Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
zusammenbekommen. Wenn ich mit einer Handvoll Fünfpfundscheine im Westing auftauchte, würden Mrs Kerrigans Schläger mich im Rollstuhl nach Hause schicken.
»… komplizierter Bruch von rechter Speiche und Elle, sieben Zentimeter oberhalb des Handgelenks …«
Dann lass es halt. Geh einfach nicht hin. Solange ich auf Tauchstation ging, bis die Fähre heute Abend um sieben von Aberdeen ablegte, wäre ich aus dem Schneider.
»… streifenförmige Sägespuren an vierter und fünfter Rippe, passend zu einem Messer mit gezahnter Klinge …«
Na ja, vielleicht nicht aus dem Schneider, aber es würde mir ein bisschen Zeit verschaffen.
Und das alles hier würde immer noch auf mich warten, wenn ich zurückkäme.
Der Zeiger der Uhr in der Leichenhalle sprang auf elf Uhr dreißig – zweieinhalb Stunden sahen wir Professor Twining nun schon dabei zu, wie er die Knochen eines ermordeten Mädchens einen nach dem anderen in Augenschein nahm.
»… und ein Tee mit Milch und ohne Zucker.« Alf reichte mir einen Becher mit dem Aufdruck » BESTER PROKTOLOGE DER WELT! «.
»Danke.« Eins muss man diesen rechtsmedizinischen Assistenten lassen: Tee kochen können sie.
Twining streckte die Arme aus, die Finger gespreizt, als ob er das Zahlenschloss eines Safes knacken wollte. »Nun, ich glaube, wir können bestätigen, dass es sich um die Gebeine von Lauren Burges handelt.«
Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Arbeitsfläche. »Und dazu haben Sie nur zweieinhalb Stunden gebraucht. Dr. McDonald hat es nach fünfunddreißig Sekunden gewusst.«
Ihre Wangen röteten sich. »Na ja, die Lage des Kopfs war schon ein gewisser Hinweis – ich meine, es könnte auch noch andere Opfer geben, die er enthauptet hat, nur wissen wir nichts davon. Wir haben ja keine komplette Sammlung von Geburtstagskarten, und die meisten haben noch nicht das Stadium erreicht, wo er sie umbringt …« Sie räusperte sich und scharrte mit den Füßen. »Es war nur eine begründete Vermutung.«
Twining fuhr sich mit der Hand durch das strähnige Haar. »Bedauerlicherweise muss ich bei meiner Identifizierung sicherstellen, dass sie auch vor Gericht Bestand hat.« Er ging mit seinem Tee zu den zwei Flipcharts mit den Angaben zu Lauren Burges und deutete auf das vorletzte Foto in der Serie von Geburtstagskarten. »Sie war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot, als diese Aufnahme hier gemacht wurde. Schwer zu sagen, wenn keine inneren Organe mehr da sind, die man untersuchen könnte, aber nach den Fotos würde ich auf Herzversagen tippen, ausgelöst durch Blutverlust und Schock.«
Vielleicht hatte sie Glück gehabt – vielleicht war sie schon tot gewesen, als er sie aufgeschlitzt und ihre Eingeweide herausgerissen hatte. Vielleicht hatte Rebecca auch Glück gehabt …
Wieder verspürte ich dieses Brodeln und Brennen tief unten im Hals.
Twining tippte mit dem Finger auf die erste Karte. »Aufgrund der Unterschiede in Größe und Färbung der Blutergüsse zwischen diesem Foto und dem Zeitpunkt ihrer Ermordung würde ich sagen, dass Lauren wahrscheinlich über einen Zeitraum von sechs bis sieben Stunden gefoltert wurde. Maximal neun.«
Dr. McDonald sah zu mir auf. »Sie ist vier Tage vor ihrem Geburtstag verschwunden.«
»Ja …« Twining fixierte wieder die erste Karte. »Das würde zu ihrem Erscheinungsbild auf diesem Foto passen. Sie sieht aus, als hätte sie schon ein paar Tage in diesen Kleidern verbracht.«
Acht oder neun Stunden, die sie in einen Knebel aus Klebeband geschrien hatte, während er Namen in Rebeccas Haut geritzt hatte, ihre Kopfhaut mit Bleichmittel verätzt, ihr mit einer Zange die Zähne ausgerissen …
Ich stellte meine Teetasse ab und gab mir alle Mühe, meine Stimme ruhig zu halten. »Also …« Neuer Versuch. »Also bringt er sie immer erst an ihrem Geburtstag um, nicht eher. Er kidnappt sie, fesselt sie an einen Stuhl und lässt sie da sitzen, bis es so weit ist. Lässt sie warten.«
Dr. McDonald trat an den Seziertisch mit der Kollektion rötlich brauner Knochen. »Darf ich Laurens Schädel halten?«
Twining zuckte mit den Achseln. »Nun ja, ich wüsste, nicht, was dagegenspricht. Solange Sie ihn nicht fallen lassen.«
Ich trat hinaus auf den Gang und ließ die Tür der Leichenhalle hinter mir zufallen. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Dr. McDonald schniefte und fuhr sich mit dem Hand rücken über die Augen. Dann verfuhr sie ebenso mit den glitzernden Bahnen unter ihrer Nase. »Ich hab ein bisschen frische
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