Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
hatte sich blutrot verfärbt, und Schatten schoben sich über den Sportplatz wie Krallen.
Noch ein letzter Versuch, die Sache zivilisiert zu regeln, ehe es brutal wurde. »Ich will nur wissen, was der Junge gesehen hat, weiter nichts. Euer Boss ist mir völlig egal.«
Eine dritte Stimme: »Tja, aber du bist ihm nicht egal.«
Sie schleiften mich über den Parkplatz zu einem Range Rover mit verdunkelten Scheiben.
Ich versuchte ein paar Schritte auf meinen Wagen zuzugehen. »Ich muss noch was aus dem Auto holen.«
»Sei kein Idiot, Haggisfresser.« Die Pelzpranke drückte auf den Knopf der Zentralverriegelung. »So, steigst du jetzt schön brav ein, oder müssen wir erst die armen Kinder traumatisieren, indem wir auf deinem Kopf rumtrampeln?«
»Ich will nicht –«
»So oder so, du steigst jetzt ein.«
Mit erhobenem Kopf, das Kinn gereckt, stieg ich auf die Rückbank des Geländewagens. Pelzpranke setzte sich ans Steuer, seine Kumpel nahmen die Plätze links und rechts von mir ein. Der Aftershave-Gestank war so heftig, dass es mir fast hochkam.
Der Wagen rollte langsam durch das Tor und auf die Hauptstraße hinaus.
»Wohin fahren wir?«
»Schnauze, Haggisfresser. Du redest, wenn ich es dir sage, kapiert?«
Fünf Minuten später hielten wir auf einer schmalen, von Bäumen gesäumten Landstraße, inmitten von Wiesen und Äckern. Weit und breit kein Haus zu sehen.
Pelzpranke drehte sich auf seinem Sitz um und betrachtete mich eingehend. Er grinste. »Ed …?«
Eine Faust landete in meiner Magengrube – ein schneller, harter Schlag, der glühende Schockwellen durch meinen Körper jagte. Mein Oberkörper klappte nach vorn, die Luft entwich zischend aus meiner Lunge, während der Schmerz sich ausbreitete. Ich konnte nicht mehr einatmen. Hätte drauf gefasst sein müssen … O Gott …
»Durchsuch ihn.«
Hände wühlten in meinen Taschen.
Au …
»Oho, was haben wir denn da?«
»Ein Dienstausweis – unser schottischer Freund ist tatsächlich ein Bulle. Leck mich, hätte gedacht, dass ihr Typen ein bisschen schlauer seid.«
»Und ein hübsches Bündel Cash hat er auch hier drin. Was schätzte, wie viel das is’? Vierhundert? Fünf?«
Endlich strömte wieder Luft in meine Lunge.
Pelzpranke steckte meine Brieftasche ein. »Bist aber ziemlich weit außerhalb von deinem Revier, Haggisfresser. Belästigst hier Mr Whitakers Sohn, steckst deine Nase in Sachen, die dich nix angehen, und machst nix als Ärger. Bist wohl nicht besonders helle, was?«
Ed ließ ein gurgelndes Lachen vernehmen. »Nich’ besonders helle.«
Tja, da hatten sie wahrscheinlich recht.
43
Das Motorgeräusch des Range Rover klang jetzt anders – wir wurden langsamer. Schweißtropfen rannen mir übers Gesicht. Es war heiß hier, unter der schwarzen Kapuze, und ich bekam kaum Luft – mit jedem verzweifelten Atemzug legte sich der Stoff auf meine Nasenlöcher und meinen Mund.
Das Blut pochte hinter meinen Augen, wirbelte in den Ohren. Immer weiteratmen. Tiefe, ruhige Atemzüge.
Der Range Rover rumpelte über ein Hindernis hinweg und blieb stehen. Sie stellten den Motor ab, und ich konnte nur noch das Sirren eines Elektromotors hören. Dann ein dumpfer Schlag. »Auf geht’s, Haggis, wir sind daheim.«
Jemand riss mir die Kapuze vom Kopf.
Ich blinzelte. Hustete. Sog die kühle Luft in meine Lunge.
Es war eine Doppelgarage, groß genug für den Range Rover und einen Audi R8 – Steinwände, Regale mit Kisten voller Krempel und eine flackende Neonröhre.
Pelzpranke drehte sich um und grinste mich an. »Können wir loslegen?«
»Warum fängst du nicht schon mal –«
Ein scharfer, blitzartiger Schmerz explodierte in meinem Hinterkopf. Alles war plötzlich gelb, mit gezackten schwarzen Wellen, die von den Rändern her heranschossen.
»Gllk …«
Ich konnte meine Arme und Beine nicht mehr bewegen. Nichts funktionierte.
Ed zerrte mich aus dem Wagen und stützte mich, damit ich nicht hinfiel und ihnen den Garagenboden versaute. Er redete mit Pelzpranke, aber ich hörte nur wirres Gebrabbel.
Nicht kotzen. Nicht kotzen …
Sie schleppten mich eine Treppe hinunter: nackte Holzbalken an der Decke, noch mehr summende Neonröhren, ein Geruch nach Feuchtigkeit und Schimmel.
Und dann war alles plötzlich –
»Gah …« Kaltes Wasser strömte mir in den Hals, lief mir aus den Mundwinkeln wieder heraus und tränkte mein Hemd.
»So. Geht’s wieder, Haggis? Ich dachte im ersten Moment, Ed hätte ein bisschen zu kräftig zugelangt.«
Ich
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