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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wasserbottiche aufgestellt. Am Abend davor hatten sie ihre Uniformen zur wöchentlichen Wäsche abgeben müssen, doch als Revyn sich mit den anderen Drachenkriegern in die offene Halle drängte, wurde ihm bewusst, dass die Wasserbottiche gar nicht für die Uniformen gedacht waren - die lagen bereits frisch und ordentlich zusammengefaltet in einem langen Regal. Das Einzige, was noch der Sauberkeit bedurfte, waren sie selbst.
    Einige Männer hatten sich bereits darangemacht, ihre Unterhosen abzulegen und in einen Wasserbottich zu steigen. Andere übergossen sich einfach mit Wassereimern und schrubbten sich mit langen Bürsten, bis ihre Haut krebsrot leuchtete. Etwas verzagt stand Revyn in der geschäftigen Menge. Bis jetzt hatte er sich immer in seiner Kammer gewaschen. Alleine.
    Wo waren eigentlich Capras, Twit und Jurak? Eine Weile spähte Revyn um sich und spürte einen Stich der Eifersucht: Bestimmt hatten die drei sich rechtzeitig gedrückt. Natürlich, Capras würde sich nie einer derartigen Demütigung aussetzen! Aber dann entdeckte er doch Jurak, der bibbernd dastand und sich von Capras und Twit mit Wasser überschütten ließ, die das Ganze offensichtlich höchst amüsant fanden. Irgendwie hatte Revyn nicht die rechte Lust, sich seinen grinsenden Freunden anzuschließen.
    Und wo waren die Zähmer? Revyn konnte sich Wedym kaum hier vorstellen. Vielleicht hatte er eine Sondererlaubnis bekommen, dem großen Bad fernzubleiben - der alte Zähmer war auch nicht in die Kampfausbildung eingezogen worden. Irgendjemand musste sich schließlich weiterhin um die neuen Drachen kümmern. Neben Wedym war dieses Privileg nur noch den weiblichen Zähmern zuteilgeworden. Revyn seufzte sehnsüchtig, als er an Lilibs Glück dachte.
    Dann hörte er eine bekannte Stimme irgendwo im Lärm. Er drehte sich verwundert um - und da sah er ihn, inmitten der halbnackten Männer, Meister Morok.
    Er war komplett bekleidet, doch das war nicht der einzige Grund, wieso er zwischen all den Badenden auffiel. Sein breites Gesicht war in Revyns Gedächtnis fast schon verblasst. Ihn so plötzlich und unerwartet wiederzusehen, versetzte ihm einen Schock. Noch dazu in einer solchen Situation!
    Aber es war zu spät, sich zu verstecken. Laut und fröhlich drängte er sich an den Wasserbottichen vorbei, genau in Revyns Richtung. »Los Männer, keine Katzenwäsche! Putzt euch raus für unseren König! Und vergesst nicht die empfindlichen Nasen der Königin und der Prinzessin von Awrahell!«
    Von irgendwo rief jemand: »Wieso, die Königin und ihre Tochter sind Gestank doch gewohnt: In Awrahell leben die Elfen!«
    Die Bemerkung erntete derbes Gelächter und auch Meister Morok grinste. Dann fiel sein Blick auf Revyn, der das Gefühl hatte, als würde er mit eisigem Wasser übergossen. »Ah - Revyn!«, rief der Händler laut. Im nächsten Augenblick war Meister Morok bei ihm angekommen, hatte einen nassen Waschlappen aus einem Wassertrog gefischt und Revyn auf den Kopf geklatscht.
    So stand Revyn da, mit einem tropfenden Stoffstück auf den Zöpfen, entblößt bis auf die knielange Unterhose vor dem Mann, dem er sein neues Leben zu verdanken hatte.
    »Na, hier drückt sich niemand vor der Sauberkeit!« Entschlossen zog Meister Morok ihn vor einen Bottich, füllte einen Eimer mit Wasser und kippte ihn über Revyn aus. Revyn schnappte nach Luft. Eiskalt strömte es ihm über Brust und Rücken.
    »Bist kräftiger geworden, Junge«, bemerkte der Händler. »Hier gibt’s mehr zu essen und mehr zu arbeiten, was? Ich seh dir an, dass es dir gut bekommt. Ach, aber deine Haare - immer noch struppiger als Feuerreisig!« Er zog an einem Zopf und goss gleich einen zweiten Wassereimer hinterher. Den Waschlappen hatte er inzwischen wieder in die Hand genommen und klatschte Revyn damit ein paarmal auf die Schultern. Revyn bezweifelte, dass das der Reinlichkeit irgendwie dienlich war.
    »Was tut Ihr hier?«, fragte er endlich, als seine Zähne nicht mehr klapperten.
    Meister Morok lächelte ihm offen ins Gesicht. »Ich kümmere mich um dieses und jenes und bin überall. Irgendwer muss schließlich dafür sorgen, dass ihr jungen Drachenkrieger euch wascht, manche von euch brauchen ja fast noch eine Mutter!« Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Und wo du schon fragst, Revyn - ich sorge auch ein wenig dafür, dass es unserem König und seiner hohen Begleitung nicht zu langweilig wird, während sie Logond besuchen. In ein paar Wochen werden wir Turniere veranstalten, wo ihr

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