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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Schwert in verkrampften Fäusten. Noch tropfte Blut von der Klinge, aber er hatte zu kämpfen aufgehört. Verwirrt wich er den Lichtstrudeln aus, die überall dort aufstoben, wo sich Drachen auf lösten.
    Mitten im Galopp war sein Drache durchgedreht. Alasar spürte noch immer den Schock in sich aufspringen, als er dem Drachen die Peitsche gegeben hatte und der Körper unter dem Schlag zerfallen war wie ein Gebilde aus Sand. Vielleicht war es ein elfischer Zauber, den die Haradonen gewirkt hatten. Doch ihre Drachen verschwanden ebenso.
    Egal - diese Verschwörung, wer sie auch angezettelt haben mochte, würde Alasar nicht den Sieg kosten. Er würde erreichen, wofür er gekommen war, ob mit oder ohne Drachen!
    Angespannt bahnte er sich seinen Weg durch die Schlacht. Immer wieder drehte er sich um, um Angriffe rechtzeitig zu bemerken oder dem seltsamen Lichtstaub auszuweichen. Hin und wieder sah er zum Himmel hoch, doch es fielen kaum mehr Männer. Die meisten Drachen waren bereits zerfallen.
    Ein haradonischer Reiter auf einem Pferd preschte durch die Menge der Kämpfenden und ließ sein Schwert sausen. Jetzt waren die Krieger der Kavallerie am stärksten. Alasar zerrte einen Bogen und Pfeile aus den Armen eines Toten, erschoss erst das Pferd und dann den Reiter. Ihre Todesschreie vereinten sich, als Mann und Tier zur Seite kippten. Alasar ging an den Leichen vorbei. Sein Blick irrte über die Kämpfe. Schwer zu sagen, ob sein Heer dabei war, zu gewinnen - an einer Stelle stürzten sich fünf Haradonen auf einen einzigen Höhlenkrieger, dahinter schlugen mehrere myrdhanische Bauern einen haradonischen Reiter nieder, und dazwischen taumelten schreiende oder schreckensstumme Menschen umher, schützten sich wimmernd vor den Staubfunken oder hielten entsetzliche Wunden. Sie alle wirkten gar nicht mehr wie Wesen aus Fleisch und Blut - mehr wie gespensterhafte Figuren des Wahnsinns.
    Alasar zuckte zusammen und presste die Schulter gegen sein Ohr. Wieso hörte er bloß dieses Sirren? In seinem Kopf hallte ein klirrender Ton, als wäre soeben etwas neben ihm explodiert. Irgendwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu …
    Alasar blickte sich um und lief dann auf einen Haradonen zu. Manchmal musste er sich mehreren Angreifern auf einmal widersetzen, dann waren nur Leichen um ihn herum. Er tauchte ins Dickicht schlagender, schreiender Körper ein und wieder auf, als würde ein wiederkehrender Fiebertraum über ihn hinwegschwemmen.
    Dann sah er gelbe Fahnen flattern. König Helrodir stand, umgeben von Leibwächtern, auf seinem Drachenwagen und mähte die angreifenden Myrdhaner nieder, sodass sie ein Feld aus Toten umgab.
    Alasar stieß sein Schwert in die Erde und nahm seine verbliebenen Pfeile zur Hand. Er schoss auf einen der Leibwächter und traf ihn in die Brust. Auch einen zweiten und dritten konnte er ausschalten, dann hatte er keine Pfeile mehr übrig und zog sein Schwert wieder aus dem Boden.
    »Helrodir!«, brüllte er. Verfluchtes Sirren in seinem Kopf! Er hörte seine eigene Stimme nur verschwommen. »Alter Mann!«
    Einer der Leibwächter griff ihn an. Alasar parierte seinen Schwertstreich, drehte sich zur Seite und stieß dem Mann seine Klinge zwischen die Rippen. Endlich wurde der König auf ihn aufmerksam. Die Lippen zurückgezogen wie Lefzen und die Zähne zusammengebissen, riss König Helrodir einen Speer aus einem Toten und feuerte ihn nach Alasar. Alasar trat rechtzeitig zur Seite. Der Speer bohrte sich in den Schnee, Alasar zog ihn wieder heraus und tötete damit einen angreifenden Leibwächter.
    »Kämpf mit mir!«, schrie er. »Kämpf wie ein Mann!«
    Helrodir hatte sein Schwert in beide Hände geschlossen, sprang vom Wagen und kam mit großen Schritten auf ihn zu. Der Wind wehte eine Woge funkelnden Drachenstaubs zwischen sie und verwandelte Helrodir in einen verwischten Schemen. Alasar hob sein Schwert in Bereitschaft.
    Mit einem Mal trat der König aus der Staubwolke. Sein Hieb kam von oben. Das Metall ihrer Klingen kreischte, als Alasar den Schlag abwehrte. Diese Kraft hatte er nicht von Helrodir erwartet. Umso heftiger spürte er den Drang, den König zu besiegen.
    Ihre Klingen glitten zischend voneinander ab. Sofort holte Alasar aus, doch Helrodir war schneller. Sein Schwert sauste auf Alasar zu. Wieder parierte er. Die Klingen bebten. Alasar musste zwei Schritte zur Seite weichen. Helrodir setzte hinterher.
    Alasar stieß nach vorne, um Helrodir unter der Brust zu durchbohren, aber der König schlug

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