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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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meine ich mehr Ehre als sonst!« Das vereinzelte Lachen und Grinsen quittierte Korsa mit einer ernsten Miene. »Glaubt mir, nur weil ich nicht jeden von euch erwische, weiß ich trotzdem, was ihr anstellt. Regel Nummer eins, wenn der König hier ist: Niemand, und ich meine niemand, stiehlt sich nachts in die Stadt! Wen ich morgens erwische, wie er die Treppen hochkommt - und sollte er auch nur einen Tropfen Bier im Blut haben -, der wird seines Lebens nicht mehr froh. Der Krieg steht bevor, Männer. Wir sind nicht zum Spaß hier. Wir sind Krieger. Benehmt euch auch so!«
    Die Drachenkrieger antworteten mit einem zackigen »Jawohl!« Aus den Augenwinkeln sah Revyn, dass sogar Twit mit aller Inbrunst gerufen hatte.
    Korsas Blick schweifte eine Weile durch die Menge, dann trat er zurück: »Unsere ehrenwerten Stadträte werden euch nun einige Umgangsformen beibringen. Vergesst sie nicht!« Diese letzte kurze Ansprache hätte die Drachenkrieger erahnen lassen können, dass nun eine Serie von Lächerlichkeiten folgen würde. Aber die Stadträte übertrafen alle Erwartungen.
    Es war einfach zu komisch. Die drei Ratsherren traten vor und leierten endlose Tiraden herunter, wie die Drachenkrieger sich dem königlichen Besuch gegenüber zu verhalten hatten. Von der Anrede - sollte man denn je in den Genuss kommen, die königlichen Herrschaften ansprechen zu dürfen - bis hin zu den Verbeugungen, dem streng eingeschränkten Blickkontakt und den albernen Gebärden, die angeblich Ehrenbezeugungen darstellen sollten, wurde alles mehrfach erklärt, vorgeführt, geübt und wiederholt. Revyn und seine Freunde mussten sich zusammenreißen, nicht laut loszuprusten. Den anderen Kriegern schien es ähnlich zu gehen. Überall wurde gegrinst, gekichert und offen gelacht.
    Nachdem die Stadträte sich wieder in ihre Gemächer im Rathaus zurückgezogen hatten, traten die Kampflehrer vor. Augenblicklich schlug die Stimmung unter den Kriegern um.
    Ganz Logond, wurde schlicht verkündet, werde sich von nun an ändern. Fortan würden einfache Bürger das Stallausmisten oder Kochen für die Krieger übernehmen, denn jeder Soldat musste jetzt in die Kampfausbildung. Auch die Drachenzähmer.
    Danach wurden lange Namenslisten verlesen und die Krieger in unterschiedliche Kampfgruppen eingeteilt, zu denen Bogenschießen, Schwertkampf, Lanzenwurf und unbewaffneter Nahkampf gehörten. Im Verlauf des Tages sollten die fortgeschritteneren Krieger von den unerfahrenen in Probeturnieren getrennt werden. Revyn hätte, auch ohne sich mit seinen Kameraden über den staubigen Boden zu wälzen und mit einem Holzschwert durch die Luft zu stochern, sagen können, dass er zu Letzteren gehörte. Mit zerzausten Haaren und blauen Flecken trottete er endlich in seine Gruppe, wo bereits Männer mit dem gleichen Schicksal auf ihn warteten. Twit, der schließlich schon vorher in der Kampfausbildung gewesen war, kam gleich in die ranghöchste Einheit und durfte sogar die Anfänger unterrichten. Jurak und Capras wurden einer mittleren Fähigkeitsstufe zugeordnet.
    Den Vormittag über wurde Revyns Einheit der Schwertkampf beigebracht, denn das Schwert war die Hauptwaffe der Drachenkrieger. Sie übten mit Waffen, die fast so lang wie Revyn waren, aber dabei leicht genug, um auch nur mit einer Hand geführt zu werden, schließlich mussten sie in der Schlacht immer eine Hand frei haben, um sich am Drachen festzuhalten.
    Am Nachmittag kämpften sie mit Speeren und Lanzen und ritten auf Drachen über den Übungsplatz, bis den Tieren und Männern der Schweiß rann. Viele Männer hatten nur selten einen Drachen geritten und konnten sich kaum auf den Tieren halten. Ganz anders als mit den Waffen war Revyn hier einer der Besten. Verglichen mit den wilden Drachen, die er sonst ritt, manchmal sogar ganz ohne Sattel und Zaumzeug, war die Reitstunde ein gemütlicher Spaziergang.
    Trotzdem schleppte Revyn sich abends erschöpfter als sonst in die Speisehalle. Auch Capras, Twit und Jurak waren überraschend schweigsam und gingen nach einem kurzen, friedlichen Würfelspiel mit den anderen Drachenkriegern zu Bett. Revyn schlief in dieser Nacht tief und fest und erinnerte sich später an keinen Traum. Am nächsten Morgen wurde die Kampfausbildung viel zu früh fortgesetzt.
     
    Als der königliche Besuch in Logond eintreffen sollte, sah Revyn Meister Morok wieder.
    Die Soldaten und Drachenkrieger wurden kurz vor Sonnenaufgang geweckt. In einer Halle, die hinter dem Rathaus lag, waren große

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