Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
blinzelte, spuckte, hustete – bei jeder Konvulsion hatte ich das Gefühl, dass jemand meinen Schädel mit brennendem Öl vollpumpte.
Warum konnte ich mich nicht bewegen …?
Verdammt. Ich saß auf einem antik aussehenden Esszimmerstuhl, die Fußgelenke mit Kabelbindern an die Stuhlbeine gefesselt, die Arme hinter meinem Rücken an die Lehne gebunden. So mussten sich Steven Wallace und Ethan Baxter also gefühlt haben: ganz, ganz tief in der Scheiße.
Es war ein fensterloser Raum mit Lehmboden, kahlen Wänden und einer einsamen, nackten Glühbirne, die von der Decke baumelte. Wie es aussah, war ich nicht der Einzige, der hier in der Scheiße steckte – da saß noch jemand auf einem anderen Holzstuhl, mit einer grauen Staubdecke über dem Kopf, sodass nur ein nackter Fuß zwischen den Falten hervorschaute. Die Haut war rissig, verdreckt und voller Blutergüsse. Und auf der Staubdecke waren braune Flecken – getrocknetes Blut.
Fuck, fuck, fuck, fuck …
Der Esstisch, der zu den Stühlen gehörte, stand an der Wand direkt vor mir, die Oberfläche fleckig und zerkratzt. Pelzpranke lehnte sich dagegen und verschränkte die Arme. »Du kennst ja die Regeln hier? Oder muss ich sie für dich wiederholen?«
»Ich kenne die Regeln.«
Er nickte. »Warum schnüffelst du in Mr Whitakters Angelegenheiten herum?«
»Das tu ich nicht. Ich hab’s euch doch gesagt: Euer Boss ist mir vollkommen egal. Ich will nur wissen –«
Eds Faust krachte wieder in meinen Bauch. Diesmal hatte ich wenigstens Zeit, die Muskeln anzuspannen. Tat trotzdem säuisch weh.
Ich rang pfeifend nach Luft.
Pelzpranke sagte: »Na, na, du hast doch gesagt, du kennst die Regeln, Haggis. Geschwindelt wird nicht. Ist da eine Ermittlung im Gang? Bist du deswegen den weiten Weg gekommen von …« Er zog meinen Dienstausweis aus der Tasche. »Wo zum Teufel ist ›Oldcastle‹?«
»Der Gratulator hat meine Tochter. Ich muss –«
Ein weiterer Boxhieb trieb die Luft aus meiner Lunge und setzte meine Bauchmuskeln in Brand. Ich musste würgen.
»Gchhhh … Kannst du das vielleicht sein lassen!«
Ed grinste. »Nich’ besonders helle.«
»Also los, Haggis, raus mit der Sprache: Worum geht’s bei der Ermittlung? Irgendwer hat gesungen, ja? Aus dem Nähkästchen geplaudert?«
»Der Gratulator –«
Mein Kopf schnellte nach rechts. Blut dröhnte in meinen Ohren, ein taubes Gefühl breitete sich über meine Wange aus. Wie ein Stich von einer eins achtzig großen Biene mit einem Gesicht wie ein Hundearsch.
»Das kauf ich dir nicht ab, Haggis.«
»Der Gratulator hat meine Tochter. Er hat Dawsons Freundin. Dawson hat ihn gesehen. Er –«
Jetzt wieder in den Bauch. Ich beugte mich so weit wie möglich vor und versuchte den Schmerz zu ignorieren, während ich durch die zusammengebissenen Zähne atmete. »Ruft doch … Ruft auf dem Revier an und fragt !«
»Nee, so macht’s viel mehr Spaß.«
Ich nickte. »Okay, okay. Ich werde euch die Wahrheit sagen. Ich gehöre zu einem Sonderkommando, das gegen Drogenhändler in der Region ermittelt. Kollegen vor Ort sind alle vorbelastet, deshalb setzen wir auswärtiges Personal ein. Meine Bewegungen werden überwacht, und sie wissen genau, wo ich im Moment bin. Das ganze Gebäude ist verkabelt.«
»Und wer hat dir von uns erzählt?«
Mein Blick ging zu Ed und dann wieder zurück zu Pelzpranke. »Das kann ich euch nicht sagen.«
Hinter mir klatschte jemand langsam in die Hände. »Oh, bravo .« Eine weibliche Stimme, weich und melodisch. »Mir hat am besten gefallen, wie Sie Edward angeschaut haben. Als ob Sie versuchen, ihn nicht reinzureiten? Sehr clever.«
Sie trat an den Tisch. Hochgewachsen, elegant, in einem schwarzen Kleid und High Heels, mit langen braunen Haaren, die fast bis zum Po reichten. Hohe Wangenknochen, die Augenbrauen zu einem feinen Strich gezupft, dunkelroter Lippenstift auf einem kleinen, zarten Mund. Brillantohrringe, ein schlichter goldener Ehering am Finger. »Eugene, sei ein Schatz und nimm dem Herrn seine Papiere ab, und dann geh und überprüf ihn. Ach, und wenn du schon dabei bist, hol uns doch gleich das Party-Einsteigerpaket.«
»Kein Problem, Terri.«
Sie lehnte sich an den Tisch und schenkte mir ein bezauberndes Lächeln.
Dawson Whitakers Papa musste noch besser im Geschäft sein, als ich gedacht hatte, wenn er sich so ein spitzenmäßiges Vorzeigeweib leisten konnte.
»Sie haben nicht wirklich durch Edward von unserer kleinen Operation erfahren, nicht wahr? Sie haben Eugene
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