsteren Winkeln ihres Bewusstseins hatte sie es geahnt. Sie würde versagen und den Untergang der Welten auf ihr Gewissen laden. Sie konnte den Magiestoß spüren, als die Krone zu einem Reif verschmolz. In den Tiefen des Kristalls zuckten blaue Blitze. Der Boden unter ihren Füßen grollte.
Sei nicht traurig. Ich bin bei dir!
»Covalin?« In ihrer Überraschung sprach sie seinen Namen laut aus.
Ja, ich bin hier, um an deiner Seite das Schicksal zu wenden.
24
Das Ende der Drachenkrone
Covalin!«, rief Rolana noch einmal. Sie hörte Wasser spritzen und ein Rauschen lief durch die Gänge. Aber das konnte nicht sein!
»Ein Drache! Ein Drache!«, jauchzte Inthan und klatschte in die Hände.
Ich werde ihn zermalmen, zerbeißen, zerquetschen, brüllte der weiße Drache, der mit angelegten Flügeln in die Halle geschossen kam.
»Nichts wirst du!«, höhnte Astorin. Er hielt die Krone in Händen und wollte sie sich gerade auf den Kopf setzen, als Ibis hinter dem steinernen Altar hervorschoss und sich gegen den Rücken des Magiers warf. Die Krone entglitt seinen Händen. Bevor er wieder nach ihr greifen konnte, stieß sie Ibis mit dem Stiefel zu Rolana hinüber. Astorin streckte die Arme aus, um die Krone mit einem Spruch zu sich zu rufen, doch da schnappten die Kiefer des Drachen zu. Astorin schrie, aber Covalin hielt ihn fest. Die Zähne durchtrennten Haut, Fleisch und Knochen. Trotzdem der Schmerzen gelang es Astorin, einen Zauber zu sprechen. Covalin heulte und ließ von ihm ab, doch Astorins Arme waren nur noch zwei blutige Stümpfe. Er riss die Augen auf und fiel auf die Knie. Er schrie nicht einmal. Vielleicht brauchte er Zeit, um zu begreifen, was geschehen war.
Der kleine weiße Drache schlitterte von Astorins Zauber getroffen ein Stück zurück und landete inmitten des Kristalls.
Ein Blitz erhellte die Halle und ließ sie alle erstarren. Dann krochen funkelnde Sterne aus den Wänden, huschten über den Boden und verschwanden unter dem Drachenleib. Auch Covalin riss erstaunt die Augen auf, erhob sich und starrte zu seinen Klauen hinab, zwischen denen der Riss im Kristall verlief. Der Kristall begann immer heller zu leuchten bis sie die Augen zukneifen mussten. Dann verblasste der Schein und die Platte lag bläulich schimmernd und völlig makellos zu Covalins Füßen.
»Nur die Magie eines Drachen kann den Kristall heilen«, sagte Inthan. Ehrfurcht schwang in seiner Stimme. »Hast du das gesehen, Cleo?«
Die Katze ließ sich neben ihm auf die Hinterbeine nieder und begann zu schnurren.
Der Moment der Erstarrung war vorüber. Astorin begann, erst zu wimmern und dann zu schreien. Ibis griff nach ihm, bekam aber nur den Umhang zu fassen. Er schoss einen Schockzauber hinter sich, dass die Elbe ihn mit einem Schrei losließ. Die blutigen Stümpfe vorgereckt, stürmte er auf Rolana zu. Sein Wille, die Krone an sich zu bringen, schien ungebrochen.
»Rolana, nimm die Krone!«, schrie Ibis. Die Priesterin zögerte kurz, setzte sich dann aber die Krone auf.
Astorin prallte zurück, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen.
»Die Hüterin der Drachen«, stöhnte
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