Das Drachentor
zurückbrachten.
Sein Schluchzen wurde das ihre. Mochte sie doch niemals gehen, mochte sie für immer bei ihm in dieser Finsternis bleiben!
Das werde ich, versprach ihm der unsichtbare Geist. Revyn seufzte leise und spürte zugleich, wie ihm Tränen der Erleichterung über das Gesicht liefen.
Er konnte mit Yelanah in Gedanken reden wie mit den Drachen.
Ihre Stimme war ein Hauchen, das manchmal zu fremden Worten oder wortlosen Klängen zerrann.
Octaris sagte, es sei dein Schicksal.
Dass ich hier bin, soll mein Schicksal sein.
Alasar ist dein Schicksal. Und das, was er von dir erwartet.
Hat Octaris gesehen, dass ich hier in der Dunkelheit liegen und sterben würde? War das mein Schicksal?
Nein … Dein Schicksal ist es, die Drachen zu zähmen, um den größten Krieg unserer Zeit zu ermöglichen.
Nein. Das werde ich nie tun, niemals! Ich kann, ich will die Drachen nicht zähmen. Ich will nicht der Feind werden, den ich bekämpfe!
Doch … Niemand entgeht seinem Schicksal.
Aber du, du würdest mir nie verzeihen.
Ich verzeihe dir dein Schicksal … Du musst es tun, Revyn. Du musst nur überleben. Und dann können wir die Drachen gemeinsam wieder befreien. Lange konnte Revyn nichts auf diesen Gedanken erwidern. Er füllte seinen Kopf aus wie gegossenes Blei.
Nein, dachte er schließlich. Nein, nein. Du könntest mir verzeihen? Aber wie könnte ich mir verzeihen?
Da verebbte Yelanahs Stimme. Nur ein leises Murmeln, wie ein Windhauch, blieb zurück. Du musst … Du musst … Dies ist dein Schicksal im großen Schicksal der Welt. Revyn spürte, wie ihm brennende Tränen über die Wangen liefen. Es war gar nicht Yelanahs Stimme, die er hörte. Er hörte seine eigene, feige Stimme!
Du musst die Drachen zähmen, für einen Krieg, der die Welt verändern wird …
Du kannst dich nicht gegen das Schicksal stellen! Es ist ein mächtiges Meer, ein donnernder Mahlstrom, und er wird dich mitreißen, ganz gleich was du versuchst!
Du musst die Drachen fangen, sie alle. Nicht für Alasar. Sondern für das Schicksal der Drachen. Ihr Schicksal steht fest. Du kannst nichts daran ändern, du musst tun, was von dir verlangt wird …
Und du musst überleben! O bitte, bleibe am Leben … frage nicht, warum es kostbar ist, aber klammere dich daran. Es ist alles, was uns gegeben wird … Die Angst ums Leben fragt nicht nach Mut oder Feigheit, nach Ehre oder Gewissen …
Octaris sagte, dass du hier deine Bestimmung finden würdest, nicht den Tod! So wähle deine Bestimmung …
Revyn ließ all diese Gedanken zu. Sie zogen ihm durch den Kopf wie ein dahinströmender Fluss aus Ängsten und Sehnsüchten und schwemmten ihn fort von seiner Entschlossenheit, fort von dem Schwur, den er Yelanah geleistet hatte.
Denn das hier war tatsächlich, wie König Octaris gesagt hatte, seine Bestimmung. Revyn war ihr hilflos ausgeliefert. Er war einer der Ahirah und in seinem schwachen Körper pochte die Macht des Schicksals … Daran konnte er ebenso wenig verändern wie an seiner Gefangenschaft. Ebenso wenig wie an seinem Charakter - und der war es, der ihn zu einem der Ahirah machte.
Das Abkommen
Magaura stieß einen keuchenden Laut aus, als sie Alasar und sein Gefolge entdeckte. Sie drängte sich an den anderen Höhlenkindern vorbei und lief auf sie zu. »Was ist passiert?« Ihr Blick irrte über die Krieger. Sanft, aber bestimmt drehte Alasar sie um und zog sie weiter durch die Hallen.
»Nehmt die Drachen und bringt sie zu den anderen«, befahl er den Höhlenkindern. »Verarztet die Verwundeten.«
»Alasar«, sagte Magaura eindringlich. »Was ist passiert? Als ihr gegangen seid, wart ihr doppelt so viele.« Er sah sie an. Als sie begriff, was geschehen war, füllten sich ihre Augen mit Schrecken.
Schweigend schritt sie neben ihm her, während die Höhlenkinder von überall zu ihnen kamen, Verwundete und Drachenkarren fortbrachten und Fragen murmelten. Immer wieder drehte Magaura sich zu Alasars Kriegern um. Blut und Dreck beschmierten ihre Kleider und viele hatten Verletzungen. Gesichter tauchten in ihrer Erinnerung auf, Gesichter, die sie jetzt nicht mehr unter den Kriegern entdeckte. Sie hielt Ausschau nach Rahjel und stellte erleichtert fest, dass er hinter ihr und Alasar ging und nicht verwundet schien. Tivam folgte ihnen etwas weiter hinten und sah sich nervös um. Magaura presste die Lippen aufeinander. Tivam war viel zu jung, um Alasar und Rahjel auf ihren Beutezügen zu begleiten. Die schrecklichen Dinge, die er gesehen haben
Weitere Kostenlose Bücher