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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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einer schmalen Waldstraße gegenüber. Es waren zahme Drachen, auf denen Reiter saßen, aber auch neu gefangene, die in vergitterten Karren standen. Ein Soldatentrupp auf Pferden ritt nebenher. Die Männer trugen Uniformen mit dem Wappen Haradons. Die Drachen waren offenbar für den Krieg gefangen worden.
    Yelanah holte im Galopp mit ihrem Speer aus. Gleichzeitig hörte Revyn mehrere Gedanken auf einmal. Kämpft, Brüder und Schwestern! Erhebt euch gegen die Feinde! Schließt euch uns an, wir befreien euch!
    Die wilden Drachen in den Käfigen heulten auf, schlugen mit den Krallen gegen die Holzstäbe und stießen mit den Hörnern hindurch, als Yelanah, Revyn und die Stämme auf sie zupreschten. Die Reiter schienen wie gelähmt beim Anblick der gewaltigen Drachenherde. Manche Drachen schlugen mit den Flügeln, erhoben sich in die Luft und griffen von oben an. Ihre Hörner rissen die ersten Männer aus den Sätteln. Grauenvolle Schreie erklangen zwischen dem Donnern der schlagenden Krallen und Schwingen. Da zogen endlich die Garden des Königs ihre Waffen und trieben ihre Pferde und Drachen gegen die Angreifer.
    Revyn stieß mit dem Schwert nach einem Soldaten. Ein fliegender Drache stürzte zwischen ihnen zu Boden, und der Soldat schrie auf, als sein Bein eingequetscht wurde. Einen Augenblick später war Revyn von Soldaten umzingelt und verteidigte sich mit aller Kraft. Yelanah hatte ihren Speer durch die Brust eines Mannes gebohrt, riss ihn wieder aus dem Toten und schlug damit drei Männer aus dem Weg, sodass sie einen der Drachenkarren erreichte. Sie zerbrach den Riegel und riss die Gittertür auf. Die gefangenen Drachen drängten aus ihrem Käfig und stürzten sich auf die Menschen.
    Inzwischen hatte auch Revyn zwei Karren geöffnet. Rings um ihn griffen Drachen die Soldaten an. Er versuchte, weder hinzusehen noch hinzuhören, ritt durch die tobenden Massen, von einem Karren zum nächsten, und schlug die Gittertüren auf. Nur noch drei. Nur noch drei musste er öffnen, dann konnten sie flüchten und am Leben lassen, was noch lebte.
    Plötzlich sirrte etwas durch die Luft. Er hörte noch das helle Pfeifen hinter sich, dann grub sich etwas in seine Seite wie ein scharfer Zahn. Er stieß einen Schmerzensschrei aus und fasste zitternd nach dem Pfeil. Warmes Blut rann ihm unter dem Harnisch am Körper hinab. Der Pfeil saß nicht tief, er hatte sich nicht einmal richtig eingebohrt. Revyn zog ihn heraus. Nur die Eisenspitze war blutig. Revyn sah sich um. Aber er entdeckte nirgendwo einen Bogenschützen. Der Pfeil musste aus der Ferne abgefeuert worden sein …
    »Yelan!«, brüllte Revyn, warf den Pfeil zu Boden und jagte auf Yelanah zu, die sich mit ihrem Speer gegen mehrere Reiter wehrte. Dass Pfeile durch die Luft sirrten, hier einer, da einer, wie Blitze, die ein Gewitter ankündigen, bemerkte sie nicht.
    »Yelan, es kommen mehr!« Revyn stieß mit dem Schwert einen Reiter zur Seite und ritt neben sie. Sein Blick irrte durch den umliegenden Wald. »Da sind noch mehr, lass uns verschwinden!«
    Erneut zischte ein Pfeil aus dem dunklen Dickicht. Revyn riss Yelanahs Kopf herunter; das Geschoss pfiff über sie hinweg und bohrte sich in den Balken eines Karren. Wildes Kampfgebrüll schwoll an. Reiter brachen aus dem Unterholz. Revyn und Yelanah starrten auf die fremden Angreifer, die aus allen Richtungen auf sie zustürmten. Mit wildem Geschrei jagten sie in die Drachenmassen hinein und stießen den Tieren ihre Lanzen und Speere in die Beine. Yelanah schrie vor Entsetzen.
    »Der da!«, erklang ein Ruf. Revyn fuhr herum. Der Mann, der gerufen hatte, war über und über mit Ruß bestrichen, sodass die weißen Augäpfel und Zähne gefährlich leuchteten. Sein Schwert deutete auf Revyn. »Der da!« Augenblicklich lenkten mehrere Reiter ihre Pferde auf Revyn zu. Isàn bäumte sich auf. Yelanah warf ihren Speer. Er riss einen der Männer vom Pferd, die anderen galoppierten weiter.
    »Los, Yelan!« Revyn drängte Isàn vorwärts und hob sein Schwert. Die fremden Angreifer holten sie ein. Und da endlich erkannte Revyn sie. Erkannte ihre dunklen Haare, ihre scharfen Gesichtszüge, ihre Kleider …
    Mehrere Hände versuchten, ihn zu packen und von Palagrin zu zerren, während er mit dem Schwert um sich stieß. Dann traf ihn ein Stein am Hinterkopf. Palagrin galoppierte alarmiert los, aber Revyn konnte sich nicht auf seinem Rücken halten. Die Hände an seinen Armen krallten sich fest und zerrten ihn zurück.
    Das Letzte, was er sah,

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