Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Inthan und verbarg das Gesicht in den Händen. Er taumelte zurück, bis sein Rücken gegen die Wand stieß. Als könnten ihn seine Beine nicht mehr tragen, sank er zu Boden.
Astorin heulte: »Sie gehört mir, mir ganz allein! Gib sie mir zurück!«
Rolana schien zu wachsen. Ein Windstoß löste ihren Haarknoten und wirbelte ihre Locken durcheinander. »Nein ! Ich bin jetzt die Hüterin der Drachen, und sie sind mir untertan!« Ihre Stimme klang tiefer und mächtiger. Ibis fühlte einen kalten Schauder.
Und ich werde diesen Magier jetzt fressen, rief Covalin und ließ seinen Schwanz durch die Luft sausen. Er traf Astorin in den Rücken und schleuderte ihn hart gegen eine Säule, wo er stöhnend liegen blieb.
»Nein!«, sagte Rolana und hob die Hand. »Ein anderes Schicksal wartet auf ihn. Komm mit, Covalin. Der Weg ist nun frei. Wir müssen gehen.«
Ohne auf Inthan und Ibis oder den am Boden liegenden Astorin zu achten, schritt Rolana zum See zurück. Covalin ließ die Ohren hängen, tat aber, wie ihm geheißen.
Ibis folgte den beiden langsam. Was war geschehen? Rolana wirkte so anders. Ein schmerzhaftes Gefühl breitete sich in ihr aus. Hatte die mächtige Krone das Wesen der Priesterin verändert oder von ihrer Seele Besitz ergriffen?
*
»Du lebst! Den Göttern sei gedankt. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben!« Cay stürzte auf Rolana zu, doch ihr ausgestreckter Arm ließ ihn zurückprallen.
»Bleib zurück, du Narr! Siehst du nicht, dass ich die Herrin der Drachen bin? Ich habe mir selbst die Krone aufs Haupt gesetzt.« Die deutete auf die sieben Drachenfiguren, die auf ihrem Kopf saßen, als wäre die Krone für die junge Priesterin angefertigt worden. Ihr Gesichtsausdruck war fremd und grimmig.
Cay kam langsam näher. »Ja, das sehe ich. Das war ein guter Einfall, aber nun ist es vorbei. Du kannst sie wieder ablegen.«
Für einen Augenblick wurden ihre Züge weich. »Ach, Cay. Ich kann sie nicht einfach wieder absetzen. Ich habe mein Schicksal gewählt, und nun muss ich es erfüllen. Sieh her! Ich bin nun die Herrscherin über die Drachen und über die Welten.« Sie hob die Arme.
»Kommt her, ihr edlen Echsen, die ihr so lange im Schlaf der Vergessenheit geruht habt. Kommt her und folgt meinen Befehlen!«
Entsetzen breitete sich auf den Gesichtern der Freunde aus, als sie begriffen, was geschehen war. Die Welten waren Astorins Herrschaft entgangen, aber der Preis dafür war hoch. Sie konnten nicht auf Rolanas sanftes Wesen hoffen, auf ihre Weitsicht und ihren Sinn für Gerechtigkeit. Schon jetzt begann die Macht der Krone, ihr Wesen zu verändern und das Gute in ihr zu zerstören.
Cays Hand schnellte nach vorn, um ihr die Krone vom Kopf zu reißen.
»Nicht! Zurück!«, rief Rolana. »Ich muss dich vernichten, wenn du mich anrührst. Ihr könnt nichts mehr tun. Nun ruht die Last der Welten allein auf meinen Schultern.«
Covalin schlich heran. Er jammerte herzzerreißend und legte sich zu Rolanas Füßen.
»Komm, kleiner Drache. Wir werden auf den Berg steigen, dorthin, wo Fulfur und Ethana miteinander verschmelzen, und erfüllen, was das Schicksal uns auferlegt hat.«
»Rolana, was hast du vor? Bitte sag uns, wie wir dir helfen können.«
Noch einmal sah sie Cay aus traurigen Augen an. »Wir müssen Abschied nehmen, mein Freund, mein Geliebter. Ich spüre den Schmerz, den ich dir angetan habe. Ich habe diesen Augenblick vorausgeahnt, doch mir war es nicht vergönnt, dich davor zu bewahren. Es tut mir leid! Hätte ich eine Wahl gehabt, dann hätte ich mich für dich und für unsere Liebe entschieden. Doch ich durfte nicht wählen. Gräm dich nicht. Es war der Wille der Götter.«
Sie hob die Hand und strich ihm mit den Fingerspitzen über das Gesicht. Tränen standen in seinen Augen.
»Nun muss ich mich beeilen. Ich fühle meine Kräfte schwinden und mein Widerstand erlahmt. Die Krone ergreift von mir Besitz.«
Rolana wandte sich ab und ging mit langen Schritten den Bergpfad hinauf, der zu der Felsplatte zwischen den beiden Vulkankegeln führte. Covalin begleitete sie. Die anderen folgten ihr in kurzem Abstand.
»Was hat sie nur vor?«, fragte Ibis.
»Nichts, was uns gefallen könnte, fürchte ich«, antwortete Lahryn. Seine Stirn war besorgt in Falten gelegt.
»Sie wird den Drachen befehlen, und ich bezweifle langsam, dass es zum Wohl der Welten sein wird«, brummte der Zwerg.
»Dann müssen wir sie aufhalten!« Ibis zog ihr Schwert aus der Scheide.
»Und wie willst du das
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