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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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hatte er darauf gewartet, diese Worte auszusprechen! »Jetzt ist deine Zeit vorbei, alter Mann, denn meine hat begonnen. Ich fordere dich zum Kampf auf Leben und Tod, und ich werde erst ruhen, wenn dein Blut an meiner Klinge klebt.«
    Helrodir zog an den Zügeln, als sein Drache unruhig zurückwich. »In allen Winkeln des Kontinents habe ich Krieger getötet, doch Abschaum wie dich hätte ich mit keiner Schwertspitze berührt! Was habe ich dir also angetan?«
    Alasar zog sein Schwert und richtete die Klinge auf den König. »Vor langer Zeit hast du mir alles genommen. Nun werde ich dir alles nehmen. Du hast dein Leben lang Länder erbeutet wie ein Räuber und ein Mörder und jetzt wirst du den Preis bezahlen! So ist das Leben, du hast lange genug nach den Regeln gespielt.«
    König Helrodir keuchte vor Zorn. Dann starrte er Ardhes an. »Du hast einen Verrückten geheiratet! Hast du auch deinen armen Verstand verloren, als du deiner Mutter in den Rücken gefallen bist?«
    Alasar sah aus den Augenwinkeln, wie ein Lächeln über Ardhes’ Lippen glitt. »Eine Verräterin verdient nichts anderes, als verraten zu werden.«
    König Helrodir durchbohrte sie mit seinem glühenden Blick. Dann hob er seine Peitsche. »Jugend hin oder her, jetzt werdet ihr meine Feindschaft kennenlernen! Selbst meine Liebe zur Familie kennt Grenzen!«
    »Grenzen«, sagte Ardhes bebend. »Sagt mir, König Helrodir … wo genau liegen sie bei der Liebe zu einer Cousine? Und der zu einem Bastard?«
    »Verdorbene Brut, alle beide! Du wirst in dieser Schlacht sterben, du myrdhanischer Köter! Und du, Ardhes - du wirst auf dem Schafott enden, das versprech ich dir!« Er trieb seinen Drachen an und kehrte um. Donnernder Jubel brach bei den Haradonen aus, als sei die Schlacht bereits gewonnen.
    »Keine Angst«, sagte Alasar leise, ohne Ardhes anzusehen. »Das nächste Mal, wenn du ihn siehst, hängt er an einer Lanze. - Hya !« Er gab seinem Drachen die Sporen und galoppierte zum Heer zurück. Als er die Faust in die Luft stieß, erhob sich tosender Lärm. Seine Krieger setzten sich in Bewegung wie eine Flutwelle, die nach einem gewaltigen Aufstreben endlich niederstürzt.
    »Infanterie vor!«, rief Alasar den Hornbläsern zu.
    Die Signale erklangen bis ans hinterste Ende des Heeres. Die Kavallerie und die Drachenkrieger machten Platz für die Männer und Frauen, die nach vorne liefen, von den Höhlenkriegern halb angefeuert und halb gehetzt.
    »Rennt!«, schrie auch Alasar der Menschenmasse zu, die an ihm vorbeispülte. »Schneller! Schneller!«
    Ardhes war bei ihm angekommen. Sie war kaum Herr ihres Drachen, der vor den voranstürmenden Menschen scheute und sich aufbäumte. Alasar griff nach den Zügeln und brachte ihn wieder unter Kontrolle.
    »Zurück in dein Zelt!«, befahl er Ardhes. Sie konnte ihn nicht hören, doch sie nickte und lenkte ihren Drachen herum. Kurz folgte Alasar ihr mit dem Blick, wie sie in die entgegengesetzte Richtung des Heeres ritt und sich einen Weg durch das Getümmel bahnte. Dann wandte Alasar sich wieder um und hielt nach Tivam Ausschau. »Tivam!«, schrie er. »Tivam!«
    »Hier!« Er kam angaloppiert und zügelte seinen Drachen direkt neben Alasar. Erleichtert schlug Alasar ihm eine Hand auf die Schulter, dann sah er nach vorne. Inzwischen war ein Großteil des Schlachtfelds von ihrer Infanterie eingenommen. Von der anderen Seite drängten die Haradonen näher, und mit ihnen schwoll der Lärm von Marschtrompeten an wie das Summen eines monströsen Wespennests. Die Legionen der Drachenkrieger galoppierten in der ersten Reihe. Von den Seiten schlossen sich ihnen die Kavallerien der Pferdereiter an. Erst dahinter folgte die haradonische Infanterie. Alasar spürte das Pochen seines Herzens in den Schläfen und am Hals. Oder war es das Beben der Erde, die unter den Tausenden Schritten erzitterte? Alasar blickte abermals zurück. Verglichen mit den Haradonen war seine Armee eine unorganisierte Horde durcheinanderwuselnder Körper.
    »Formieren!«, schrie Alasar aus Leibeskräften. »Windreiter bereit machen! Abheben !« Er wandte sich wieder dem Schlachtfeld zu. Sekunden, nur noch Sekunden, dann würde die Front zusammenstoßen, Haradons Drachenkrieger gegen seine Infanterie …
    Aber da - da entdeckte Alasar Fußsoldaten, die die Flucht ergriffen! Seine eigenen Krieger flohen vor den Feinden, als ihnen klar wurde, dass sie zu Fuß gegen Drachenkrieger antreten sollten. Noch dazu waren die Windreiter Haradons in Sicht gekommen

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