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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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überschlugen sich. Wieso verschleppten ihn die Myrdhaner? Wenn sie wussten, dass er ein haradonischer Krieger war, wieso hatten sie ihn dann nicht gleich getötet? Die ganze Situation war vollkommen absurd! Er sollte nicht hier sein, der Krieg zwischen Myrdhan und Haradon ging ihn nichts mehr an! Er musste zu den Drachen, zu Yelanah! Bei dem Gedanken an sie wurde ihm ganz schlecht vor Sorge. Benommen zog er sich am Gitter hoch und spähte zu den anderen Käfigen, doch er entdeckte nur Drachen.
    »Was habt ihr vor?«, fragte er noch einmal. Die Myrdhaner reagierten nicht. Ein Junge mit dunklen Locken, der direkt neben seinem Karren ritt, warf ihm einen Blick zu. Er war bestimmt nicht älter als elf.
    »Ich rede mit dir!«, rief Revyn. »Was wollt ihr von mir? Wohin bringt ihr mich?«
    Er begann, an den Gitterstäben zu rütteln, als er merkte, dass das den Jungen beunruhigte.
    »Halt dein Maul!«, zischte der Junge.
    »Lasst mich hier raus! Ihr wisst nicht, wen ihr verschleppt! Ich habe nichts mit eurem Krieg zu tun! Ich - ich muss zurück, versteht ihr? Ich bin kein Krieger! Lasst mich raus!«
    Der Junge nahm seinen Speer und stach mit dem stumpfen Ende nach ihm. Revyn keuchte verblüfft auf, als der Junge ihn in den Bauch traf, und taumelte zurück.
    »Ihr habt den Falschen, versteht ihr das? Ich bin kein Krieger und kein -«
    Der Junge stach erneut nach ihm, aber diesmal packte Revyn den Speer und riss ihn aus seinen Händen. Der Junge stieß einen erstickten Schrei aus. Blitzschnell hielt Revyn ihm die Speerspitze an den Hals.
    »Hilfe!«, japste der Junge. Erschrocken blieben die anderen Reiter stehen.
    »Lasst mich frei!«, rief Revyn. »Ich bin nicht euer Feind!«
    »Das hat niemand behauptet.« Revyn wandte den Kopf und erblickte einen jungen Mann, der sein Pferd vor sie gelenkt hatte. Sein Gesicht war mit Ruß bestrichen. Die Farbe war an den meisten Stellen bereits verwischt, trotzdem erkannte Revyn in ihm sofort den Reiter wieder, der seine Gefangennahme befohlen hatte.
    Der Junge mit den Locken wimmerte. »Tu was, Alasar!«
    Revyn starrte den Jungen an, dann den Mann. »Wie heißt du?« Ihm wurde schlecht. Was hatte Octaris damals gesagt? Sein Schicksal würde sich erfüllen durch einem Mann namens …
    »Nimm den Speer da weg.« Die Entschlossenheit in seiner Stimme verriet, dass er es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    »Macht zuerst die Tür auf«, erwiderte Revyn. Die Speerspitze drückte sich in die Haut des Jungen. »Lasst mich raus und gebt mir einen Drachen.«
    Der Mann schüttelte kaum merklich den Kopf. Dann schweifte sein Blick von Revyn ab und fixierte etwas hinter ihm. Alarmiert fuhr Revyn herum - doch die Steinschleuder sah er schon nicht mehr. Er wurde an der Schläfe getroffen, fiel mit dem Kopf gegen die Gitterstäbe und sackte in sich zusammen. Das Geräusch des Speeres, der klappernd aus dem Karren fiel, mischte sich mit den lauter werdenden Stimmen der Reiter.

Die Ewigen Kinder
    Wie lange war es her! Jahre schienen seit ihrer letzten gemeinsamen Stunde vergangen zu sein … Magaura lächelte. Dabei waren es nicht mehr als fünf Tage gewesen.
    Der Wind fuhr ihr durch Rock und Fellumhang und strich die Haare aus ihrem Gesicht. Sie fühlte sich wie aufgelöst vor Erleichterung, als sie den kleinen Zug erspähte, der aus der Ferne auf sie zukam. Die Reiter und die Gitterwagen schienen winzig und verloren im endlosen Grün des Landes. Unbehagen überkam Magaura, wie so oft, wenn sie unter freiem Himmel war. Sie fühlte sich hier nicht sicher. Es gab keine Wände, keine Grenzen, die sie vor dem Horizont schützten. Aber mit ihren sechzehn Jahren war sie eigentlich zu alt, um sich vor dem offenen Land zu fürchten, und Alasar betonte das immer wieder.
    Kurz entschlossen raffte sie ihren Rock und lief die Felsen hinab. Vorsichtig sprang sie von Stein zu Stein, bis ihre Füße in weichem Gras aufkamen. Inzwischen waren die Reiter so nah, dass sie Gesichter erkennen konnte.
    »Alasar!« Sie rannte auf die Reisegruppe zu. Ein Reiter löste sich von den anderen und kam auf sie zugaloppiert; ein zweiter folgte.
    »Magaura!« Noch bevor sein Pferd zum Stillstand kam, sprang er ab und umarmte sie. »Bist du ganz alleine hier draußen?«
    Sie lächelte. »Wie siehst du denn aus? Vollkommen schwarz überall noch!« Mit den Fingern strich sie ihm über die Wangen und zeigte ihm den Ruß. Inzwischen war der zweite Reiter bei ihnen angekommen und sprang vom Pferd.
    »Hallo, Magaura!« Es war Rahjel. Er

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