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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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das schon? Du bist die einzige und letzte Meleyis und selbst die Elfen haben den Glauben an uns verloren.
    Unerwartet drehte sich Yelanah zu Revyn um, fasste seine Hand und hob sie in die Höhe. Ich bin nicht die einzige Meleyis ! Denn vor euch steht der neue Mahyûr und mit ihm werden wir die Fesseln der Menschen zerreißen! Einige Drachen stießen beunruhigte Rufe aus, andere stampften mit den Krallen oder machten ein paar drohende Schritte auf ihn zu.
    Und ich dachte schon, du bringst uns eine Opfergabe, höhnte der Stammesführer der Xhan.
    Yelanah wandte sich an Revyn. »Sag ihnen etwas. Sag ihnen, dass sie vertrauen müssen!« Noch immer hielt Yelanah seine Hand hoch. Ihre Finger drückten seine.
    Ja, sagte er stockend, es stimmt - ich bin ein Mensch. Aber ihr hört mich sprechen wie einer von euch. Und wie einer von euch will ich für euer Volk kämpfen.
    Seht ihr?, rief Yelanah. Er ist ein Sohn der Menschen, und doch ist er bereit, für eure Brüder und Schwestern zu kämpfen! Wie könnt ihr dann tatenlos zusehen?
    Revyn ließ den Blick von Drache zu Drache wandern. Manche von ihnen waren hinter den Bäumen und den Angehörigen ihres Stammes halb verborgen, doch es mussten insgesamt fast hundert sein. Nur noch hundert.
    Ein ganzes Volk, dachte Revyn. Ich sehe vor mir ein ganzes Volk, das dem Untergang gegenübersteht. Ich als Mensch, ich habe nicht das Recht, euch Ratschläge zu erteilen, nach allem, was mein Volk getan hat … Und was ich getan habe. Aber nur weil ich Schuld habe, will ich nicht für immer tatenlos bleiben. Nein, ich will es wiedergutmachen. Darum bitte ich jeden von euch, auf Yelanah zu hören. Kämpft um eure Freiheit, und ich will versuchen, die Menschen zu überzeugen. Haltet zusammen oder es wird zu spät sein.
    Die Drachen schwiegen beklommen. Wut leuchtete in manchen Blicken, aber auch noch etwas anderes. Vielleicht Verwirrung darüber, dass ein Mensch auf ihrer Seite stand. Vielleicht jedoch auch Anerkennung.
    Yelanah trat ein Stück vor und rief: Entscheidet ihr euch, nicht zu kämpfen, wird der Ruf der Nebel uns holen und aus der Wirklichkeit ziehen. Wir werden verschwinden, als hätte es uns nie gegeben. Wenn wir kämpfen, sterben wir vielleicht, doch vergessen wird man uns nicht. Der Tod ist unser Gefährte in diesem Krieg! Nur der Geist - unser Geist wird unsterblich sein.
    Plötzlich sprang Palagrin neben Revyn. Ihr habt es gehört, Brüder und Schwestern! Vertraut der Meleyis . Vertraut dem Menschenjungen. Ich kenne ihn - ihm habe ich es zu verdanken, dass ich nicht verrückt wurde, als die Menschen meine Stammesmitglieder töteten und gefangen nahmen.
    Revyn sah Palagrin an. Nie hatte er ihm von diesen Dingen erzählt.
    Die Drachen begannen, sich zu beratschlagen. Zwei Stämme schlossen sich den Nimorga an. Die Lharag, die Morghasu, die Hevorah und die Xhan machten kehrt und verschwanden in den Tiefen des Waldes.
    Wortlos sah Yelanah ihnen nach.

Verschleppt
    Wie viele sind wir?« Revyn blickte zu den Drachen zurück, die ihnen durch das Unterholz folgten. Es war unmöglich, sie zu zählen, denn immer wieder verschmolzen ihre Umrisse mit dem nebligen Wald.
    Yelanah zwang sich, eine einigermaßen hoffnungsvolle Miene aufzusetzen. »Zusammen sind wir zweiundvierzig.«
    Revyn fand diese Zahl überwältigend - es war zwar keine Armee, doch das Maß an Zerstörung, das man mit zweiundvierzig Drachen anrichten konnte …
    Wir wollen keine Zeit verschwenden. Rennt, Geschwister!, sagte einer der fremden Drachen.
    Als sie losgaloppierten, begann die Erde unter ihnen zu beben. Revyn fühlte sich so unbesiegbar wie noch nie in seinem Leben; nicht einmal im riesigen haradonischen Heer hatte er die Gewalt rings um sich so empfunden wie jetzt. Er hörte das Schnauben der Drachen, sah, wie die Muskeln unter dem grauen Fell arbeiteten. Mut und Zorn glommen in ihren feurigen Augen.
    Wo sind die Menschen?, fragte Revyn.
    Mehrere Antworten, auch die von Yelanah, vereinten sich zu einem einzigen, vibrierenden Echo: Nicht mehr fern … hinter den Nebeln, nicht mehr weit …
    Fiebrige Spannung überzog seinen Körper. Er schloss die Hand um den Schwertgriff an seinem Gürtel und zog die Klinge. Er war bereit zu kämpfen, bereit für alles, um die Drachen zu retten, sie in der Welt zu halten, sie zu befreien! Er war bereit, sein Versprechen an Yelanah einzulösen.
    Und mit einem einzigen Sprung brachen die Drachen durch die Nebel in die Wirklichkeit.
    Plötzlich standen sie Menschen und Drachen auf

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