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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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kurzgeschlossen.«
    Henry klappte seinen Kragen hoch und blinzelte in den Zeitlupen-Blizzard hinaus. Er sah nicht so toll aus, selbst für jemanden, der sich langsam, aber sicher ins Grab säuft. Hohle Wangen, eingesunkene Augen, die Haut fahl wie Pergament. Er schniefte, streckte die Arme aus und intonierte mit monotoner Reibeisenstimme:
    »Dann schlägt der Winter seine eisigen Krallen tief in die Herzen der Menschen und zieht hervor die langen, dunklen Nächte, rührt sie wieder mit der knochig weißen Hand des Todes …«
    »Lyrik? Mann, du bist ja echt gut drauf.«
    Achselzucken. »Mein Clownskostüm ist in der Reinigung, seit Ellie tot ist.« Er fuhr sich mit dem Finger unter der Nase durch und erwischte einen Tropfen. »Weißt du, was das Witzige an Albert Pearsons Beerdigung war? Der einzige Mensch, den ich da gekannt habe, war tot. Wozu also das Ganze? Wir sind jetzt alle tot, auch ich. Bloß dass ich mich noch ein bisschen bewege.«

Donnerstag, 17. November

22
    Die Küchenuhr tickte leise an der Wand, Sheba lag seufzend und zuckend auf einem mit Haaren übersäten karierten Sitzsack, und aus den beiden Schlafzimmern drangen gedämpfte Schnarchgeräusche. Ich saß an der Frühstückstheke und sah in den Garten hinaus. Sämtliche scharfen Konturen waren verschwunden, aufgeweicht durch zwanzig Zentimeter Neuschnee, und immer noch trudelten die Flocken aus dem blassgrauen Himmel herab. Hoch oben auf der Wäscheleine plusterte sich ein Rotkehlchen auf und beschimpfte lautstark alles und jeden in Hörweite.
    Von Henry und von Dr. McDonald war weit und breit nichts zu sehen gewesen, also war ich einfach reingegangen und hatte die Küche in Beschlag genommen. Ich hatte in den Fallakten geblättert und über Michelle, Katie und Rebecca nachgegrübelt, während das Ticken der Uhr den Tag in dünne, scharfkantige Scheiben zerlegte.
    Und jetzt war auch noch mein Kaffee kalt.
    Was sollte ich wegen Ethan Baxter unternehmen? Dieses Arschloch wollte einfach nicht lernen … Nun, morgen früh würde er eine Lektion bekommen, die er so schnell nicht vergessen würde.
    Vielleicht wurde es Zeit, dass Ethan einen Unfall hatte? Einfach mit ihm an einen abgelegenen Ort fahren und ihm eine Kugel durch den Kopf jagen. Dann wäre ein für alle Mal Schluss mit dem Quatsch.
    Eine Überlegung war es wert.
    Und wenn ich Ethan Baxter los war, musste ich mich dem nächsten Problem zuwenden: Mrs Kerrigan. Vier Riesen bis heute Mittag. Selbst wenn ich viertausend Pfund gehabt hätte, was nicht der Fall war, hätte ich keine Möglichkeit gehabt, ihr das Geld zukommen zu lassen – nicht von hier aus. Ganz zu schweigen von den restlichen fünfzehn.
    Wo zum Teufel sollte ich neunzehntausend Pfund herbekommen?
    Es war wie ein Gewicht, das auf meiner Brust lastete und mich auf den Hocker niederdrückte.
    Konzentrier dich erst mal auf das Machbare, dann kannst du dir immer noch Gedanken über den Rest machen.
    Viertausend bis heute war ein Ding der Unmöglichkeit: Mit der Fähre könnte ich frühestens morgen früh um sieben zurück in Aberdeen sein. Okay, ich könnte mir auch einen Flug von Sumburgh Airport erschwindeln – meinen Dienstausweis vorzeigen und etwas von einer dringenden Polizeiangelegenheit faseln –, aber was würde das bringen? Überstürzt nach Hause aufbrechen, nur um nicht zu verpassen, wie sie mir die Beine brachen? Vergiss es.
    Das Haus war eine Ruine, mein Auto nicht das Isolierband wert, das die hintere Stoßstange zusammenhielt, und ich hatte nichts mehr zu verkaufen. Nichts – es war alles weg. Und selbst wenn ich noch ein paar Perverse und Drogendealer auf den Kopf stellte und schüttelte, würden dabei maximal ein paar Tausend rausspringen, also blieb wieder die Frage, wie zum Teufel ich an neunzehntausend Riesen rankommen sollte …?
    Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. Ethan Baxter krebste doch nicht gerade an der Armutsgrenze rum, oder? Nein, Ethan fuhr einen Mercedes, Ethan wohnte in einem schönen großen Haus in Castleview, Ethan war sowieso mehr als fällig, warum also nicht gleich noch ein bisschen Kohle von ihm erpressen?
    War ja nicht so, als ob der Mistkerl es nicht verdient hätte. Und ich war mir sicher, wenn er vor die Wahl gestellt würde, im Wald verscharrt zu werden oder etwas für einen guten Zweck zu spenden , würde er sicher nicht zögern, einem alten Freund aus der Patsche zu helfen.
    Eigentlich würde ich ihm sogar einen Gefallen tun.
    Eine so gelungene Rationalisierung musste

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