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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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und feuerten ihre Pfeile ab.
    »Windreiter!«, brüllte Alasar. »LOS JEEETZT!«
    Endlich verbreitete sich sein Befehl. Schatten rauschten über Alasar hinweg. Gebannt beobachtete er, wie seine Windreiter gegen die Haradonen anflogen. Die Luft füllte sich mit Pfeilen.
    »Lasst keine Fußsoldaten entkommen!«, befahl Alasar den Drachenkriegern in seiner Nähe. »Treibt sie zurück!«
    Längst hatte Kampflärm die Schlachthörner übertönt. Von hier hinten aus konnte Alasar nicht viel von dem Gemetzel sehen, doch der Wind trug die Schreie zu ihm. In der Luft war der Kampf der Windgarden undurchschaubar geworden. Ob Haradonen oder Myrdhaner fielen, konnte niemand mehr sagen.
    »Noch nicht«, befahl Alasar den Drachenkriegern, die auf sein Kommando warteten. »Schickt die Kavallerie vor.«
    Die Reiter auf Pferden preschten an ihnen vorbei und stürzten sich ins Getümmel. Die meisten von ihnen waren Soldaten aus Awrahell. Alasar blickte zum Himmel auf. Die Zahl der Windreiter war deutlich geschrumpft. Noch ein paar Minuten, dann würde er seine Drachenkrieger in die Schlacht führen. Aber solange es Pfeile von oben hagelte, waren ihre Drachen zu kostbar, um sie einzusetzen … Alasar merkte, dass der Schwertgriff in seiner Faust feucht vor Schweiß war. Ja, es war Angstschweiß. Das haradonische Heer war organisiert und bestens gerüstet, er konnte dem nur Masse entgegensetzen. Was, wenn sein Plan nicht aufging …? Er atmete heftig. Gleich würden sie losreiten. Nur noch eine halbe Minute.
    Alasar wandte sich Tivam zu und legte wieder eine Hand auf seine Schulter. »Tivam«, begann er. Der Schlachtlärm schien sie wie eine Glocke zu umschließen. »Von all den Tausenden Menschen hier gibt es einen, den ich liebe. Das bist du. Du bist alles, was ich habe. Meine … meine Familie. Wenn dieser Tag vorbei ist und die Welt uns gehört, dann werden wir wirklich Brüder sein, zusammengeschweißt in Blut. Und was ich noch sagen wollte … Ich will, dass du nach mir Herrscher wirst. Ich gebe dir alles, was ich habe. Ohne dich wäre ich nichts.«
    Er zog ihn zu sich heran und schloss ihn fest in die Arme. Tivams Finger gruben sich in seinen Rücken, dass es wehtat. Dann ließ Alasar ihn los und klopfte ihm auf die Schulter. Tränen standen in Tivams dunklen Augen, aber er sah ihn nicht an.
    »Bleib im Kampf an meiner Seite, Tivam. Wir rücken aus!« Alasar zog sein Schwert. »Männer - kämpft! Tötet! Und siegt!«
    Sie galoppierten los. In der Geschwindigkeit verschwamm alles und vor Alasars Augen zerliefen Gestalten zu einem zuckenden Albtraum. Er stürzte sich geradewegs hinein. Kein Gedanke folgte ihm ins Chaos, er ließ alles zurück. Nur eins wusste er. Sein ganzes Sein war jetzt nur noch darauf ausgerichtet: König Helrodir würde durch seine Hand sterben.
    Revyn sah die Soldaten in die Schlacht schreiten, Reihe um Reihe, und niemand hörte seine Rufe. Er riss und rüttelte an den Gitterstäben, doch es war alles hoffnungslos. Tränen brannten in seinen Augen, als er die Garden der Windreiter sah, die über ihn hinwegflogen.
    Sie sind alle verloren. Er lehnte sich gegen die Stäbe und atmete schwer.
    Nhoar sah ihn dunkel an. Der Drache antwortete nicht. Er schwenkte den Kopf hin und her, ganz langsam erst, dann schneller. Seine Augen wirkten tot. So viele sterben … Der Ruf der Unwirklichkeit …
    Revyn schlang die Arme um Nhoar und legte das Gesicht an seinen Hals. Hör nicht hin! Hör nicht auf den Ruf. Wenn all unsere Geschwister sterben, dann müssen wir überleben, damit es eine Zukunft gibt! Sei stark …
    Eine vertraute Stimme meldete sich in Revyn, doch sie war schwach und verschwommen. Er drehte sich um und streckte seine Hände durch die Gitter nach Palagrin aus. Mit den Fingerspitzen erreichte er seine weichen Nüstern. Was sagst du, Bruder?
    Du musst Yelanah warnen … nicht dasselbe zu versuchen wie du. Wir sind hier verloren, Revyn … wir können nicht gerettet werden. Sieh dich um, die Gefangenen können nicht mehr sprechen! Als sie sich den Menschen ergaben, sind sie zu Sklaven geworden … Es gibt kein Zurück mehr.
    Nein, es muss einen Weg -
    Erinnere dich an die Dar’hana , die Yelanah aus Logond befreit hat! Sie sind alle dem Ruf der Unwirklichkeit gefolgt … Bei den Menschen sind wir unterdrückte Tiere. Wenn wir das nicht mehr sind, sind wir nichts … Es gibt keinen Weg zurück, wenn man sich einmal verloren hat.
    Revyn blickte zur Seite und atmete zitternd aus. Die Hornsignale der Schlacht

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